Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
Zeit lang schweigen wir.
„Wenn wir einmal die Straßensperren durchbrochen haben, Rido“, will Tora schließlich wissen, „dann dürften wir doch in Sicherheit sein, oder?“
„Positiv. Wir müssen nur die Außenlinie durchbrechen. Doch Krista’roff hat seine Männer rund um die Stadt postiert.“
„Dann wirst du die Python-Kämpfer ablenken, während Nadine und ich den Heiler holen. Den bringst du, Nadine, dann zu Alin’jiana und Mari.“
„Und was machst du, Tora?“, frage ich neugierig.
„Ich versuche, in die Burg zu kommen. Krista’roff wird allein dort sein, da kann ich sicher ohne Probleme eindringen. Schließlich kenne ich mich aus. Ich werde den Trigonischen Kristall holen.“
Ich schlucke. „Den … Friedenskristall?“
„Ja“, sagt Tora. „Das ist dasselbe.“
„Du … du willst ihn holen?“
Tora wird ungeduldig. „Ich weiß genau, wo er liegt. Hast du etwas dagegen?“
„Du wolltest ihn doch nicht einsetzen. Du wolltest den Frieden nicht mit den Mitteln der alten Regierung erreichen!“
„Jetzt aber schon! Die Python-Kämpfer haben meine Stadt besetzt, ich muss sie stoppen, bevor sie noch morden!“
„Sie sind aber gegen den Einfluss des Kristalls immun! Das weiß doch jeder!“
Tora schnaubt wütend. „Ich muss es trotzdem versuchen! Du bist mit dem Kristall verbunden, wir finden sicher einen Weg, dass es funktioniert!“ Er atmet schwer, wie nach einem Wettlauf. „Wir können den armen Menschen hier die Angst nehmen, können ihnen Mut machen, sie vielleicht sogar auffordern, sich gegen sie zu wehren. Wir sind in der Überzahl, sehr sogar!“
„Aber die Schlangen sind mörderische Kämpfer …“ Ich gerate ins Stocken. „Und außerdem …“
Ich schweige. Rido bleibt ebenfalls still, was sollen wir zu dieser Misere auch sagen?
Tora merkt natürlich sofort, dass etwas nicht stimmt, und packt mich am Arm.
„Sag’s mir lieber jetzt, als dass ich nachher eine böse Überraschung erlebe!“
„Nun ja … den Weg in die Burg kannst du dir sparen.“ Ich spreche leise und habe mein Gesicht vor Scham zu Boden gesenkt, aber das hilft auch nicht gegen das aufschäumende Gefühl, etwas Falsches getan zu haben.
„Ist er … wieder verschwunden? Hast du ihn versteckt?“
„Nadine hat den Kristall den Erdenbewohnern überlassen“, mischt sich da der unbarmherzige Wolf ein. „Sie meinte, die Menschen könnten ihn dringender gebrauchen.“
„Können sie auch!“, keife ich. „Wir leben hier schon so lange in Frieden, jetzt darf auch mal eine andere Welt von ihm profitieren!“
„Sie meint, dass der alte Schulrektor den Kristall richtig einsetzen wird. Und dein Freund, dieser kleine Zappelphilipp, der soll später mithelfen.“
„Yannik? Das wird er auch, wenn er die Schule hinter sich hat!“
„Falls der Kristall euch lässt. Er hat sich drei Hüter gesucht, die haben sich vereint und jetzt macht der Kristall, was er will!“
„Du bist ’ne alte Petze! Ich erzähl ja auch nicht, dass du …“ Ich verstumme. Das ist jetzt eindeutig zu viel.
Tora schnaubt wütend. „Ich wusste doch, dass mit euch beiden etwas nicht stimmt! Euer letztes Geheimnis werde ich auch noch rauskriegen, aber nicht jetzt. Ich bin nur sehr enttäuscht, dass du mir nicht die Wahrheit über den Kristall erzählt hast, Nadine.“
„Ähem … das hätte ich noch … ganz bestimmt!“
Ich hasse es, das jetzt zu sagen. Es klingt so unglaubwürdig. Seit der Ankunft in diesem Tal habe ich nicht ein einziges Mal an den unechten Kristall gedacht.
„Natürlich.“ Tora ist zu Recht nicht überzeugt. „Es war ja auch nur eine dumme Idee von mir, den Kristall einzusetzen. Trotzdem müssen wir in die Stadt hinein. Machst du mit, Nadine? Und Rido?“
Wir stimmen zu. Sofort schleichen wir weiter, Rido voran, weil er den Weg schon kennt. Bevor wir jedoch zu nahe an die Stadt herankommen, kriechen wir auf allen vieren. Rido fegt mit den Händen einen schmalen Pfad frei und wir folgen ihm, ohne dass ein Ästchen knackt.
Es dauert eine Ewigkeit, bis ich endlich den Schatten eines Menschen ausmachen kann.
Der Wolfsjunge schleicht weiter nach links, während Tora und ich warten. Plötzlich hören wir es rascheln. Der Schlangenmensch hört es auch, er verlässt seinen Platz und geht geduckt ein paar Schritte auf Rido zu.
Der Wolf lockt ihn tatsächlich von seinem Platz fort! Tora und ich nutzen die Gelegenheit, ohne den kleinsten Laut zwischen zwei Häusern zu verschwinden.
Erst als wir zwei
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