Verfluchte Seelen
Zeit bei David. Mal sehen, was sich so tut.«
Bastien warf Melanie einen fragenden Blick zu, woraufhin diese nur mit den Schultern zuckte. »Und warum genau … erzählen Sie mir das?«
Der Sekundant senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Richart wird den Tag mit
Sie-wissen-schon-wem
verbringen, deshalb dachte ich, dass Sie beide sich vielleicht darüber freuen würden, das Haus für sich allein zu haben.« Er wedelte mit dem Schlüsselbund vor Bastiens Gesicht herum und musterte Bastien und Melanie, wobei er süffisant mit den Augenbrauen wackelte.
Bastien nahm den Schlüssel. »Ihnen ist schon klar, dass jeder im Haus gehört hat, was Sie gerade gesagt haben?«
Erschrocken drehte sich Sheldon um und zuckte zusammen, als er bemerkte, dass ihn alle im Raum anstarrten.
Lisette hob eine Augenbraue.
»Was ich eigentlich sagen wollte, ist … Richart braucht sein Auto zurück. Und Sie müssen unbedingt noch tanken, bevor Sie es vor seinem Haus abstellen.«
Bastien seufzte. »Sehr geschickt. Ihr alle – ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, ich fahre Dr. Lipton nur zurück zum Netzwerk.«
Die Anwesenden wandten sich von dem Trio ab und unterhielten sich weiter.
Melanie winkte zum Abschied und folgte Bastien hinaus zum Auto.
Der Unsterbliche hielt ihr die Beifahrertür auf und wartete, bis sie sich in den Wagen gesetzt hatte. Dann schloss er Tür und ging zur Fahrerseite. Keiner von ihnen sagte ein Wort, während er den Motor startete und losfuhr.
Die Minuten vergingen.
Melanie beugte sich vor und warf einen Blick auf das Armaturenbrett, dann rutschte sie wieder zurück auf ihren Platz.
Nach ein paar Minuten wiederholte sie das Ganze.
»Vergewisserst du dich, dass ich nicht zu schnell fahre?«, fragte er, da er nicht wusste, was ihr Interesse weckte.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nur den Kilometerzähler im Auge behalten. Wir sind jetzt fast zehn Kilometer von Davids Haus entfernt, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Gut. Dann können wir jetzt sprechen, ohne dass die anderen uns hören können. Fährst du mich tatsächlich zum Netzwerk?«
Das hatte er eigentlich vorgehabt, aber … »Möchtest du denn, dass ich dich zum Netzwerk fahre?«
»Nein.« Kurz. Direkt. Einfach umwerfend.
Und genau das, was er hören wollte. »
Möchtest
du, dass ich dich nach Hause fahre?«
»Ich weiß nicht. Sheldon hat sich so viel Mühe gegeben, eine tolle Geschichte aus dem Hut zu zaubern, damit wir Richarts Haus für uns haben.«
Bastien lächelte. »Das Ganze tut mir leid. Sheldon hat mir eindrucksvoll vor Augen geführt, dass es manchmal tatsächlich besser ist, nachzudenken,
bevor
man den Mund aufmacht.«
Sie lachte. »Ich kann ihn gut leiden.«
»Ich auch. Und ich kann inzwischen auch nachvollziehen, warum Richart ihm noch nicht den Hals umgedreht hat.«
»Wenn du möchtest, können wir auch zu mir fahren. Allerdings muss ich dich warnen – ich bin nicht unbedingt die ordentlichste Person auf der Welt. Im Büro? Ja. Zu Hause? Definitiv nein.«
Wir.
Bastien konnte nur noch an dieses Wort denken. »Ich glaube, ich fahre lieber zu Richarts Haus, wenn dir das nichts ausmacht. Nach dieser Nacht ist es mir lieber, mich in einem gut gesicherten Haus aufzuhalten.«
»Du hast recht. Dann fahren wir lieber zu Richart.«
Melanie war ein bisschen überrascht, dass Bastien ihr nicht widersprochen hatte. Sie hatte damit gerechnet, dass er ihr wieder einen Vortrag über die Gefahren halten würde, die es für sie gab, wenn sie sich mit ihm einließ.
Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Oder plante er etwa, in Richarts Haus getrennte Wege zu gehen?
Das war ihm durchaus zuzutrauen. Er schien entschlossen zu sein, dafür zu sorgen, dass sie durch ihn keine Nachteile zu erwarten hatte. Sie glaubte nicht, dass er registriert hatte, dass ein paar von den Unsterblichen – insbesondere Richart, möglicherweise auch seine Geschwister – ihre negative Einstellung ihm gegenüber allmählich korrigierten.
Zumindest hatte sie diesen Eindruck.
Die Fahrt zu Richarts Haus war sehr angenehm. Statt sich Sorgen darüber zu machen, was passieren oder eben
nicht
passieren würde, wenn sie dort angekommen waren, fragte Melanie Bastien, was genau in der Nacht geschehen war, in der er Sarah entführt hatte. Als er die Geschichte erzählte, musste sie so sehr lachen, dass sie Seitenstiche bekam.
Sie zweifelte zwar daran, dass das Ganze damals auch so amüsant gewesen war, aber sein Bericht war einfach zu komisch. Sarah
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