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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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lief wie geplant, sollte er morgen auf einem Dampfer nach Südamerika sitzen. Er klappte einen dreibeinigen Hocker auseinander, setzte sich vor die Staffelei und gab sich in sein Gemälde vertieft.
    Sie sagte: » Dieser unheimliche, kleine, braune Kerl war heute im Atelier. Er sagt, du schuldest ihm ein Bild.«
    » Darüber bin ich längst hinaus, Jo. Mein Werk verkauft sich. Ich kann kein Bild gegen ein paar Farbtuben tauschen.«
    Sie nickte und streifte langsam ihre Handschuhe ab, als überlegte sie, was als Nächstes kommen sollte. » Ich glaube, du weißt, dass es um mehr als nur ein paar Tuben Farbe geht.«
    » Auch gut. Dann bezahle ich ihn in bar. Wenn er zurückkommt, sag ihm, Montag bin ich wieder im Atelier.«
    Am Montag wäre er mitten auf dem Atlantik, auf direktem Weg nach Chile, um dort den Krieg zu malen. Sowohl seine Mutter, die ihm ständig in den Ohren lag, weil er die Militärakademie in West Point verlassen hatte, um Künstler zu werden, als auch der ehrenhafte Dienst seines Bruders in der Armee der Konföderierten hatten ihn auf die Idee gebracht. Er fragte sich, was es über einen Mann aussagte, wenn dieser in den Krieg zog, um seiner Geliebten zu entkommen.
    Sie kam zu ihm, fuhr mit der Hand durch seine Haare, strich mit dem Fingernagel über seine Stirn. » Du bist mir doch nicht immer noch gram, weil ich für Courbet Modell gesessen habe?«
    Sie waren mit Whistlers Freund und Mentor, dem französischen Realisten Gustave Courbet, in die Normandie gereist, und als James eines Nachmittags vom Strand heimkam, wo er Fischerboote gemalt hatte, räkelte sich Jo nackt auf einem der Betten, ihr rotes Haar im Sonnenlicht wie kupfernes Feuer, während Courbet an seiner Staffelei saß und sie malte. Whistler hatte damals nichts dazu gesagt. Schließlich waren sie Künstler, und Courbets Geliebte saß mit ihrer Handarbeit im Zimmer nebenan, doch als er Jo wieder für sich allein hatte, war ihm der Kragen geplatzt.
    » Nein, ich bin nicht mehr böse«, sagte er, ohne von dem Nachtstück aufzublicken, das er gerade malte. » Sein Bild von dir war nicht so gut wie meines.«
    » Ach, darum ging es. Das erklärt so manches.« Sie zerzauste seine Haare, dann presste sie seinen Kopf an ihre Brust. Er wehrte sich nicht, erwiderte die Umarmung aber auch nicht.
    » Ach, Jimmy, du bist so ein Schatz.« Da beugte sie sich herab und flüsterte ihm ins Ohr: » Gute Nacht, Liebster.«
    Sie küsste ihn auf die Wange, richtete sich auf und ging davon, in Richtung Battersea Bridge.
    Er sah ihr nach und merkte, dass er die Luft angehalten hatte, seit dem Moment, in dem sie sein Haar berührte. Kurz dachte er darüber nach, ob er sie als dunkle Gestalt im Nebel malen sollte, doch dann stürzte wieder alles auf ihn ein, die Bleivergiftung, die Welle, die ihn fast das Leben gekostet hatte, die Wutanfälle, der Gedächtnisverlust, die tiefe Unruhe, die ihn stets zu ergreifen schien, wenn er sie malte. Er schüttelte sich und stellte den Pinsel in die Dose, die an der Staffelei hing.
    Da drehte sie sich noch mal zu ihm um. Er konnte sie kaum erkennen, sah nur die Corona ihres roten Schopfs, denn die Gaslaternen von Chelsea ließen ihre Haare leuchten. » Jimmy«, sagte sie mit einem Flüstern, das aus seinem Kopf zu kommen schien und nicht aus fünfzig Metern Entfernung. » Dieser Tag in der Normandie? Ich hatte es gerade mit Gustave getrieben, kurz bevor du aufgetaucht bist. Er trieb es mit uns beiden, mit mir und Elise, nacheinander, und wir trieben es miteinander, während er uns dabei zusah. Ich finde, das solltest du wissen. Aber es war ein hübsches Bild, das du da von den Fischerbooten gemalt hast. Eines meiner liebsten. Ich habe es dem Farbenmann gegeben. Sei mir nicht böse. Du weißt es nicht, aber Gustave hat dir das Leben gerettet. Heute Abend. Bon voyage, Liebster.«

    » Nun?«, sagte der Farbenmann.
    » Kein Bild«, sagte Bleu.
    » Aber bald, ja? Kein Malen mehr im Dunkeln? Ein Gemälde– bald, ja?«
    » Nein. Er reist ab. Ich war bei ihm zu Hause. Da stehen Koffer im Foyer. Er hat bei Windsor & Newton Farben für eine ganze Saison bestellt. Die Rechnung kam ins Atelier, aber die Lieferung ging zu ihm nach Hause.«
    » Die Pfuscher bei Windsor & Newton. Die verkaufen preußische Farben.« Er spuckte von der Brücke, um seiner Verachtung für die Pfuscher bei Windsor & Newton, für preußische Farben und die Themse ganz allgemein Ausdruck zu verleihen. » Wo fahren wir hin?«
    » Wir beide fahren nach Frankreich.

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