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Verflucht himmlisch

Verflucht himmlisch

Titel: Verflucht himmlisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Tasche und leuchtete meine Pupillen an.
    »Also, mein Kind, ich habe keine Stimme gehört und du sicher auch nicht. Schlaf dein Fieber aus. Morgen ist alles wieder in Ordnung.«
    Ich schluckte eine Antwort herunter. Ich war offenbar wirklich verrückt geworden. Ich hörte etwas, was sie nicht hörte. Und wahrscheinlich würde sie es auch nicht sehen. Trotzdem griff ich schnell nach oben und löschte das Licht.
    Da war es. Diesmal am Fenster. Nun huschte es an die Decke. Mit geschlossenen Augen.
    Klack, sprang das Licht wieder an. Noch einmal betastete die Schwester mit gerunzelten Brauen meine Stirn und schob mir eine Tablette in den Mund.
    »Runter damit!« Die Pille schmeckte bitter. Hastig trank ich Wasser nach. Oh Gott. Auch die Gestalt sah nur ich. Ich hatte bei meinem Herbstrun tatsächlich meinen Verstand verloren. Die Schwester tätschelte meinen gesunden Arm, löschte das Licht und schlurfte nach draußen.
    Ich wusste nicht, ob ich die Augen schließen oder offen halten sollte. Ich entschied mich fürs Schließen. Doch meine Neugierde wurde zu stark. Ich öffnete sie wieder. Die Gestalt schlängelte sich um den Vorhang und baumelte lässig hin und her. Dann ließ sie los, rutschte nach unten und fiel auf dem Boden in sich zusammen.
    »Was ist denn das jetzt? Was ist das?«, flüsterte sie, nun einen Tick kräftiger und weniger gläsern als eben noch. »Igitt. Das ist ja ekelhaft. Brrrr.« Vier Arme fuchtelten durch die Luft, bevor das Wesen zur Ruhe kam und pulsierend an der Heizung kauerte.
    Minutenlang starrte ich es an und minutenlang starrte es reglos zurück. Direkt in meine Augen.
    »Wer bist du?«, fragte ich leise. Meine Stimme bebte.
    »Oh Gott. Nein. Nein!« Die Gestalt ballte sich kugelrund zusammen und flüchtete auf den Besucherstuhl. Ihre Augen wanderten zur Decke und dann zurück auf mich. Sie fühlten sich warm an. Wenn sie mich ansahen, wurde mein Gesicht warm. Und meine Wangen glühten sowieso schon.
    »Was nein?«, fragte ich weiter, obwohl mir ziemlich übel war. Ich fand das alles überhaupt nicht komisch.
    »Nein. Nein. Nein! Sie sieht mich. Sie kann mich sehen. Ich bin verloren. Für immer verloren. Vater!«
    Ich schaute mich um. War da etwa noch jemand im Zimmer? Das Nachtgespenst hatte einen Papa?
    Wieder herrschte minutenlanges Schweigen. Gut. Wenn er nicht redete, musste ich reden.
    »Ich kann dich vor allem hören«, sagte ich bibbernd.
    »Nur hören?« Das gläserne Flüstern kiekste kurz. Es klang hoffnungsvoll. »Nicht sehen?«
    »Doch. Auch sehen. Allerdings –«
    »Allerdings!? Antworten!« Die Gestalt plusterte sich auf. Drei Köpfe wuchsen aus ihrem Hals. Doch nur der Kopf in der Mitte besaß Augen.
    »Es ist mehr ein durchsichtiges Flimmern als ein Körper. Aber ich sehe dich. Jetzt hast du grad drei Köpfe. Finde ich nicht so schick, ehrlich gesagt. Außerdem solltest du dir etwas überziehen.«
    »Neeiiiiiiiiiin! Sie sieht mich! Vater!« Auweia. Nun drehte er durch. Ich glaubte jedenfalls, dass es ein Er war. Exakt konnte und wollte ich es nicht sehen. Aber so, wie dieses Wesen sich benahm – nämlich irgendwie völlig daneben –, musste es ein Er sein. Und warum rief er dauernd seinen Vater? Was für ein Papasöhnchen.
    Jetzt raste er hoch an die Decke, drehte sich einmal im Kreis und schoss ohne ein weiteres Wort durch das geschlossene Fenster davon. Kurz flirrte der Nachthimmel bläulich auf, dann kehrte Ruhe ein. Ich spürte genau, dass niemand mehr hier war.
    »Willkommen bei den Bekloppten, Luzie Morgenroth«, wisperte ich, rollte mich fest in meine Decke ein, presste die Augen zu und versuchte zu schlafen.

Fenstersturz
    Am nächsten Morgen sah mein Krankenzimmer genau so aus, wie ein Krankenzimmer aussehen sollte. Nämlich ohne blaue Gestalten, die über die Decke flimmerten und sich an die Gardinen hängten. Kein gläsernes Gefasel. Kein Papageschrei von einem Geist.
    Nein. Um sechs Uhr in der Früh wurde sauber gemacht (ich und das Zimmer), um sieben kam das Frühstück, um halb acht meine Tabletten und um acht meine Mutter, die mir einen cremefarbenen Pyjama mit einem rosa Teddybär auf dem Oberteil und rosa Herzchen auf der Hose mitbrachte. Creme und rosa. Davon wird doch kein Mensch gesund.
    Ich fühlte mich miserabel. Ich hatte kaum geschlafen, weil ich darauf gewartet hatte, dass der blaue Schatten zurückkehrte. Doch er blieb verschwunden. Wenn das eine Fieberhalluzination gewesen war, dann hatte ich verdammt hohes Fieber gehabt. Wenn nicht – nein,

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