Verfluchte Fesseln
außerhalb der Stadt liegt, und dass es fast nicht von
der Straße aus gesehen werden kann, gleich dahinter läge
das größere W aldgebiet, er kenne es
sicher, der Höllinger Forst.
„ Ja,
kein Problem! Das finde ich schon. Ich muss hier noch etwas regeln,
aber am späten Nachmittag, sagen wir, so zwischen fünf und
sechs bin ich bei Ihnen. Ist das in Ordnung?“
„ Ja,
sicher! Vielen Dank schon einmal. Ich freue mich schon. Und bitte
entschuldigen Sie, dass ich Ihnen solche Unannehmlichkeiten
eingebrockt habe.“
„ Bitte
was?“, protestierte Robert. „Mir haben Sie doch den
ganzen Schlamassel zu verdanken. Hätte ich den Stick nicht
aufgehoben, wäre doch gar nichts passiert!“
„ Ja,
eben, das meine ich doch. Es wäre gar nichts passiert, und alles
wäre so weiter gegangen wie vorher. Ich bin froh, dass der
Horror ein Ende hat.“
Sie
verabschiedeten sich, und Robert versuchte aus Max Gesicht zu lesen,
was er gerade dachte.
„ Also,
da bin ich mir nicht so sicher, dass der Horror ein Ende hat. Es
würde mich überhaupt nicht wundern, wenn er jetzt erst
richtig losgeht. Dieser Psychopath wird sich doch nicht auf einmal
mit der Situation abfinden. Der Mann ist krank, der denkt nicht
normal. Sieh dich um! Macht das jemand, der noch ganz richtig ist in
der Birne?“
„ Wohl
kaum!“, antwortete Robert, aber er wollte Max Gedanken gar
nicht weiterspinnen. Aus seiner Sicht machte es wenig Sinn, sich
schon einmal prophylaktisch in die Hose zu pinkeln. Abwarten und Tee
trinken, dachte er. Sich jetzt selbst verrückt zu machen, dürfte
wohl eher kontraproduktiv sein.
„ Und
was machst du jetzt?“, fragte Max, wobei er nicht die nächsten
ein, zwei Stunden meinte.
„ Ja,
ich werde erst einmal zu ihr fahren, und dann muss ich sehen, wie es
weitergeht. Ich werde heute Nacht jedenfalls nicht hier schlafen, das
ist mir zu riskant.“
„ Du
kannst auch gern wieder bei mir übernachten, wenn du möchtest.“
„ Danke,
Max, aber ich will dir jetzt auch nicht ständig auf den Geist
gehen. Und eine Dauerlösung ist das ohnehin nicht.“
„ Na,
wie auch immer, du weißt, wo du mich findest, wenn nötig.
Und was machst du jetzt bis du zu ihr fährst?“
„ Jetzt?
Hier meinst du? ich werde erst einmal grob aufräumen. Und
mittags muss ich zur Agentur. Da ist noch eine Besprechung wegen der
nächsten Kampagne. Du weißt schon, das Shooting auf den
Seychellen.“
„ Okay,
dann viel Glück! Ich versuche heute auch noch einiges in Ordnung
zu bringen. Wir telefonieren dann später?“
„ Machen
wir! Ciao, Max!“, rief ihm Robert an der Tür hinterher.
„Und danke für alles!“
Aber
Max winkte nur ab.
22.
Gunnar
kam aus dem Staunen nicht heraus, als Max seinen Bericht beendet
hatte. Der hatte sich nach reiflicher Überlegung entschlossen,
auch den vierten im Bunde auf den letzten Stand zu bringen, weil er
meinte, dass sie jetzt alle zusammen halten müssten, um Robert
in dieser heiklen Lage nicht im Regen stehen zu lassen.
„ Das
ist ja wie im Film!“, meinte er und schüttelte ungläubig
den Kopf. „Wenn mir das jemand anders erzählt hätte,
ich würde es nicht glauben.“
„ Glaub
es ruhig, ich habe ganz sicher noch das eine oder andere vergessen,
aber auf keinen Fall etwas hinzugefügt.“
„ Mann,
das kann doch so nicht weitergehen. Da muss eine Lösung her.
Robert kann sich doch nicht ewig vor diesem Idioten verstecken.“
„ Natürlich
nicht!“, pflichtete ihm Max bei. „Aber wie soll man denn
einem solch kranken Hirn beikommen? Mit normalen Maßstäben
kannst du den doch nicht messen. Der gehört eigentlich in die
Psychiatrie!“
„ Da
werden wir ihn wohl nicht abliefern können, aber was hältst
du davon, wenn wir einmal mit ihm reden?“
„ Pah!“,
ereiferte sich Max. „Reden? Mit dem? Dem kannst du doch nicht
vernünftigen Argumenten kommen?“
Gunnar
spitzte die Lippen.
„ Vielleicht
doch, wenn sie schlagkräftig genug sind?“
Max
sah Gunnar an, war sich aber nicht sicher, ob er ihn richtig
verstanden hatte.
„ Du
meinst...“ Max brach den Satz ab, aber Gunnar nickte schon.
„ Ja,
mein ich! Der Kerl steht doch so auf Gewalt. Vielleicht ist er
lernfähig, wenn man ihn mit seinen eigenen Argumenten
konfrontiert?“
Das
klang einigermaßen überzeugend und Max grinste seinen
Freund an.
„ Okay!“,
sagte er. „Ich bin dabei! Verdient hat er sich das redlich. Und
wie meinst du, sollen wir das machen?“
„ Zuerst
müssen einmal wir wissen, wo wir ihn finden
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