Verfluchte Seelen
vergangenen Jahrhunderten getan haben.«
»Für den Vampirkönig galt das nicht«, stellte Ami fest. »Ich habe gesehen, wie er seine Anhänger mit einer Machete massakrierte.«
Stanislav schnitt eine Grimasse. »Yuri, Bastien und ich haben die Schweinerei gesehen, die er hinterlassen hat.«
Sarah rümpfte die Nase. »Ja, aber der Vampirkönig war auch bereits jenseits von Gut und Böse. Er war nicht
dabei,
wahnsinnig zu werden, sondern war es längst. Ganz im Ernst, ich zweifle daran, dass er sich auch nur das Geringste aus seinen Gefolgsleuten gemacht hat. Und wenn er sie schon bei klarem Verstand als jederzeit ersetzbar betrachtet hat …«
Étienne schüttelte den Kopf. »Warum zerbrechen wir uns überhaupt den Kopf? Selbst wenn wir uns tatsächlich dafür entscheiden, diesen verrückten Plan zu verfolgen – das würde niemals funktionieren. Vampire
hassen
Unsterbliche. Sie würden uns nicht zuhören, wenn wir versuchen, sie dazu zu bringen … wie soll ich das ausdrücken … sich uns anzuschließen. Und auch wenn sie auf
Bastien den Anführer
gehört haben –
Bastien dem Verräter
werden sie garantiert nicht zuhören. Sie verabscheuen ihn genauso wie uns – wenn nicht mehr. Was haben wir also in der Hand?«
»Man muss jemanden nicht mögen, um auf ihn zu hören«, beharrte Tanner. »Die meisten Vampire in Bastiens Armee haben mich
gehasst
.«
»Kaum zu glauben«, sagt Lisette, die ihn interessiert gemustert hatte und ihm nun anzüglich zuzwinkerte.
Grinsend registrierte Melanie, dass Tanner vorübergehend den Faden verlor, während er die bezaubernde französische Unsterbliche angaffte.
Étienne stieß ihm den Ellbogen in die Seite.
»Wie? Oh.« Tanner lächelte. »Richtig. Wie auch immer … ähm … wie gesagt, die Vampire in Bastiens Armee verabscheuten mich, aber keiner von ihnen hat mich je angegriffen.«
»Sie wussten, dass ich sie töten würde, wenn sie das gewagt hätten«, stellte Bastien fest.
»Das hat eine Rolle gespielt«, stimmte Tanner zu. »Aber ich glaube, dass es auch damit zu tun hatte, dass wir auf derselben Seite waren und gegen einen gemeinsamen Feind gekämpft haben.«
Melanie hörte mit wachsendem Interesse zu. Was er sagte, bestätigte ihre eigene Hypothese. Sie glaubte, dass sich das Unterbewusstsein der Vampire an dem orientierte, was sie in lichten Momenten fühlten – auch wenn der Wahnsinn ihre übrigen Taten steuerte.
Aber Richart schüttelte den Kopf. »Selbst wenn wir es schaffen, einen Teil der Vampire auf unsere Seite zu ziehen und sie dazu zu bringen, die übrigen Blutsauger vor Emrys zu warnen – würde das voraussetzen, dass wir ihre Leben verschonen und zulassen, dass sie Menschen angreifen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von uns das verantworten will.«
Melanies Gedanken rasten. »Die Unsterblichen Wächter könnten auch weiterhin diejenigen unter den Vampiren ausschalten, die unrettbar verloren sind, und nur die ganz jungen Vampire rekrutieren. Man könnte ihnen Blutbeutel anbieten, damit sie keinen Grund haben, Menschen anzugreifen.«
»Leider verfügen wir nicht über die entsprechenden Ressourcen«, wandte Seth ein.
Das stimmte. Die Blutbeutel, die die Unsterblichen benutzten, wurden ihnen von den Netzwerkangehörigen und ihren Familien gespendet. Das war einer der Gründe, warum sich die Unsterblichen ausschließlich von Bio-Essen ernährten. (Der andere Grund war natürlich purer Starrsinn. Nachdem sie sich seit Jahrhunderten – wenn nicht Jahrtausenden – nur von naturbelassenen Nahrungsmitteln ernährt hatten, weigerten sie sich schlichtweg, ihre Essgewohnheiten zu ändern.) Das Virus reparierte selbst die kleinsten Verletzungen, aber dafür brauchte ihr Körper Blut, und die Unsterblichen achteten darauf, ihren Bedarf so gering wie möglich zu halten, damit sie nicht nach alternativen Quellen suchen mussten.
»Ihr könntet es so machen wie Bastien damals«, schlug Tanner vor. »Ihr könntet ihnen Pädophile geben, von denen sie trinken können.«
Melanie hatte davon gehört. Aus ihrer Sicht eine ziemlich brillante Idee. Da Bastien über keine konstante Versorgung mit Blutbeuteln verfügt hatte, hatten Tanner und er mit Hilfe von Detektiven im Internet einen Pädophilenring aufgespürt und ihren Gefolgsleuten befohlen, sich von ihm zu ernähren.
»Wir haben nicht genug Leute, um sicherzustellen, dass sie sich nicht anderweitig schadlos halten«, erwiderte Seth.
David nickte. »Auch wenn er von seinen Anhängern gefürchtet
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