Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
zusammen und glättete sich gleich wieder. »Ich hab’s. Unser Sir Walter Raleigh von der Staatsanwaltschaft.«
Dühnfort lachte. »Richtig.« Er gab ihr einen Stups auf die Nase und dann einen Kuss.
Während sie den Picknickkorb packten und die Segelsachen zusammensuchten, schlichen sich Marlis Schäfer und Saskia Eckel wieder an. Er verstand es einfach nicht. Es kam selten vor, dass er völlig ratlos vor einer Tat stand. Eine Grenzüberschreitung. Keinesfalls zu verharmlosen, doch im strafrechtlichen Sinn nicht relevant, wohl aber im moralischen. Damit hatte es begonnen. Ein Stein, der ins Wasser geworfen wurde, die glatte Oberfläche in Unruhe versetzte, Kreise zog, die sich nicht aufhalten und beeinflussen ließen und unbemerkt eine vernichtende Kraft entwickelt hatten.
»Der Fall. Oder? Er geht dir nicht aus dem Kopf?« Gina verstaute die Windjacken im Korb und kam dann zu ihm.
»Ich verstehe es nicht. Das heißt, rein rational schon. Ich weiß, was sie getan haben, diese beiden Mütter, und ich kenne ihre Motivation. Dass man darüber nachdenkt, sich auf diese Weise zu rächen, das kann ich nachvollziehen. Das ist menschlich. Aber sie haben es getan, sie haben es umgesetzt. Wie konnte Mikas Mutter derart in das Leben ihrer Tochter eingreifen? Sie war kein kleines Kind. Sie war erwachsen. Das tut man einfach nicht.«
»Vielleicht liegt es daran, dass man heute nicht einfach Mutter wird, so wie früher. Kinder werden geplant, wie der Hausbau und die Karriere. Es gibt genügend Mütter, die sich über ihre Kinder definieren. Sie sind Stellvertreter oder Symbol des eigenen Erfolgs. Sie sollen Erwartungen erfüllen und den Status der Familie repräsentieren. Vielleicht verpasst eine solche Mutter dann den richtigen Moment loszulassen. So wie Saskia Eckel. Sollte ich jemals Verhaltensweisen wie Mikas Mutter an den Tag legen, dann norde mich bitte sofort ein oder schicke mich notfalls zum Therapeuten.« Unsicher sah sie ihn an.
Dühnfort durchfuhr ein freudiger Schreck. »Bist du schwanger?«
Sie lächelte. »Nein. Das nicht. Ich hänge dir doch nicht ungefragt ein Kind an. Aber vielleicht sollten wir mal darüber reden. Ich steuere stramm auf die vierzig zu …«
»Bis dahin sind aber noch drei Jahre Zeit.«
»Trotzdem. Magst du überhaupt? Wir haben nie darüber gesprochen.«
Das stimmte. Das Thema hatte er gemieden. Irgendwie war nie der richtige Zeitpunkt gekommen, mit ihr über seinen Traum von einer Familie zu sprechen. Immer hatte er sich gedrückt, aus Angst vor der Antwort. Was, wenn sie nicht wollte, wenn wieder eine Beziehung an seinem Kinderwunsch scheiterte? Er zog sie an sich, nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Und ob ich mag. Wenigstens zwei, oder besser drei? Was meinst du?«
»Fangen wir doch erst mal mit einem an.«
Ich hätte sie viel früher fragen sollen, dachte er, während eine Last von ihm abfiel und er sich glücklich und leicht fühlte. Und dann musste er lachen. Sie hatte schließlich ihn gefragt. Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und dann auf den Mund. Ihre Lippen öffneten sich. Sie erwiderte seinen Kuss. Sanft und zärtlich. Er sog ihren Duft ein, ließ seine Lippen über ihren Hals wandern, versank in dieser wunderbaren Kuhle am Schlüsselbein, während ihre Hände sich unter sein Shirt schoben.
»Hm?«, meinte sie mit einem Blick auf die Uhr. »Wie gefällt dir eigentlich der Name Jonas?«
»Gut. Warum?«, murmelte er.
»Wir haben noch Zeit. Wir könnten also noch ein wenig jonasen.«
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