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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Juliette.
    Sie liefen am Ufer entlang, plauderten und lachten, und Lucien wies darauf hin, wie das Licht auf dem Wasser tanzte, Juliette wies darauf hin, wie albern die Leute in ihren Badeanzügen aussahen. Manche Männer trugen sogar beim Schwimmen noch ihre Hüte. Sie fanden eine Stelle unter einem Weidenbaum, dessen Äste bis auf die Erde hingen, und dort, auf einer Decke, tranken sie eine Flasche Wein, neckten und küssten und liebten sich, was ihnen sehr aufregend und gefährlich und sittenlos vorkam.
    Nachdem sie sich– wie es schien, den ganzen Nachmittag– dösend in den Armen gehalten hatten, kehrten sie zur Bahnstation zurück, wo sie gerade noch den letzten Zug des Tages erreichten. Sie fuhren zum Gare Saint-Lazare, lehnten sich aneinander und blickten aus dem Fenster, ohne ein Wort zu sagen, doch beide grinsend wie glückselige Idioten.
    Obwohl er es sich eigentlich nicht leisten konnte, spendierte Lucien eine Droschke, um sie vom Bahnhof zurück zur Bäckerei zu bringen, wo Juliette ihre Pose auf der Chaiselongue einnahm und er sich setzte, mit der Palette in der Hand, und seine Arbeit wieder aufnahm, ohne ein Wort, bis sich das Licht von oben orange färbte.
    » Das war’s«, sagte Juliette.
    » Aber, chère …«
    Sie stand auf und begann, sich anzuziehen, als wäre ihr plötzlich eine Verabredung eingefallen. » Es reicht für heute.«
    » Früher sprach man von der › Blauen Stunde‹, Juliette«, sagte Lucien. » Das Licht der frühen Abendstunden hat etwas Sanftes an sich, und außerdem…«
    Sie hielt ihren Finger an seine Lippen. » Hattest du denn keinen schönen Tag?«
    » Nun, äh, ja, natürlich, aber…«
    » Der Tag ist vorbei«, sagte sie. Innerhalb von einer Minute hatte sie sich angezogen und war zur Tür hinaus. » Morgen«, sagte sie.
    Lucien lehnte sich auf dem kleinen Hocker zurück, auf dem er für den unteren Bereich der Leinwand gesessen hatte. Es war ein schöner Tag gewesen. Ein sehr schöner Tag. Tatsächlich konnte er sich nicht erinnern, jemals einen so schönen Tag erlebt zu haben.
    Er legte Pinsel und Palette weg und trat an die Chaiselongue, auf der er immer noch die Wärme von Juliettes Körper spürte. La Grenouillère: Ihm war schon zu Ohren gekommen, wie schön es dort sein sollte. Er kannte die Gemälde von Monet und Renoir, die dort Seite an Seite gemalt hatten. Es war sogar noch zauberhafter, als er es sich vorgestellt hatte. Er streckte sich aus und legte einen Arm über die Augen, ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Er fragte sich, wie er in Paris aufwachsen konnte, ohne jemals einen sonnigen Sonntagnachmittag zwischen Ruderern und » kleinen Fröschen« am La Grenouillère verbracht zu haben. Vielleicht, so dachte er, lag es daran, dass La Grenouillère 1873, als er zehn Jahre alt war, vollständig abgebrannt und nie wieder aufgebaut worden war. Ja, daran lag es vermutlich. Aus unerfindlichem Grund kam ihm das überhaupt nicht merkwürdig vor.

9
    Nachtstück in Schwarz-Gold
    London 1865
    L eichter Nebel hing über dem Flussufer bei der Battersea Bridge. Wie große, schwarze Geister zogen Frachtkähne auf der Themse, und es war still, bis auf das Klappern eines Gespanns von Zugpferden am Ufer, dessen Echo von den Häusern Chelseas widerhallte.
    Draußen auf der Battersea Bridge sah der Farbenmann aus wie ein Wollballen, der die Nacht heimsuchte, in einen Mantel gewickelt, der bis auf den Boden reichte. Der Kragen ragte über die Ohren hinaus und stieß an die breite Krempe eines schwarzen Lederhutes. Nur die Augen waren über seinem dicken Wollschal auszumachen.
    » Wer ist so verrückt, bei Nacht draußen in der Kälte zu malen?«, sagte er. » Auf dieser verfluchten Insel ist es immer kalt und nass. Ich hasse es hier.« Während er sprach, wehte sein Atem wie Dampf unter der Hutkrempe hervor.
    » Er ist so verrückt, wie wir ihn gemacht haben«, sagte die Rothaarige. Sie raffte ihren Mantel fester um sich. » Und auf dieser Insel haben sie dich immerhin zum König gemacht, also sei nicht so ein undankbarer, kleiner Wichser.«
    » Nun, kümmere dich um ihn. Wenn er nachts malt, werden wir ihn verlieren.«
    Sie zuckte mit den Schultern. » Manchmal verliert man eben.«
    Sie schlenderte von der Brücke nach Chelsea und flussaufwärts zu dem Maler, der vor einer Staffelei stand, an welcher eine kleine Laterne hing, damit er seine Palette und die Leinwand sehen konnte.
    Wer ist so verrückt, bei Nacht draußen in der Kälte zu malen?, fragte sich

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