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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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sich mühelos fortreißen können, aber er rührt sich nicht.
    Ein Mondstrahl legt sich auf Toras Gesicht. Es ist wie versteinert, von eisernem Schmerz durchzogen. „Du kannst ihn nicht schützen!“
    „Ich tausche ein gerettetes Leben gegen ein anderes. Das wäre nur fair!“
    Tora schließt die Augen und schüttelt langsam den Kopf. Mari bekommt wieder einen Hustenanfall, es rasselt in ihrem Körper wie eine schleifende Kette. Tora springt augenblicklich auf und rennt zu ihr. Ich atme erleichtert auf.
    Benar lässt den Kopf bis zu seiner Brust hängen. „Er weiß, dass ich dir die Höhle gezeigt habe.“
    Ich kann seine Verzweiflung spüren. „Mach dir nichts draus“, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. „Wir heiraten einfach und dann ist die Sache gegessen.“
    Er fährt hoch, seine Augen sind weit aufgerissen. „Wi… wi… was?“
    „Vergiss es! Wir werden eine Lösung finden.“ Ich merke, wie ich müde werde. „Wir sollten schon jetzt nach einem Heiler schicken.“
    „Feling’sis, Jo und Kar’jira sind schon unterwegs! Sie sind zwar nicht die schnellsten, aber wenn sie die Nacht durchreiten, kann uns der Heiler entgegenkommen.“
    „Morgen wird alles gut sein“, murmele ich und sehe auf die glitzernden Wellen des Sees. Sorgen spiegeln sich auf ihnen, sie wispern und flüstern, erzählen mir von verlorenem Leben. Die Nacht saugt die schönen Gedanken auf wie lästiges Ungeziefer, sie lässt mich allein mit der Stille, die so laut ist, dass sie in meinen Ohren dröhnt. Ich schließe die Augen und träume von finsteren Schatten.
     
     
    Nichts wird gut.
    Maris Husten ist schlimmer geworden, Tora ist übel gelaunt und ich schaffe es nur mit Mühe auf mein Pferd. Wir verlassen das Lager, ohne aufzuräumen. Die Stimmung ist schlecht, es gibt kein Wettrennen und keinen Gesang. Da Mari nicht reiten kann, knoten wir eine Decke zusammen, die sich Tora umlegt. Wie ein großer Säugling wird sie auf dem Rücken getragen, aber sobald sie einen Hustenanfall bekommt, halten wir an. Daher kommen wir nur sehr langsam voran. Ich kann mich in dieser Zeit zum Glück etwas erholen.
    Als wir die Gebirgskette hinter uns lassen, halte ich sehnsüchtig nach dem Heiler Ausschau, doch niemand lässt sich blicken. Meine Ahnung, dass irgendetwas in diesem Tal nicht stimmt, wird immer stärker. Auch Tora hat sein Gesicht zu einer grauen Maske verzogen. Ich wage es nicht, ihn anzusprechen, aus Angst, dass er sich von einer Seite zeigt, die ich noch nicht kenne, die noch schlimmer ist als seine Wut am See. Selbst wenn ich ein paar aufmunternde Worte gefunden hätte, auch für mich hätten sie hohl und leer geklungen. Also schweige ich lieber.(4)

    Als es zu dämmern beginnt, haben wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft wie am Vortag – und da waren wir schon sehr langsam gewesen. Jen hält ihre Tochter Hani in den Armen, die inzwischen eingeschlafen ist. Immer wieder stelle ich mich in den Steigbügeln auf, um besser zu sehen. Feling’sis, Jo, Kar’jira und der Heiler hätten uns schon längst entgegenkommen müssen. Der Weg zu den Wasserfällen ist gut sichtbar, dass wir uns verfehlt haben, ist daher kaum denkbar.
    Die Nacht liegt vor uns wie eine schwarze Mauer. Wolken verdecken die Monde, falls diese überhaupt zu sehen sind. Ich muss gestehen, dass ich mich nie mit der Konstellation der Monde der Sieben-Welten befasst habe. Es gibt Leute, die haben sie jahrelang studiert und können auf jedem Fleck der Welten anhand der Monde erkennen, wo sie sich gerade befinden. Ich dagegen habe leider null Ahnung.
    Tora hält sein Pferd an und starrt in die Finsternis. Wir stoppen ebenfalls und lauschen in die Nacht. Hat er etwas entdeckt? Ich versuche, Schatten zu erkennen, Menschen, die auf uns zukommen. Aber da ist nichts.
    „Von hier aus müssten wir die Burg sehen.“ Toras Stimme klingt fassungslos. „Aber es ist alles dunkel.“
    Alin’jiana drängt ihr Pferd zu ihm. „Die gesamte Stadt hat kein Licht. Was bedeutet das, Tora?“

Kapitel 11
oder
Wie ich mich wehre und dann doch zu einem Sack Kartoffeln werde

    So sehr wir unsere Augen auch anstrengen, die Nacht bleibt schwarz. Wir verharren eine Ewigkeit auf der Stelle, ehe wir aus der Erstarrung erwachen.
    „Haben wir uns verlaufen?“, fragt Jen nicht sehr überzeugt. Tora und Alin’jiana schütteln den Kopf.
    „Es könnte ein Stromausfall sein“, sind die ersten Worte, die aus meinem Mund kommen. Ich bin sogar bereit, diesen Blödsinn

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