Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
Wort, „der Bericht über die Lage in den Großstädten ist hiermit abgeschlossen. Welche Möglichkeiten wir haben, um dem Krieg entgegenzuwirken, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt besprechen. Wichtig ist jetzt die Frage nach den Spionen. Wir haben 52 Männer über sieben Welten verteilt. Sechs von ihnen sind leider entdeckt worden und werden nun gefoltert. Ein kleiner Trupp ist auf dem Weg, sie aus den Kerkern zu befreien.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einer von deinen Leuten schafft!“, wirft jemand dazwischen.
„Ich habe den Wolf mit drei Python-Kämpfern geschickt. Niemandem sonst traue ich diese Aufgabe zu“, entgegnet Mali’tora ernst.
„Dass du dich mit den Schlangen abgibst!“, brummt der Glatzkopf. „Das gibt einen äußerst schlechten Eindruck unserer Friedensbewegung ab. Jeder denkt, dass wir die Macht mit deren Hilfe an uns reißen.“
„Ihr kennt meine Einstellung!“ Mali’toras Gesicht bleibt unbeweglich. „Die Schleichende Python ist bei uns besser aufgehoben als bei der Regierung. Wir versuchen, sie auf unsere Seite zu ziehen, aber das braucht Zeit. Im Moment können sie für uns Abwehrdienste erledigen, zu denen sich niemand in diesem Tal freiwillig melden würde.“
„Falls diese Schlangen uns nicht einen Strick um den Hals legen …“, murmelt jemand.
„Der Wolf passt auf sie auf, wir haben ihn so programmiert“, entgegnet Mali’tora. „Niemand kann gegen ihn ankommen, nicht einmal die Python-Kämpfer!“
Da täuschst du dich aber gewaltig, Mali’tora , denke ich grimmig. Mir wird bewusst, dass ich eine Menge Macht zur Verfügung hätte, läge da auf dem Tisch der echte Kristall!
„Wir müssen zu unserem Gesprächspunkt zurückkehren“, erinnert Kintar’har. „Unsere Spione sind in Gefahr, entdeckt zu werden. Was können wir tun, um sie zu schützen? Oder sollen wir sie ganz von ihren Posten abziehen?“
„Wenn sie ihre Posten verlassen, bekommen wir keine zuverlässigen Informationen mehr“, meldet sich Feling’sis. „Die Daten über die öffentlichen Terminals sind zensiert, das wissen wir alle. Die Regierung lässt keine negativen Meldungen durch. Ohne unsere Spione sind wir nicht auf dem neuesten Stand.“
„Du solltest deine Schlangen als Spione einsetzen, Tora!“ Der dicke Mann lacht verächtlich. „Um die ist es jedenfalls nicht schade, falls sie draufgehen.“
„Hast du schon mal mit ihnen gesprochen?“
Mali’toras versteinertem Gesicht entnehme ich, dass er sich bewusst zurückhält, um das Ratsmitglied nicht offen zurechtzuweisen.
„Bin ich verrückt?“, antwortet prompt der Gefragte. „Dieser Anführer … Wie heißt er noch? Krista’roff! Das ist jemand, dem ich nicht einmal bei Tageslicht begegnen will! Ich würde ihm niemals trauen. Es ist schon schlimm genug, dass du seine Leute mit diesem Wolf hinauslässt.“
Mali’tora schüttelt energisch den Kopf. „Sie werden uns nicht verraten, weil sie unseren Standort nicht kennen!“
„Irgendwer wird irgendwann alles verraten, so ist es in der Geschichte schon immer gewesen.“
Mali’toras Stirn kräuselt sich. „Ich werde nicht Däumchen drehen und auf den Zeitpunkt warten, bis sich alles von selbst geregelt hat! Wir müssen entscheiden, ob wir unsere freiwilligen Spione weiterhin einsetzen oder sie zurückziehen. Manche von ihnen haben Familien – und diese leben in ständiger Angst um sie. Ich bitte jetzt um eine Abstimmung!“ Mali’tora sieht in die Runde. „Wer dafür ist, dass unsere Leute weiterhin für uns die Lage auskundschaften, auch auf die Gefahr hin, entdeckt und gefoltert zu werden, hebt jetzt bitte die Hand.“
Neun Hände gehen in die Höhe. Ich sehe, dass Mali’tora die Zähne aufeinanderpresst, äußerlich bleibt er allerdings ruhig. Seine Stimme klingt traurig.
„Dann werden sie weiterhin ihren Dienst für den Frieden verrichten.“(5)
„Ich bin froh, nicht mehr diese Entscheidungen treffen zu müssen“, flüstert mir Großvater zu. „Früher bin ich auch einmal Mitglied gewesen – aber jetzt ist die Jugend dran, es besser zu machen.“
„Und wenn die Jugend nur Mist baut?“, frage ich.
„Dann sind die Alten dazu da, es wieder ins Lot zu bringen. Aber glaub mir, wenn man euch Verantwortung gibt, so nehmt ihr diese Aufgabe ernst. Manchmal sogar viel zu sehr.“ Dabei sieht er Mali’tora an, der gerade in seinen Papieren herumblättert.
Ich lächle Großvater zu. Endlich jemand, der jungen Menschen etwas zutraut.
Mari
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