Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
herzlich begrüßt haben, rücken wir näher zusammen.
„Wieso bist du hier, Rido?“, frage ich.
„Ich suche euch schon seit Stunden! Krista’roff hat die Stadt und die Burg besetzt, er hat seine Leute geschickt, die euch festnehmen sollen.“
„Nein!“
„Doch! Gestern Mittag sind sie in die Stadt gestürmt. Sie haben fast alles kurz und klein geschlagen, haben Menschen gejagt und in ihre Häuser getrieben. Manche haben sie als Geiseln genommen. Es ist die Hölle, Nadine! Krista’roff ist der Teufel persönlich!“
„Da sagst du mir nichts Neues“, bemerke ich trocken.
„Oh nein, das darf nicht wahr sein?!“ Tora ist verzweifelt. „Ich hab ihn ein Mal hereingelassen, weil ich glaubte, ich könnte ihn umstimmen! Aber er hat das von Anfang an geplant!“
„Durch Nadines Abwesenheit haben sie erfahren, dass ihr einen Ausflug macht“, fährt Rido, der Halbriese vom Planeten Ich-weiß-alles-und-du-nichts , ungerührt fort. „Da sie nicht wie gewohnt zum Training kam, haben sie nachgeforscht, wo sie steckt. Mir haben sie nichts getan, weil sie wissen, dass ich sie zwischen den Fingern zerquetschen kann. Ich habe jedoch alles beobachtet, um zu wissen, welchen Plan Krista’roff verfolgt.“
„Und der wäre?“, frage ich ungeduldig, als Rido nicht weiterspricht.
„Er will das Tal einnehmen.“
„Ach, das ist ja völlig neu!“
Rido schnaubt. „Ich habe immer vermerkt, dass deine Anwesenheit im Dorf der Schlangen riskant ist!“
Ich knirsche mit den Zähnen. „Okay. Hab’s endlich kapiert! Alles ist meine Schuld!“ Meine Stimme wechselt nahtlos von frech und aufmüpfig in eingeschüchtert und schuldbewusst.
„Früher oder später hätten sie es sowieso getan“, knurrt Tora. „Wir können es nicht mehr ändern.“
Rido nickt kurzangebunden. „Sie haben natürlich sofort ein halbes Dutzend Männer ausgeschickt, um euch zu töten.“
„Ein halbes Dutzend?“, rufe ich empört aus. „Nur so wenige?“
„Mehr wären nicht nötig.“ Rido Stimme klingt ironisch. „Ihr habt Frauen und Kinder bei euch, das sind die größten menschlichen Schwachstellen. Die Schlangen hätten sich die zuerst vorgenommen.“(2)
„Und warum haben wir niemanden von denen gesehen?“ Ich sehe Angst in Toras Augen aufflackern. Angst um Mari, seine Frau und seine Freunde.
„Ich hab sie erledigt.“ Rido macht eine wegwerfende Handbewegung, als sei es ein Leichtes, sechs Schlangenkämpfer alleine zu besiegen. „Ich hab sie gefesselt und zwischen den Sträuchern versteckt. Morgen wird man sie finden, bis dahin müssen wir verschwunden sein.“
„Du hast sie nicht getötet?“, stelle ich erstaunt fest.
„Negativ.“ Rido sieht mich an, als müsste ich den Grund wissen. „Es ist nicht meine Aufgabe, irgendwen zu töten.“
Ach ja, er soll ja bloß den Standort der Schwarzen Seite herausfinden und mich nach Labaido bringen. Wahrscheinlich hofft er, dass Tora seine Familie und uns aus diesem Tal hinausschleust, dann wäre zumindest der erste Teil erledigt.
Ich funkle ihn böse an, damit er merkt, dass ich nicht damit einverstanden bin. Wir können die Talbewohner doch jetzt nicht im Stich lassen!
„Wir müssen sofort in die Stadt!“, ruft Tora verzweifelt.
Ridos Stimme ist unbarmherzig. „Das wäre ein aussichtsloses Unterfangen! Krista’roff hat Straßensperren aufgestellt, als seine Leute nicht zurückkamen. Die Schlangen können bei Nacht fast so gut sehen wie am Tag. Wir wären lebensmüde – und darauf warten sie doch bloß.“
„Mari’jeh braucht einen Heiler, sie stirbt sonst!“
„Ich werde in die Stadt schleichen!“, sage ich entschlossen. „Ich bin klein, mich wird man nicht so schnell sehen. Und ich kenne dieses Pack inzwischen ganz gut.“
„Negativ“, widerspricht der Wolf. „Ich werde gehen. Mich suchen sie nicht, selbst wenn ich entdeckt werde, wird mir niemand etwas tun. Und ich rieche sie, bevor sie mich sehen können.“
„Du bist zu groß! Dich hört man viel zu früh!“
„Ach ja? Und was hab ich vorhin gehört?“
„Wir haben dich zuerst …“
„Ich werde gehen!“, mischt sich nun Tora entschieden in unser aufreibendes Gespräch ein. „Ihr beide wisst nicht, wo ihr einen Heiler finden könnt. Und außerdem streitet ihr euch dauernd, da können wir gleich mit Fackeln und Trompeten in die Stadt ziehen!“
Na, das ist jetzt wirklich toll. Jeder von uns hat ein vernünftiges Argument, aber alle zusammen können wir nicht gehen. Das ist zu auffällig.
Eine
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