Verfluchter Bastard!
mich für dumm zu verkaufen!“
„ Es ist mir egal, ob Ihr mir glaubt oder nicht. Tatsache ist, das Letzte, woran ich mich erinnere ist, dass mich dieses hinterhältige Weib vor die Schanktüre gelockt hat. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in dieser Hütte, neben Euch, meinem Entführer.“
„ Gott, was bist du nur für ein erbärmlicher und unverfrorener Lügner. Deine Geschichte stinkt ja noch gewaltiger zum Himmel, als du.“
„ Sir!“, tat Cathy entrüstet. „Ich schwöre Euch, ich sage die Wahrheit.“
„Schwöre lieber nichts! Wenn man an Lügen ersticken könnte, wärst du vermutlich schon lange tot“, brummte Lorn gereizt und erkannte, dass es im Moment zwecklos war, sich weiter mit diesem windigen Burschen zu befassen. „Nun gut. Warten wir ab, bis sich der Nebel lichtet.“ Lorn ließ seine Worte warnend in der Luft hängen. „Bis dahin tust du genau das, was ich dir sage, oder ich werf dich ohne Skrupel zurück ins Moor. So – und jetzt marschierst du vor mir zurück zur Hütte.“
„ Aber, Sir. Ich kenne den Weg nicht. Was, wenn ich wieder einsinke?“
„ Dann gibt es eine Moorleiche mehr und einen stinkenden Lügner weniger.“
Cathy schnappte kurz nach Luft, verkniff sich jedoch eine bissige Bemerkung. Wenn sie ihre Fluchtchance wahren wollte, sollte sie diesen Muskelberg vorerst nicht weiter herausfordern.
„ Welche Richtung?“, fragte sie kurz angebunden.
Lorn deutete mit dem Kinn stumm hinter sie. Widerwillig rappelte sich Cathy auf.
Dabei bemerkte sie zum ersten Mal, dass sie vor Dreck nur so starrte. Der feuchte Torfschlamm war durch ihre gesamte Kleidung gedrungen und hinterließ eine unangenehme Kälte auf ihrer Haut. Kleine, spitze Schmutzpartikel piksten sie beim Gehen und ein herber Modergeruch umwehte sie.
Notdürftig versuchte sie sich zu säubern. Doch sofort ertönte ein ungeduldiges Brummen hinter ihr. Mit einem ergebenen Seufzer stellte Cathy das sinnlose Unterfangen ein und setzte sich stattdessen vorsichtig in Bewegung. Dabei fragte sie sich, wie in aller Welt eine so kluge Frau wie Jezebel, diesen unhöflichen und ungehobelten Klotz allen Ernstes als charmant bezeichnen konnte.
Kapitel 6
Wenige Augenblicke später tauchten tatsächlich die Umrisse der Hütte aus dem Nebel auf. Cathy stieg die Stufen nach oben, stieß die klapprige Tür auf und ließ sich auf einen der wackeligen Stühle plumpsen.
Sie war tatsächlich froh, wieder in dieser ärmlichen Hütte zu sein. Ihr neugieriger Blick verfolgte Lorn Blackwell, der sich schweigend in der Hütte zu schaffen machte. Wenige Augenblicke später hatte er zwei Laternen entzündet, die den kleinen Raum angenehm erhellten.
Stumm sahen sich beide um. Alles wirkte ärmlich und funktional. In der Mitte stand das Bett, in dem sie beide die Nacht verbracht hatten. Es gab ein Regal, das bis unter die Decke reichte. Darin befanden sich Kisten und Säcke, wie sie üblicherweise für Nahrungsvorräte benutzt wurden.
Der alte, gusseiserne Ofen im hinteren Teil der Hütte, diente ganz offensichtlich zum Kochen und zum Heizen. Zwei wackelige Stühle und ein Holztisch vervollständigten die karge Einrichtung.
Neugierig musterte Cathy Lorn Blackwell, der sich an einer der beiden Truhen zu schaffen machte, die links und rechts des klapprigen Holzbettes standen.
Im Schein der Laternen wirkte seine riesige Gestalt sehr beeindruckend. Seine ungeheuer männliche Präsenz ließ den Raum noch kleiner wirken, als er ohnehin schon war.
Ungeniert ließ Cathy ihren Blick über ihren ungeliebten Mitbewohner gleiten und nahm dabei jedes noch so kleine Detail wahr. Jezebel und die Waschweiber hatten tatsächlich nicht übertrieben. Er sah wirklich aus wie ein griechischer Gott, selbst von hinten. Er hatte unglaublich breite Schultern, einen mächtigen Oberkörper, der sich zur Taille hin verjüngte, in einen schmalen, aber muskulösen Hintern überging, der sich in der gebückten Haltung unanständig deutlich unter seiner Hose abzeichnete.
Zu Cathys Ärger löste sein Anblick schon wieder dieses höchst unwillkommene Kribbeln in ihrem Magen aus.
Hergott nochmal, reiß dich zusammen, Cathy. Das ist Lorn Blackwell. Ein Idiot, ein Pfau, ein übler Mitgiftjäger , mahnte sie sich selbst.
Doch es gelang ihr nicht, ihre Augen von ihm zu lösen. Ihr Blick verweilte auf seinen dunklen, weichen Locken, die sich im Schlaf aus seinem Zopf gelöst hatten und wirr vom Kopf abstanden. Unwillkürlich fragte sie sich, wie es sich wohl anfühlen
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