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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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nicht auf , knirscht es in meinem Kopf. Du hältst durch! Noch ist nichts verloren! Beweg die Beine, strample wie verrückt! Denke an Tako, er hat dich an der Felswand auch nicht im Stich gelassen – und tauch tiefer! Du bist stark, du wirst es schaffen!
    Der nächste Atemzug, den ich mache, ist unvergleichlich schön. Es ist die ersehnte Luft, die von meinen Lungen eingesaugt wird und mich beinahe zum Platzen bringt, aber sie ist so frisch und gut, sie ist einfach toll! Ich habe es geschafft!
    Ich weiß nicht, wie, aber Mari wird mir aus der Umklammerung gerissen, ich werde ans Ufer geschleppt und dort einfach liegen gelassen. Das Wasser schwappt mir ins Gesicht. Alles dreht sich um mich, der Himmel, die Hölle, ich habe sie gemeistert und schließe die Augen.
    Minutenlang liege ich am Ufer und rühre mich nicht. Ich habe das Gefühl, dass meine Glieder auseinanderbrechen, sobald ich mich bewege.
    Dann höre ich Benars Stimme.
    „Du hast es geschafft!“, flüstert er. Sein Gesicht ist tränenüberströmt, aber er lächelt. „Sie atmet! Du hast ihr das Leben gerettet!“
    Und deins hab ich verloren , denke ich erschöpft. Ich schließe die Augen wieder und behalte Benars Gesicht in Erinnerung, seine feuchten Augen. Nie mehr wird es sein wie vorher, alles ist verloren, alles verraten. Wir hatten zu viel Vertrauen zueinander, genau das wird dein Ende sein, Benar. Deins und meins.
     
     
    Als ich wieder aufwache, ist es finstere Nacht. Ich sehe keinen Mond, nur das Feuer gaukelt mir Schatten vor, die sich rabenschwarz aus der Tiefe des Waldes erheben und Grimassen ziehen. Ich zittere, höre Schritte, die im Nichts verhallen. Die Kälte flirrt vor meinen Augen, obwohl sie auf meiner Haut brennt, heiß wie ein Feuer. Mari hustet, ich sehe, wie sich Alin’jiana über sie beugt. Tora sitzt neben ihr und streichelt ihr über die Wangen. In seinem Gesicht liegt der Schatten der Trauer, der sich über ihn beugt und ihn hinabdrückt wie verlorene Hoffnung. Nichts ist mehr wie früher.
    Zeit vergeht, ich sinke in einen albtraumhaften Schlaf. Immer wieder wache ich auf, bis ich endlich die Augen aufreißen kann. Dass ich mich noch immer nicht rühren kann, liegt diesmal nicht an meinen verkrampften Gliedern, sondern an dem Dutzend Decken, in die ich gewickelt bin.
    Benars Gesicht taucht vor mir auf, seine Augen glitzern noch immer, aber er versucht zu lächeln.
    „Ich hole dir Suppe.“
    Vorsichtig bewegt er sich zur Feuerstelle. Einen Moment später kommt er mit einer Schale zurück und führt sie mir an den Mund.
    „Ich denke, ich kann alleine essen“, flüstere ich. „Das hab ich schon im Babyalter gelernt – ich müsste nur aus der Zwangsjacke befreit werden.“
    Er schleudert ein paar Decken fort und endlich kann ich mich rühren. Als der erste Löffel Suppe meine Speiseröhre hinunterläuft, atme ich tief durch.
    „Wie geht es Mari?“, frage ich etwas munterer.
    „Sie wird durchkommen. Aber sie hustet sehr viel. Wenn die Sonne aufgeht, wollen wir sofort aufbrechen. Sicher braucht sie einen Heiler.“
    Ich schlürfe die Schale leer. „Das ist gut! Jetzt hab ich wieder so viel Kraft, da könnte ich gleich noch einmal den See durchqueren.“
    Benar lacht nicht über meinen Scherz und ich sehe, wie Tora aufsteht und zu uns herüberkommt. „Du bleibst bei mir, Benar! Versprich mir das!“
    „Mach ich. Aber wieso …?“
    Tora hockt sich zu uns auf den Boden. Er ergreift meine Hand und drückt sie fest. „Nadine, du hast Mari gerettet. Ich werde immer in deiner Schuld stehen!“
    In seinen Augen sitzen die Traurigkeit und das Glück gleichzeitig, so greifbar wie das Wasser des Sees, so grenzenlos schwarz wie die Nacht. Ich weiß genau, was in ihm vorgeht. Er hat Maris Leben gewonnen und Benars verloren.
    Ich schmunzle. „Jetzt wissen wir wenigstens, wozu das Training bei den Schlangenmenschen gut war! Ich werde mich bei Tako bedanken müssen …“
    Bei der Vorstellung, dass ich dem verhassten Python-Kämpfer mit strahlenden Augen die Hand schüttle, muss ich lachen. Alin’jiana schaut erschrocken zu uns herüber. Mir wird bewusst, dass im Moment niemandem zum Lachen zumute ist, und ich verbiege es schnell zu einem Hustenanfall. Aber so verrückt das auch klingt – es stimmt!
    „Du musst dich jetzt ausruhen. Benar, kommst du bitte mit mir?“
    „Benar muss bei mir bleiben!“, sage ich schnell. Ich kralle mich an seinem Arm fest, doch ich habe nicht viel Kraft, fühle mich ausgepumpt und leer. Benar hätte

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