Verfluchter Bastard! (German Edition)
Strich
zusammenzukneifen wenn sie nachdachte, und das tat sie fast immer,
wirkten ihre Züge oft verkniffen und hart. Und dann war da noch ihre
auffällige Nase. Diese war etwas zu groß geraten und aufmüpfig
nach oben gebogen. Wenn sie wütend war, bebten ihre Nasenflügel wie
bei einem nervösen oder wütenden Pferd, was ihr den unschönen
Beinamen „Schlachtross“ eingebracht hatte.
In
der Tat erinnerten sowohl ihr hitziges Temperament, als auch ihre
gedrungene Statur sehr stark an das Bild kräftiger, antiker
Streitrösser. Wenn Cathy McKinley sich etwas in den Kopf gesetzt
hatte, dann walzte sie - wie ein barockes Schlachtross - sämtliche
Widerstände nieder. Sowohl mit Worten, als auch mit Taten. Ihre
spitze Zunge war genauso gefürchtet, wie ihr eiskalter und
durchtriebener Geschäftssinn.
Charles
McKinley musterte seine Tochter von oben bis unten. Wenn sie doch
nur hin und wieder ein Kleid tragen würde , dachte er bekümmert.
Unter all der groben, praktischen Männerkleidung, war nicht eine
einzige weibliche Rundung zu sehen, ja noch nicht einmal zu erahnen.
Keiner,
der Cathy McKinley das erste Mal sah, würde glauben, dass sie eine
Frau war. Ihre Kleidung, ihre ruppige Art, ihr breitbeiniger,
schwerer Gang machten jeden glauben, einen Mann vor sich zu haben.
Daran änderte noch nicht einmal die Tatsache etwas, dass ihr ein
Bart fehlte.
Hin
und wieder beschlich Charles McKinley das ungute Gefühl, dass seine
Tochter keine „richtige“ Frau war. Er hasste sich für diesen
sündigen Gedanken. Umso mehr war es sein Bestreben, seine Tochter
endlich unter die Haube zu bekommen. Selbst wenn er dafür einen Pakt
mit dem Teufel eingehen musste. Was er schlußendlich auch getan
hatte.
Ihm
war anfangs nicht ganz wohl gewesen, seine Tochter einem Mann
auszuliefern, von dem er nur eine verschwommene Erinnerung hatte.
Nachdem er jedoch vorsichtig Erkundigungen eingezogen hatte, wa er
immer mehr zu dem Schluss gekommen, dass dieser Mann wunderbar zu
seiner widerspenstigen Tochter passte. Die beiden hatten einander
wahrlich verdient.
Dieser
Mann war mindestens so stur, eigenwillig und unkonventionell, wie
seine widerspenstige Cathy. Am besten gefiel Charles McKinley jedoch,
dass dieser Mann nicht nur körperlich, sondern auch geistig in der
Lage sein würde, seine überaus störrische Tochter zu zähmen. Das
war bislang bei keinem der bisherigen Heiratskandidaten der Fall
gewesen.
Nichts
wünschte sich Charles McKinley mehr für seine Tochter, als dass sie
einen ebenbürtigen Mann finden würde, mit dem sie glücklich werden
und den sie eines Tages vielleicht auch lieben konnte. Denn Liebe war
etwas, was Cathy in ihrem bisherigen Leben nicht viel erfahren hatte. Was zum Großteil auch meine eigene Schuld ist , seufzte
Charles McKinley bekümmert.
Nach
dem Tod seiner geliebten Frau Hannah, war er so mit dem eigenen
Schmerz beschäftigt gewesen, dass er seine beiden Kinder in fremde
Hände gegeben und sein Leben irgendwie weitergelebt hatte.
Erst
als er auch seinen Sohn Euan bei einem Reitunfall verloren hatte, war
ihm bewusst geworden, dass er Cathy nicht auch noch verlieren wollte,
in dem er sie bei fremden Menschen aufwachsen ließ.
Mit
knapp fünfzehn Jahren hatte er sie auf das halbzerfallene Gut der
McKinleys zurückgeholt und sich fortan um sie gekümmert, soweit
Cathy das damals noch zugelassen hatte. Denn seine Tochter war
bereits mit fünfzehn Jahren unglaublich eigenwillig und klug
gewesen. Nur zu gern hatte er ihr damals die Verwaltung des
halbzerfallenen Gutes überlassen. Schon damals war ihr scharfer
Geschäftssinn zu erkennen gewesen.
Anfangs
hatte Charles Cathy für verrückt erklärt, als sie ihm eröffnet
hatte, dass sie eine Schaffarm auf dem brachliegenden McKinley Land
errichten wollte. Doch dank ihrer Hartnäckigkeit und dem Versprechen
das geliehene Geld mit Zins und Zinseszins zurückzuzahlen, überließ
er ihr schließlich, trotz größter Skepsis, die Hälfte seines
letzten Soldes.
Zusammen
mit der hinkenden Jezebel und dem stummen Isaac hatte sich Cathy auf
den Weg in den englischen Teil der Lowlands gemacht, um sich dort,
bei einem der Großgrundbesitzer, eine winzige Schafherde zu kaufen.
Jetzt,
fast zwanzig Jahre später, waren daraus eine Schaffarm, eine eigene
Spinner-, Weber- und Stofffärberei, ein Schlachthof, ein
Fuhrunternehmen, eine Whisky-Destillerie und ein Bankhaus geworden.
Edle Wollstoffe und Bekleidung aus den McKinley-Webereien waren in
ganz England berühmt
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