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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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siehst schlimm aus. Hat dich jemand verprügelt?“
    Jetzt lache ich wirklich. „Nein, das habe ich mir selbst zugefügt.“ Ich seufze, weil er mich weiterhin fragend ansieht. „Eigene Dummheit. Bin den Abhang hinuntergekullert.“
    „Du solltest aufhören! Es wird dir niemand vorhalten, denn keiner würde freiwillig mit dir tauschen.“
    „Ich lerne dort viel“, presse ich hervor. „Vor allem, meinen Mund zu halten und die Ungerechtigkeiten hinzunehmen. Aber selbst das ist Sinn der Ausbildung.“
    „Ungerechtigkeit soll einen Sinn ergeben?“
    Ich nicke; sogar diese Bewegung fällt mir schwer. „In Extremfällen kannst du dir keine bequeme Situation aussuchen. Du musst dich sogar mit Kleidung abfinden, die zehn Nummern zu groß für dich ist. Das hab ich heute gelernt.“
    Wir reiten eine Zeit lang schweigend den Pfad entlang. Ich freue mich, Benar neben mir zu haben, denn es ist nicht selbstverständlich, dass er auf mich gewartet hat.
    „Wieso bist du um diese Zeit noch draußen?“, frage ich. „Es ist doch schon viel zu spät …“
    Benar lächelt. „Ich soll dir von Tora etwas ausrichten. Und da ich nicht weiß, wo ich dich treffen kann, habe ich seit dem Abend vor dem Dorf der Schlangenmenschen gewartet.“
    Tora will mir etwas sagen? Das kann nichts Gutes bedeuten.
    Ich hatte das Gespräch von gestern Abend schon beinahe vergessen, nur dass ich wie ein kleines Kind davongerannt bin, ist in meinem Gedächtnis haften geblieben.
    „Und?“, frage ich scheu.
    „Er möchte sich bei dir bedanken, dass du ihn Tora genannt hast.“ Benar lächelt noch mehr. „Und er meinte noch, er würde verstehen, wenn du bei den Schlangenmenschen aufhörst. Aber er sagte auch, es hätte keinen Zweck, dir das zu sagen.“
    „Hat es auch nicht“, antworte ich prompt.
    Ich halte Shiri’nai an und atme tief durch. Das Mondlicht fällt auf Benars fragendes Gesicht. Mit einem Kopfnicken deute ich vor uns auf die Stadt. Wieder beeindrucken mich die Lichter Lisan-lihés. Die Burg ragt schützend über ihr empor und leuchtet gigantisch im Licht des Mondes Selênê.
    „Es ist wunderschön hier“, flüstere ich.
    Im Mondlicht sehe ich Benar nicken. „In drei Wochen feiern wir das Fest der Zusammenkunft. An diesem einen Abend liegen die drei Monde – von der Stadt aus betrachtet – auf einer Linie. Der Legende nach trifft das, was man sich in diesem Moment am sehnlichsten wünscht, später im Leben zu. Es werden Lagerfeuer rund um Lisan-lihé angezündet und die ganze Nacht wird getanzt und gespielt. Ich hoffe, du kommst auch?“
    Ich zucke mit den Schultern. Im Moment kommen mir Zweifel, dass die Schlangenmenschen je einen Tag Urlaub machen, geschweige denn einem Fest beiwohnen. Aber vermutlich habe ich bis dahin eh schon das Handtuch geworfen und werde wie jeder andere Jugendliche auch in der Schule die Zeit totschlagen.
    Benar bringt mich bis zur Burg und beteuert mir, dass er den Hengst gerne zurückbringen möchte, weil er noch gar nicht müde sei. Ich glaube ihm nicht, nehme das Angebot aber trotzdem an. Vielleicht hätte ich die letzten Meter von den Reitställen bis zur Burg auch gar nicht mehr geschafft und wäre elendig zusammengebrochen. Die Treppen in den fünften Stock hinauf sind jedenfalls eine solche Qual, dass mich Benar sogar einholt, obwohl er sich in der Zwischenzeit um die Pferde gekümmert hat.
    Er drückt mir eine seltsame blaue Frucht in die Hand. „Erhol dich gut!“
    „Was ist das?“
    „Eine vitaminreiche Blaubohne. Sie gibt dir neue Kraft, wenn du sie isst. Von ihren Blättern stellen wir Tee her. Gute Nacht!“
     
     
    Vermutlich habe ich die Blaubohne verputzt, denn am nächsten Morgen ist nur noch der Kern davon zu sehen. Doch ich erinnere mich ausschließlich an das schöne Gefühl, mich einfach aufs Bett plumpsen zu lassen – an mehr nicht.
    Daher wache ich am Morgen auch in meinen Anziehsachen auf. Jede Bewegung ist eine gewaltige Anstrengung, ich fühle mich wie ein Waschlappen an einer Leine. So gut es geht, versuche ich mich zu säubern, was sehr schwierig ist an einem kleinen Waschbecken. Trotzdem pule ich mir noch den Dreck aus Ohren und Bauchnabel heraus und gehe mit einem einigermaßen menschlichen Gefühl in den Speisesaal. Meine Beine sind wie Pudding und meine Arme schmerzen bei jeder Bewegung, sodass ich den Becher Kakao nur mit beiden Händen halten kann.
    Benar und seine Freunde sind noch nicht auf. Und als ich die Halle verlasse, hoffe ich, dass ich Benar heute Abend

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