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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war unschlüssig und ehrlich sich selbst gegenüber. Er würde es wahrscheinlich nie herausfinden können, aber das machte ihm auch nichts mehr aus. Wenn der Tote tatsächlich aus der Erde gekrochen war und dazu noch unverwest, dann mußte er Spuren hinterlassen haben.
    Deshalb leuchtete er den alten Totenacker Meter für Meter ab, und dabei störte ihn auch nicht der Nebel.
    Überhaupt schüttelte er den Kopf über sich selbst. Es war kaum zu begreifen, daß er sich hier am Abend auf einem Friedhof herumtrieb und nach etwas suchte, was es im Prinzip nicht geben konnte, weil es die Naturgesetze auf den Kopf stellte. Das war einfach zu verrückt. Er selbst kam sich schon vor wie eine lebende Leiche.
    Das hohe Gras streichelte die Schuhe und fuhr auch über die Hosenbeine hinweg. Es klebte am Ledersaum des Mantels. Er sah die Tropfen im Licht der Lampe schimmern und mußte sich eingestehen, daß er sich an diesen Ort einfach nicht gewöhnen konnte, obwohl er sich schon eine Weile auf dem Totenacker befand.
    Da ging ihm etwas gegen den Strich. Der Pfarrer kam nicht mehr mit sich selbst zurecht. Er fühlte sich plötzlich wie von einer langen Leine gehalten, als er sich fragte, weshalb er das alles hier überhaupt noch tat.
    Er blieb stehen.
    Plötzlich hörte er nur seinen eigenen Herzschlag, und der kam ihm ziemlich laut vor. War da was?
    Etwas rieselte kalt über seinen Rücken. Kein Tropfen, nur ein Gefühl.
    Seine Nackenhaare stellten sich auch nicht aufrecht, aber die fremde Aura bildete er sich nicht ein.
    Sie hielt ihn umfangen. Sie war auch anders als die grauen Schwaden – kälter… Er stöhnte auf. Zum erstenmal verwandelte sich seine leichte Furcht oder Bedrückung in Angst. Das hier war nicht mehr normal. Es hatte sich etwas verändert, ohne von ihm überhaupt bemerkt worden zu sein.
    Der kalte Hauch…
    Er war da!
    Hancock wollte es nicht glauben. Er hätte ihn gern weggewischt, aber der Hauch kam näher und nahm an Kälte zu.
    Dann hörte er den ersten Schritt.
    Es war nur ein leises Knirschen hinter ihm. Da hatte jemand seinen Fuß aufgesetzt und dabei trockenes Laub zertreten.
    Ein Besucher?
    Der Pfarrer fuhr herum. Die Lampe machte die Bewegung zwangsläufig mit und traf auch ein Ziel. Es war Darkman!
    ***
    Er stand vor George Hancock, ohne sich zu bewegen. Er trug noch immer die graue Gefängniskleidung. Seine Hände hatte er in die Taschen der Jacke geschoben. Die Brille mit den dunklen Gläsern schien in seinem Gesicht zu kleben. Es war eben alles wie früher, wie damals, vor Jahren, als er zur Hinrichtung geführt worden war.
    Wirklich Darkman oder ein Doppelgänger?
    Der Geistliche war nicht fähig, darüber nachzudenken. Er war plötzlich der einsamste Mensch auf der Welt. Hier stand er einer Gestalt gegenüber, die es nicht geben konnte, und er fing an, den Kopf zu schütteln. »Nein«, brachte er dann stotternd und zugleich flüsternd hervor, »du bist es nicht. Du kannst es nicht sein, verdammt noch mal! Das glaube ich nicht.«
    Darkman schwieg.
    Auch Hancock sagte nichts, aber dieses Schweigen belastete ihn schon schwer. Er suchte nach einem Weg, wie er aus dieser Lage herauskommen konnte. Dabei gestand er sich ein, daß die Gestalt sicherlich nicht erschienen war, um ihm einen guten Abend zu wünschen. So durfte man sie keinesfalls einschätzen. Dieser Mann hatte etwas anderes vor.
    Mit einem Schritt kam Darkman auf den Pfarrer zu. Es blieb bei dem einen, aber er war bewußt gesetzt worden. Hancock spürte die Kälte. Sie fiel ihn an wie flüssiges Eis. Sie war da, als wollte sie ihn einfrieren.
    Endlich schaffte Hancock es, über seinen Schatten zu springen und zu reden.
    »Wer bist du wirklich?«
    In dem langgestreckten und trotzdem wulstig wirkenden Gesicht mit der langen, klobigen Nase bewegte sich der Mund unter der breiten Oberlippe. »Ich bin Darkman…«
    »Nein!« brach es aus Hancock hervor. »Darkman ist tot. Er wurde gehängt. Man hat ihn seiner gerechten Strafe zugeführt. Der Arzt hat damals seinen Tod festgestellt. Du kannst es nicht sein.«
    »Ich bin Darkman«, wiederholte er. »Erinnerst du dich denn noch an meine Hinrichtung?«
    »Und ob. Da haben sogar die Glocken geläutet.«
    »Ich weiß«, sagte er, nahm die Hände aus den Taschen und strich mit der rechten über sein Haar. »Die Menschen waren froh, sie waren erleichtert, eine derartige Bestie nicht mehr unter sich zu wissen. Aber sie haben sich geirrt, Hancock. Ja, sie haben sich geirrt. Schon damals habe ich es

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