Verflucht in Alle Ewigkeit
Tresen, trank Bier oder Whisky mit Cola und starrte Löcher in die Luft, während sich seine Gedanken um immer die gleichen Dinge drehten …
Ich hätte es verhindern können. Ich hätte es verhindern müssen. McKinley.
Jones. Carter. Mason. Duback. Sie alle sind tot, und ich lebe. Warum? Warum nur muss ich weiterleben …?
»Noch einen, Tony!«, wies er den Barkeeper an, nachdem er sein zweites Glas Whisky bis auf den Grund geleert hatte.
Tony, ein breitschultriger Mann Mitte Vierzig, zog seine buschigen Augenbrauen hoch.
»Bist du sicher, Ice?«, fragte er. »Du hattest heute schon zwei.«
»Zählen kann ich selber«, knurrte Torn und ruckte unruhig auf dem Barhocker hin und her. »Gib mir einfach was zu schlucken, okay?«
Der Barkeeper warf einen vorwurfsvollen Blick auf die Uhr, die über dem Tresen hing. »Noch nicht mal halb neun, Ice. Brooley wird dich feuern, wenn er erfährt, dass du sein Taxi betrunken durch die Gegend fährst.«
»Ich bin nicht betrunken«, zischte Torn.
»Noch nicht«, konterte Tony. »Hör zu, Ice – ich bin dein Freund, okay?«
»Und?«
»Du solltest damit aufhören. Hör auf, dich selber kaputt zu machen.«
»Halt die Klappe, Tony. Was weißt du denn schon?«
»Nichts«, gestand der Barkeeper schulterzuckend. »Ich war nie im Krieg, und ich weiß verdammt noch mal nicht, was damals abging. Aber eines weiß ich schon, Ice …«
Torn schaute auf, blickte dem Barkeeper fragend ins Gesicht.
»Wenn du nicht wieder zu dir findest und dich um Becky kümmerst, ist das Mädel irgendwann weg. Sie ist eine junge Frau, Isaac. Du kannst nicht erwarten, dass sie sich mit dir zusammen begraben lässt.«
»Tue ich nicht«, erwiderte Torn schlicht. »Von mir aus kann sie gehen.«
»Du verdammter, kaltherziger Bastard«, zischte Tony. »Das ist nicht dein Ernst, das weißt du ganz genau. Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass du das Mädel noch immer liebst.«
»Na und?« Torn zuckte mit den Schultern. »Ich bringe ihr doch nur Unglück. Sie ist besser dran, wenn sie mich verlässt.«
»So ein Unsinn!« Der Barmann schlug mit der Faust auf den blank polierten Tresen. »Ihr beide seid füreinander geschaffen. Aber du musst endlich aufhören, dich selbst zu bemitleiden. Lass die Vergangenheit endlich hinter dir!«
»Ich wünschte, es wäre so einfach …«
»Ich weiß, dass es nicht einfach ist. Aber du kannst es schaffen. Hol dir verdammt noch mal Hilfe!«
»Hilfe?« Torn sandte seinem Freund einen bitterbösen Blick. »Du meinst einen Arzt? Becky ist auch der Ansicht, ich sollte zu einem Arzt gehen …«
»Und sie hat verdammt Recht damit«, bestätigte Tony. »Dr. Shearer ist eine verdammt gute Psychologin. Wenn du sie aufsuchen würdest …«
»Ich brauch keinen Seelenklempner«, sagte Torn wütend. »Und wozu sollte das gut sein? Dr. Shearer weiß nichts über mich. Überhaupt nichts.
Wie soll sie mir helfen?«
»Du kalter, egoistischer Mistkerl!«, rief Tony unwillig aus. »Du denkst nur an dich selbst. Gott verdamme dich!«
»Keine Sorge, mein Freund«, meinte Torn mit freudlosem Grinsen, »das hat er bereits getan …«
In diesem Moment flog lärmend die Tür des Schankraums auf, und ein junger Mann erschien, der die blaue Dienstuniform eines Lieutenants der U.S. Army trug. Die Knöpfe am Uniformrock blitzten.
Schneidig nahm der Offizier seine Mütze ab, als er den Schankraum betrat, stach zielstrebig auf Torn zu.
»Donnerwetter, Jungchen«, meinte Isaac, während er den jungen Mann von Kopf bis Fuß musterte. »Wer hat dich denn so fein gemacht?«
»Major Isaac Torn?«, erkundigte sich der Lieutenant zackig, die Bemerkung einfach übergehend.
»Der Name stimmt«, bejahte Torn.
»Den ›Major‹ lass ruhig weg.«
»Sir!«, rief der Offizier aus und schlug die Hacken zusammen, seine rechte Hand schnellte zackig an seine Schläfe. »Lieutenant James Calvin, Sir.
Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Sir.«
»Soso, eine Ehre …« Torn schüttelte den Kopf, sandte Tony einen auffordernden Blick. »Bring dem Jungen ein Bier, Tony, offenbar ist ihm das Hirn eingetrocknet.«
»Ich fürchte, dafür bleibt uns keine Zeit, Sir«, meinte der Lieutenant korrekt. »Sie werden erwartet!«
»Ich? Erwartet?« Torn glaubte, nicht recht zu hören. »Von wem?«
»Draußen vor der Tür stehen zwei Gentlemen, die Sie gerne sprechen würden, Sir.«
»Tatsächlich?« Torn zuckte mit den Schultern. »Sagen Sie ihnen, sie sollen sich verziehen – ich will nämlich
Weitere Kostenlose Bücher