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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Sofa. Den Waschlappen hat mir meine Mutter gebracht.
    »Du hast sie getreten!«, sagt sie in eisigem Ton. Sie sitzt neben mir. Meine Schläfe ist geschwollen und wird schon blau. Bald sehe ich aus wie eins von diesen taffen Mädchen, die sich prügeln. Außerdem mache ich mir Sorgen um den Jungen. Lucas, der eine von den Drillingen, ist kurz hier aufgetaucht, aber meine Mutter hat ihn ganz schnell wieder weggeschickt.
    »Es war ein Versehen«, erwidert Owen wütend. »Sie wollte mir ein Bein stellen, gib’s zu!«
    »Stimmt.« Ich mache die Augen zu, weil mir der Kopf so wehtut.
    »Also wirklich, Lexi!« Meine Mutter ist entsetzt. »Was sollte das denn?«
    »Der Einbrecher hat mir das Leben gerettet, als ich in dem alten Klinikgebäude fast ertrunken wäre. Es war derselbe Typ«, erwidere ich matt, stütze mich auf den Ellbogen und sehe Owen böse an. »Hast du ihn erschossen?«
    |132| »Quatsch!« Er wechselt einen Blick mit Mutter. »Was da geknallt hat, war der Auspuff von Lucas’ Karre.« Mir wird ganz flau und ich lasse mich wieder aufs Sofa fallen. Mir kommen die Tränen. Ist anscheinend nicht mein Ding, erst einen Tritt an den Kopf zu kriegen und hinterher auch noch gute Laune zu verbreiten.
    Schweigen breitet sich aus.
    »Was wollte Lucas Neasdon überhaupt hier?«, wendet sich meine Mutter an Owen. In dem Ton hat sie noch nie mit ihm gesprochen. »Warum hast du nicht die Polizei verständigt?« Ich sehe Owen nicht an. Er stinkt schauderhaft nach Schweiß.
    Owen flucht unterdrückt. »Wir hätten den Typen nach deinem Hund fragen können, Paula. Vielleicht weiß er was.« Auch wenn es mir grade beschissen geht, für diese Schlagfertigkeit bewundere ich Owen. Aber es hilft ihm auch nichts.
    »Wehe, du rührst meine Tochter noch einmal an!«, sagt meine Mutter. Ich falle fast in Ohnmacht. Anscheinend habe ich schon Halluzinationen. Sie nimmt mich in Schutz!
    »Sie hat den Kerl laufen lassen!«, schnauzt Owen zurück und macht dabei ein Gesicht, als wollte er mir am liebsten noch eine reinhauen. Ich mache schnell die Augen zu.
    »Lass sie bloß in Ruhe!«, faucht meine Mutter.
    Schade, dass ich diesen Wortwechsel nicht aufnehmen und mir jedes Mal vorspielen kann, wenn ich mich ungerecht |133| behandelt fühle. »Geh ins Bett, Lexi«, sagt meine Mutter. Ich setze mich auf, wickle mich in die Decke und gehe nach oben. Gedämpfter Lärm, als sich die beiden anbrüllen, dringt zu mir hoch und ich schlafe ein.
     
    Am Morgen habe ich einen Brummschädel und tatsächlich eine dicke, blaue Beule. Owen hätte mich umbringen können! Ich fühle mich ein bisschen wacklig und habe Gummiknie, als hätte ich ein Wettrennen hinter mir. Ich schlurfe die Treppe runter und durch die Küchentür in den Garten. Barfuß trete ich ins nasse Gras und sehe mich nach Spuren um. Nichts. Ich gehe quer durch den Garten und begutachte den Zaun hinterm Haus. Da – an einer Zaunlatte hat sich ein roter Stofffetzen verfangen. Ich steige auf einen umgekippten Blumentopf und starre auf den schmalen Weg zwischen den Gärten. Auf den Pflastersteinen sind dunkelrote Spritzer von getrocknetem Blut. Scheiße! Hat Owen den Jungen doch noch zu fassen gekriegt? Was soll ich jetzt machen? Wie immer, wenn ich Blut sehe, wird mir schwindlig und schlecht. Ich springe von meinem Blumentopf und gehe durch die Hintertür ins Haus. Meine Mutter ist schon aufgestanden und macht sich in der Küche zu schaffen. Ich bin auf die nächste Szene gefasst, aber falscher Alarm. Meine Mutter sagt nur, dass Owen heute schon ganz früh einen Anruf bekommen hat und wegmusste. Vor morgen kommt er nicht wieder.
    »Eigentlich sollte er ja die Agrubas im Flieger begleiten«, sagt sie. »Aber in letzter Minute wurde ein anderer |134| Kollege mitgeschickt. Darum ist Owen gestern Abend auch wieder nach Hause gekommen. Sonst wären wir beide mit dem Einbrecher allein gewesen.«
    Ich weiche ihrem Blick aus. Nach dem, was sich heute Nacht hier abgespielt hat, wäre es mir tausendmal lieber, Owen hätte Nyasha Agruba nach Afrika abgeschoben, statt über mich herzufallen.
    Meine Mutter hält mir einen Becher Tee hin. »Ich soll dir von Owen ausrichten, dass es ihm leidtut.« Ich ziehe skeptisch die Augenbrauen hoch. Ich glaube ihr zwar nicht, aber irgendwie ist es auch wieder nett, dass sie denkt, sie muss mich anschwindeln. Ich erzähle ihr von den Blutspritzern auf dem Weg und sie sieht mich an, als sei ich nicht recht bei Trost.
    »Hier hat niemand jemandem etwas getan«, sagt sie

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