Verfluchter Bastard! (German Edition)
als zu heiraten. Er war gerade einmal neunzehn Jahre
alt und hatte ganz andere Pläne für sein Leben. Darin war kein
Platz für Heirat, Ehefrau und Kinder oder lästige Clan-Traditionen.
Er
wollte frei sein, die Welt kennenlernen und dabei das tun, wofür
sein Herz heiß und heftig schlug: Skulpturen schaffen. Was würde er
nicht alles dafür geben in London oder Florenz Bildhauerei studieren
zu dürfen. Doch sein Vater wollte von diesen Plänen einfach nichts
wissen.
Lorn
wusste, dass ihm eine folgenschwere Entscheidung bevorstand:
Entweder, er heiratete Rose McLeod, oder aber er floh – am besten
so schnell wie möglich. Vor beiden Entscheidungen graute ihm, denn
beides zog unangenehme Konsequenzen nach sich. Wenn er blieb, würden
ihn das Clanleben und die Familientraditionen ersticken; würde er
hingegen fliehen, wäre er bitterarm, für immer heimatlos und
geächtet. Schlußendlich hatte er sich schweren Herzens zur Flucht
entschlossen – und es nie bereut, auch wenn sein Leben oft nicht
einfach gewesen war.
Lorn
seufzte wehmütig bei der Erinnerung an seine Vergangenheit. Er
setzte sich auf und griff erneut nach der Whisky-Karaffe. Doch die
Kontur der Karaffe begann plötzlich vor seinen Augen zu
verschwimmen. Er kniff die Augen zusammen und streckte erneut die
Hand nach der Whisky-Karaffe aus. Doch wieder verfehlten seine Finger
ihr Ziel und griffen ins Leere. Er hatte mit einem Mal das Gefühl
völlig betrunken zu sein. Dabei hatte er sich gerade mal ein Glas
Whisky gegönnt. Leise fluchend beugte er sich nach vorne, um erneut
nach der Karaffe zu greifen, die er nur noch verschwommen wahrnahm.
Im nächsten Moment versagten ihm auch seine Arme den Dienst. Bevor
er sich näher mit diesem seltsamen Umstand befassen konnte, bemerkte
er gerade noch, wie eine bleierne Müdigkeit durch seinen Körper
kroch, Arme und Beine lähmte – und seinen Geist in wohlige
Dunkelheit hüllte.
Kapitel
3
„ Was
ist so wichtig, dass Ihr mich jetzt stört?“
Cathy
McKinleys Stimme klang ruhig, aber unwirsch. Sie machte sich nicht
einmal die Mühe von ihren Büchern aufzusehen, als sich der
ungebetene Gast direkt vor ihrem mächtigen Eichenschreibtisch
aufbaute. Sie wusste auch so, wer es war. Die monatlichen
Abrechnungen erforderten ihre ganze Konzentration und niemand auf Gut
McKinley würde es wagen, sie dabei zu stören – außer ihrem
Vater, Charles McKinley.
„ Das
weißt du genau.“
Charles
McKinleys Stimme klang so brüchig, wie er aussah. Er war ein
spindeldürrer, vornüber gebeugter, alter Mann mit schütterem,
weißen Haar, das so dünn war, dass es ihm flusig vom Kopf abstand.
Die Haut seines verwitterten Gesichts hatte große Ähnlichkeit mit
Pergamentpapier: bräunlich, faltig und durchscheinend. Von weitem
wirkte Charles McKinley, als ob er jede Minute zu Staub zerfallen
würde. Doch seine Zerbrechlichkeit täuschte. Sobald man in seine
unglaublich strahlend blauen Augen sah, vergass man sofort, dass man
es mit einem alten Mann zu tun hatte. Seine Augen besaßen eine
unbändige Leucht- und Lebenskraft. Im Moment wirkten diese strahlend
blauen Augen jedoch sehr ungehalten und verhießen nichts Gutes.
„ Ich
weiß nicht wovon Ihr redet, Vater.“
„ Natürlich
weißt du das, Cathy McKinley. Halte mich nicht zum Narren!“
Die
Augen ihres Vater sprühten blaue Blitze, doch das ließ Cathy völlig
kalt. Natürlich wußte sie, was ihren Vater auch dieses Mal wieder
in ihre Räume getrieben hatte. Es gab nur ein einziges Thema, das
sein altes Blut noch so in Wallung brachte, dass er freiwillig die
vielen steilen Stufen zu ihrem Kontor nach oben stieg.
Cathy
seufzte innerlich. Zu oft hatte sie in der Vergangenheit schon derlei
fruchtlose Diskussionen mit ihrem Vater geführt, als dass sie diese
noch fürchten müsste. Aber es ärgerte sie dennoch, dass er immer
wieder hartnäckig auf dieses leidige Thema zu sprechen kam. Vor
allem, wenn ihr Kopf mit anderen, wichtigeren Dingen gefüllt war.
Wie zum Beispiel jetzt, wo sie die Monatsabrechnungen machte. Nun
gut, wenn ihr Vater wieder eines dieser sinnlosen Scharmützel
brauchte, um sein Gewissen zu beruhigen, dann sollte er es bekommen.
„ Wie
Ihr seht mache ich gerade die Monatsabrechnungen, Vater. Wenn Ihr
nichts dagegen habt, verschieben wir das leidige Thema bis nach dem
Dinner.“
„ Mitnichten.
Ich werde nichts mehr verschieben und auch nicht mehr mit dir
diskutieren.“ Charles McKinleys Augen blitzten. „Du hattest deine
Chancen, Cathy.
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