Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
betritt den Raum, beladen mit Körben voller Brot und Aufschnitt. Schon längst ist es draußen hell geworden, sicher hat es unten im Saal bereits Frühstück gegeben. Doch obwohl ich letzte Nacht noch einen Mordshunger hatte, knabbere ich nun lustlos an einem Brötchen herum.
Mali’tora isst nichts. Ich bemerke, wie ich ihn immer öfter beobachte und bewundere. Es muss nicht leicht sein, sich im Rat zu behaupten und immer unter Beschuss der Mitglieder zu stehen. Wenn ich an meinen Vater denke, so liegen zwischen diesen beiden Männern Welten. Hatar’ali hätte dieser Diskussion direkt ein Ende gesetzt. Er sorgt grundsätzlich dafür, dass sein Wille durchgesetzt wird, ganz im Gegensatz zu Mali’tora. Ich sehe ihm an, dass er unter der letzten Entscheidung leidet.
„Wir müssen uns unseren Zielen widmen“, bemerkt Mali’tora in das Schlürfen und Kauen der Ratsmitglieder hinein. „Duver’nah, darf ich dich bitten?“
Ein Mann mit einer sehr hohen Stirn steht auf und klopft sich ein paar Krümel vom Overall. „Die Ziele, die unsere Vorfahren schon vor unendlich vielen Perioden verfolgten, sehen heute nicht sehr viel anders aus. Nur die Umstände unterscheiden sich, daher müssen wir sie ausarbeiten. Das oberste Ziel ist der Friede in unserem Tal. Das ist uns auch gelungen, da wir vom Friedenskristall abgeschirmt sind. Seitdem uns aber immer wieder Flüchtlinge aufsuchen wollen, müssen wir die Grundzüge neu überdenken. Wir können uns vor den Welten da draußen nicht verschließen, deshalb haben wir ja auch versucht, mit der Regierung zu verhandeln.“
„Was sie aber abgelehnt hat …“, brummt der Dicke. „Weil sie nämlich etwas zu verbergen hat! Aber das wissen wir bereits.“
„Ich sage das, um zum Kern der Sache zu kommen“, fährt Duver’nah unbeirrt fort. „Es ist uns wichtig, so, wie wir jetzt hier gemeinsam sitzen und Probleme besprechen, dies auch mit der Außenwelt zu tun. Wir wollen Mitspracherecht beim Friedenskristall haben und mit den Auserwählten der Welten den Hüter überwachen. Wir wissen, dass er Menschen beeinflusst und manchen sogar in den Tod getrieben hat. So traurig das auch klingt, aber das ist nicht der Sinn des Friedenskristalls. Man hat Menschen, die nicht nach den Vorgaben der Regierung handelten, einfach ausschalten oder aus den anderen Welten vertreiben können. Und unsere Urväter haben nicht gehandelt, sie haben nur zugesehen und …“
„Das ist sicher nicht verkehrt gewesen“, brummt Kintar’har. „Wir hatten hier im Tal immerhin unsere Ruhe.“
Mali’tora schüttelt den Kopf. „Immer mehr Leute wissen, dass wir hier sind. Sie bezeichnen dieses Tal als das Paradies.“
Kintar’har knallt seine Faust auf den Tisch. „Dir, Tora, ist es doch zu verdanken, dass die Menschen da draußen auf uns aufmerksam geworden sind! Niemand stünde sonst vor unseren Toren! Nur deiner Initiative zu Folge verbrennen wir uns jetzt die Finger!“
„Wenn wir uns vor den Untaten der Regierung verschließen, tragen wir selbst eine Schuld“, wirft die Frau ein. „Tora hat richtig gehandelt. Ich könnte nicht ruhig schlafen, wenn ich einfach zusehen würde, wie Unschuldige vertrieben oder gar getötet werden!“
„Unser Ziel könnte es sein“, meldet sich Duver’nah erneut zu Wort, „den Friedenskristall wieder einzusetzen. Er hat auch eine wunderbare Eigenschaft, nämlich den Frieden in die Herzen der Menschen zu pflanzen. Und das hat auch einige Jahrhunderte lang funktioniert. Nur durch die Herrschsucht der Hüter und einiger Ratsmitglieder ist es geglückt, seine Macht herumzudrehen. Wir müssen den Kristall wieder einsetzen und die Hüter kontrollieren!“
Ich schlucke. Ich bin die erste Hüterin des Trigonischen Kristalls und ich habe mir nicht vorgestellt, mich mein Leben lang um die Belange der Sieben-Welten zu kümmern. Ich will studieren, will mich der Wissenschaft zuwenden, um Krankheiten zu erforschen. Egal, was – ich will nur nicht kontrolliert werden! Und außerdem sind da ja noch Yannik und Motte, die anderen beiden Hüter. Wir drei müssten vom Band des Kristalls befreit werden, damit Mali’tora sein Ziel verfolgen kann. Und das ginge nur über unseren Tod …
Großvater versucht mir in die Augen zu sehen. „Gibt es etwas, was du uns sagen willst?“, flüstert er.
Ich sehe ihn nur betrübt an. Wenn ich das erzähle, würde man mich vermutlich gleich töten – und das für einen falschen Kristall.
Feling’sis meldet sich zu Wort. „Es ist
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