Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
sausen lassen. Der Junge hat vor drei Jahren eine Jugendstrafe kassiert, weil er mit Ecstasy erwischt wurde. Sieht ganz nach einem Mord im Drogenmilieu aus.«
Kirsten, die sich bisher aufmerksam umgesehen hatte, wandte sich an Pia. »Das ist nicht logisch. Wenn es um Drogen und Geld ging, hätte der Täter beides mitgenommen.«
Pia zog die Schultern hoch. »Weiß man doch, wie die im Drogenrausch drauf sind. Ziemlich verquer. Jedenfalls nicht logisch denkend.«
6
Dühnfort stand neben seinem Wagen und betrachtete den Inhalt von Daniel Ohlsbergs Hosentaschen, den die Kollegen Pia übergeben hatten. Handy, Schlüsselbund und Autoschlüssel. Die Geldbörse enthielt Führerschein, Ausweis, EC-Karte und die Mitarbeiterkarte eines VW-Autohauses in Unterhaching. Drei Euro Kleingeld befanden sich im dafür vorgesehenen Fach. Keine Scheine, nur ein Kassenbon von Aldi. Vier zerknüllte Fünfziger hatte Ohlsberg lose in der Tasche bei sich getragen, sowie drei kleine durchsichtige Plastiktüten mit Druckverschluss, darin je vier weiße Tabletten mit einem eingeprägten Logo, das Dühnfort kannte, im Moment aber nicht zuordnen konnte.
Kirsten trat neben ihn. »Weiße Mitsubishi. Dürften so um die fünfzehn Euro kosten. Das Stück. Je nachdem, wie viel MDA drin ist. Die Menge sieht nicht unbedingt nach Eigenbedarf aus.«
»Scheint so.« Mitsubishi. Genau. Das Logo des Autoherstellers zierte die Tabletten. Manchmal waren es Drachen oder Sterne, Schmetterlinge, Vögel, Herzen oder das Peace-Zeichen. Nun eben das Mitsubishi-Logo. Von null auf hundert in zehn Sekunden.
Alois kam aus dem Rohbau und klopfte sich Zementstaub von der Hose. »Warum hat Daniel sich nachts um halb eins ausgerechnet in dieser Baustelle für einen Deal verabredet? Das hätte er einfacher haben können. Um diese Zeit ist niemand unterwegs.«
Kirsten musterte das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Es war heiß, da schlafen die Leute bei offenen Fenstern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass außer Frau Nowotny niemand etwas gehört hat.«
Die Einschätzung, weitere Zeugen zu finden, teilte Dühnfort. »Übernimmst du die Nachbarschaftsbefragung? Und rede mit der Zeugin, vielleicht fällt ihr ja noch etwas ein.«
Alois, der inzwischen den Inhalt des Spurenbeutels eingehend betrachtet hatte, legte ihn zurück auf die Motorhaube. »Sind die Angehörigen schon informiert?«
Dühnfort verneinte. Alois erklärte sich bereit, das zu übernehmen.
»Wo war Daniel gestern Abend? Welche Kontakte hat er in die Drogenszene? Von wo bezog er das Zeug? All das sollten wir schnell klären.« Dühnfort teilte sein Team ein. Alois würde Daniels Arbeitsplatz aufsuchen, nachdem er die Angehörigen informiert hatte, und mit Chef und Kollegen reden. Kirsten sollte weitere Zeugen finden, und er selbst würde sich in Daniels Wohnung umsehen.
Dühnfort schaute Kirsten und Alois nach. Noch hatte er kein Gefühl für den Tatort und keine Vorstellung von der Tat. Kurzentschlossen verschob er den Besuch in Daniels Wohnung, schlüpfte in einen weißen Einwegoverall, zog Überschuhe an und kehrte entlang des markierten Pfads durch den Seiteneingang zurück an den Tatort.
Buchholz arbeitete noch immer in dem großen Raum, der sich zur Parallelstraße öffnete. Gebeugt stand er vor einer Säule, an der ein Schildchen mit der Spurennummer 15 haftete. Einer seiner Mitarbeiter fotografierte dort. Buchholz griff zur Pinzette, entfernte das Objekt seines Interesses und schob es in eine kleine Plastikschachtel. Dabei entdeckte er Dühnfort, der am Ende der Markierung stehen geblieben war. »Hast du ein paar Minuten für mich?«
»Gleich.« Trotz seiner Körperfülle folgte Buchholz erstaunlich flink einem für Dühnfort nicht sichtbaren Pfad zu einer Alubox, verstaute dort den Beutel und kam dann zum Vorplatz. »So, jetzt kannst du rein. Achte auf die markierten Wege. Dort darfst du rumlatschen. Daneben nicht. Hier gibt es jede Menge Schuhspuren, die noch nicht alle erfasst sind. Und etliche, die wir nicht dokumentieren können, weil die Kollegen und der Notarzt zum Haupteingang rein sind und sich erst einmal gründlich umgesehen haben. Das sollte man denen langsam mal einbläuen, wie man sich an einem Tatort verhält.«
Dühnfort folgte ihm zwischen blauen Kreidestrichen zur Positionsmarkierung der Leiche. »Freihand nach den Angaben der Kollegen gemacht«, meinte Buchholz. »Schaffen die einfach den Toten weg. Ich habe ja schon viel erlebt, aber das noch
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