Verfluchter Bastard!
würde das nie und nimmer auf sich sitzen lassen. Da sie wenig Lust verspürte, sich von ihm den Hintern versohlen zu lassen, war sie in Windeseile vom Baum gesprungen und um ihr Leben gerannt.
Ein kurzes Klopfen an der Tür riss Cathy aus ihren Erinnerungen. Bevor sie „Herein“ rufen konnte, war eine kleine, hinkende Gestalt eingetreten und hatte mit einem stummen Nicken ein Tablett mit dampfendem Tee und Gebäck auf Cathys Schreibtisch abgestellt.
„ Danke, Jezebel“, sagte Cathy mit einem freundlichen Lächeln in Richtung der kleinen hübschen Frau. „Komm, setz dich eine Minute zu mir und trinke eine Tasse Tee mit mir.“
Jezebel tat wie ihr geheißen und schenkte sich ebenfalls etwas von dem heißen, dampfenden Gebräu ein, das einen seltsam süßlichen Geruch in der dunklen, muffigen Stube verbreitete, die Cathy ihr Reich nannte.
Der Raum hatte überhaupt nichts Weibliches an sich. Die Wände waren teilweise mit alter Mooreiche getäfelt und ließen den Raum noch dunkler erscheinen, als er ohnehin schon war. Alles war einfach und praktisch eingerichtet. Cathy hasste Verschwendung. Sie ließ nur Dinge anschaffen, die ihrer Meinung nach auch lange Bestand hatten.
Da machten auch die schweren, wenig schmucken Eichenmöbel keine Ausnahme. Ebensowenig wie die Eichendielen oder die gusseisernen Kandelaber an der Wand. Nicht einmal die langen, geblümten Vorhänge vermochten es, dem Raum eine gewisse weibliche Note zu verleihen.
Jezebel rümpfte die Nase bei dem Geruch, der ihr in die Nase stieg. Es war der typische Geruch von Papierstaub und altem Leder, der von den vielen hundert Büchern ausging, die sich hinter Cathy in einem Regal türmten, das bis unter die Decke reichte. In den riesigen ledergebundenen Büchern vermerkte Cathy penibelst genau jede noch so kleine Einnahme oder Ausgabe ihres Imperiums.
Jezebel nahm jedoch noch einen anderen Duft wahr, der sie erbost auf Cathy schauen ließ.
„ Cat“, schnaufte sie vorwurfsvoll, während ihr Blick zu Cathys schweren Stiefeln ging, an denen jede Menge Schafdung haftete. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dich umziehen sollst, bevor du deine Räume betrittst? Hättest du nicht zuvor ein Bad nehmen können? Es stinkt hier schon wieder erbärmlich nach Schafmist.“
Mürrisch glitt Jezebels Blick über die Schmutzspur, die Cathys Stiefel auf dem blitzblanken Dielenboden hinterlassen hatte.
„ Du bist noch unbelehrbarer als Isaac. Manchmal frage ich mich, wer von euch beiden der Taubere ist.“
Cathy musste ungewollt schmunzeln. Jezebel und Isaac waren nicht nur ein Ehepaar, sondern auch von Kindheitstagen an ihre besten Freunde und Vertraute. Die hinkende Jezebel und der stumme Isaac standen ihr so nahe, wie sonst nur Bruder oder Schwester. Entsprechend vertraut war auch der Umgangston zwischen ihnen. Cathy duldete Jezebels Rüge nicht nur, sie nahm sie ihr auch in keinster Weise übel. Jezebel war die Verwalterin von Gut McKinley und hasste Schmutz in jeglicher Form.
„ Du hast ja recht, Jezz“, sagte Cathy versöhnlich und nippte an ihrem Tee. Doch schon eine Sekunde später spie sie den Tee in hohem Bogen wieder aus.
„ Was zur Hölle …“, würgte sie hervor und verzog angewidert das Gesicht. „Willst du mich vergiften? Teufel, was ist das für ein abscheuliches Gebräu?“, hustete Cathy lauthals. Im nächsten Moment griff sie in ihren Schreibtisch, holte eine Flasche Whisky hervor, entkorkte die Flasche mit den Zähnen und nahm einen langen, kräftigen Schluck daraus.
Als sie die Flasche wieder absetzte, hatte sich ihr Gesicht sichtlich aufgehellt.
„ Schmeckt doch gleich viel besser“, sagte Cathy mehr zu sich selbst, als zu Jezebel, die sie mit gerunzelter Stirn mißbilligend ansah.
„ Musst du dich immer so ... so ungehobelt benehmen?“ Der Vorwurf in Jezebels Stimme war nicht zu überhören.
„ Wie meinst du das?“, fragte Cathy und unterdrückte mit Mühe einen Rülpser.
„ Das weißt du genau, Cat. Du brauchst dich in meiner Gegenwart nicht wie ein Mann zu benehmen. Du bist keiner. Etwas mehr Weiblichkeit würde dir gut zu Gesicht stehen.“
Cathys Augenbrauen gingen verwundert nach oben.
„ Was ist denn heute auf einmal mit euch allen los? Erst nörgelt Vater an mir herum und jetzt du. Habt ihr euch etwa abgesprochen? Hat er dich geschickt, um mich doch noch umzustimmen?“
„ Umstimmen? Wovon redest du?“, fragte Jezebel erstaunt und hob schnell ihre Tasse an den Mund.
„ Steckt ihr etwa unter
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