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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewußt, es auch kundgetan, aber es war niemand da, der mir hat glauben wollen. Verflucht, gehängt und doch lebendig, Pfarrer, das bin ich. So mußt du mich sehen.«
    »Du bist tot.«
    »Kann sein, daß ich das bin. Aber ich war schon immer auf eine gewisse Art und Weise tot.«
    »Wieso?«
    »Frag deinen Freund Fletcher. Kurz vor meiner Hinrichtung hat er in meine Augen schauen wollen. Ich habe es ihm erlaubt. Er tat es, und er war geschockt.«
    »Warum das?«
    Darkman legte die hohe Stirn in Falten und hob auch die Brauen. Die rechte Hand näherte sich dem Brillenbügel. In diesem Augenblick spürte der Geistliche den Strom der Furcht, der durch seinen Körper schoß wie heiße Lava. Er wollte es nicht. Er fürchtete sich davor und erinnerte sich daran, daß auch Fletcher damals eine so schreckliche Angst verspürt hatte. Das war ihm anzusehen gewesen.
    Der Pfarrer erlebte nun das gleiche.
    Aber Darkman ließ sich nicht aufhalten. Sein Mund hatte sich verzogen und zeigte einen wissenden Ausdruck.
    Nicht die Brille! Nicht die Brille!
    Er wollte es schreien. Die Kehle saß zu. George Hancock starrte gegen das Gesicht.
    Er sah plötzlich die Augen, weil Darkman die Brille mit einem Ruck abgenommen hatte.
    Augen?
    Nein, das war der schwarze, grauenvolle Tümpel, mit winzigen Lichtern darin.
    Der Pfarrer schrie auf. Niemand hörte ihn. Der Nebel verschluckte alles.
    Auch seine Bewegungen, die er nicht mehr kontrollieren konnte, denn er sackte genau dort zusammen, wo er stand.
    George Hancock fiel auf die kalte Erde. Er wußte nicht mal, ob er bewußtlos war oder träumte…
    Aber er kam wieder zu sich, und es war wirklich nicht viel Zeit vergangen.
    Zuerst holte er Luft.
    Welche Luft?
    Sie schmeckte anders. Sie war zwar feucht, aber sie hatte tatsächlich einen anderen Geschmack bekommen, was daran lag, daß er sich nicht mehr im Freien befand.
    Er war gefangen. In einem Haus, in einem Raum, in einer Kammer – in einer Zelle!
    Und Darkman stand vor ihm. Breitbeinig. Er war der King, er war der Herrscher. Die Aura des Bösen, des Unbegreiflichen umgab ihn. Der Pfarrer hatte sich nie vorgestellt, wie der Teufel aussehen konnte, den alten Zeichnungen und Holzschnitten glaubte er nicht, aber in diesem Fall mußte er sich eingestehen, daß der Teufel persönlich in der Gestalt des Darkman erschienen war.
    Hancock lag auf dem Boden. Er mußte hochschauen. Daß er in diese Zelle geschafft worden war, hatte er nicht mitbekommen. Also bin ich doch bewußtlos gewesen, sagte er sich.
    Die Augen waren wieder von den dunklen Gläsern verdeckt worden.
    Trotzdem konnte der andere sehen, denn er drehte ein wenig den Kopf, wie jemand, der sich umschauen muß.
    Dann sprach er den Geistlichen an. »Erkennst du den Raum?«
    »Ich – ahm…« Das Sprechen fiel ihm schwer. George hustete. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Es ist eine alte Zelle.«
    »Ah ja…«
    »Schön, nicht?« Darkman lächelte. »Jetzt bin ich wieder da. Ich fühle mich direkt heimisch. Ich kenne alles hier. Sogar den Galgen habe ich gesehen. Er wurde ja nicht abgebaut. Man kann ihn heute noch besichtigen, meine ich. Wie fühlt man sich denn, wenn man wieder hinter Zuchthausmauern steckt, Pope? Du kennst doch auch das Gefühl – oder nicht?«
    »Hör auf, Darkman!«
    »Nein, ich fange erst an. Ich habe mein Versprechen eingelöst. Niemand wollte mir glauben, aber ich bin stärker, und ich werde es dir zeigen. Du bist der erste, Pope.«
    Die letzten Worte hatten den Mann hart getroffen. Er wollte die Augen schließen, um sich wegwünschen zu können, aber dieses indirekte Todesurteil schwirrte durch seinen Kopf.
    Darkman kannte keine Gnade. Was er sich vorgenommen hatte, würde er auch durchführen, das hatte er schon zu seinen Lebzeiten bewiesen.
    Warum sollte sich daran etwas geändert haben?
    »Hast du es begriffen?«
    Hancock nickte.
    Darkman war zufrieden. Er deutete es durch ein Grinsen an. »Erst bist du an der Reihe. Einer muß ja den Anfang machen. Und dann hole ich mir den nächsten.«
    »Wen denn?«
    »Vielleicht Fletcher, meinen besonderen Freund. Aber das weiß ich noch nicht. Es kann auch sein, daß ich ihn zunächst in seiner eigenen Angst braten lasse. Gesehen hat er mich schon. Er weiß, daß ich wieder im Ort bin. Er wird zittern. Er ist alt geworden. Im Gegensatz zu mir. Ich habe an Kraft gewonnen. Keiner von euch Menschen wird es schaffen, mich zu stoppen, denn die Zeiten haben sich geändert. Es ist nichts mehr so geblieben.«
    Das wußte auch

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