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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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entschieden. »Owen hat den Einbrecher nicht geschnappt.«
    Ich nehme mir bei der Arbeit frei und verbringe den Tag überwiegend damit, mir um den Jungen Sorgen zu machen. Hoffentlich ist er nicht verletzt, aber wie ich das herausfinden soll, weiß ich auch nicht.
    Am nächsten Tag hänge ich in der Küche rum, suche nach etwas zu essen und mache einen Bogen um das Wohnzimmer, denn da schaut Owen Fernsehen. Er guckt eine Sendung über den Absturz von Britney Spears. Meine Mutter kommt in die Küche und schickt mich zum Laden, Milch holen. Sie sagt, sie braucht absolute Ruhe, damit sie die Hochzeitstorte bestellen kann. Als ich aus der Haustür trete, sehe ich auf der Vortreppe eine Blume liegen, |135| eine schwarze Rose. Ich habe noch nie eine schwarze Rose gesehen. Ich hebe sie auf und steche mir dabei in den Daumen. Es kommt sofort Blut und ich stecke den Daumen in den Mund. Dann schnuppere ich an der Rose. Sie riecht toll, duftet wie das teuerste Parfüm. Schade, dass ich nicht so dufte.
    »Wo hast du die denn her?« Meine Mutter steht im weißen Seidenmorgenmantel hinter mir und nimmt mir die Rose aus der Hand. »Das ist ja reizend«, sagt sie ein bisschen verdutzt und dreht sich zum Wohnzimmer um.
    »Sieht aus, als ob sie jemand aus einem Garten geklaut hat.« Ich zeige auf den verdrehten, zerknickten Stiel.
    »Du sollst doch Milch holen«, sagt meine Mutter, schlägt mir die Haustür vor der Nase zu und nimmt die Rose mit. Ich betrachte einen Augenblick lang nachdenklich den Briefkasten, dann schleiche ich ums Haus herum und ducke mich unter das Wohnzimmerfenster.
    Hast du die für mich hingelegt?
    Stille.
    Hä? Ist noch Tee da, Paula?
    »Ha!«, sage ich und gehe los, Milch kaufen. Ich glaube, die Rose war für mich bestimmt, und ich glaube, ich weiß auch, wer sie vor unsere Tür gelegt hat.
    Am Nachmittag gehe ich wieder mal Emily Prior besuchen. Alte Omas besuchen ist alles, wozu ich heute noch in der Lage bin. Als ich reinkomme, liegt Emily auf dem Sofa. Um sie rum türmt sich lauter Kram und ich muss leider sagen, dass Emily müffelt. Sie müsste mal duschen. |136| Außerdem hat sie wieder ihren scheußlichen rosa Lippenstift benutzt, aber ich tue so, als ob ich nichts merke.
    »Was macht Ihr Bein?«, frage ich munter.
    »Dem geht’s gar nicht gut, Schätzchen. Der Arzt hat gemeint, ich soll es hochlegen, so oft ich kann.«
    »Soll ich vielleicht mal ’ne Runde Staub saugen?«, schlage ich zu meiner eigenen Überraschung vor.
    »Danke, aber das ist nicht nötig«, erwidert Emily abweisend. »Das kann ich schon noch selbst.«
    Ich lasse nicht locker. »Sie können mich ja in Keksen bezahlen, wenn Sie wollen. Ich sauge für mein Leben gern Staub.«
    »Ach. Im Ernst?«
    »Wo steht denn der Staubsauger? Unter der Treppe?«
    Zu guter Letzt sauge ich das ganze Erdgeschoss und putze die Küche. Irgendwann hört Emily auch auf zu protestieren. Uns ist beiden klar, dass hier dringend mal sauber gemacht werden muss, und nach einer Weile fängt sie an, mir von ihrer Kindheit auf dem Bauernhof zu erzählen. Als ich ihr von unserem Einbrecher berichte, wird sie ganz still.
    »Und er ist wirklich geflüchtet?«
    Ich nicke. »Glaub schon, aber Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich halte ihn nicht für gefährlich. Ich glaube, es ist derselbe Typ, der mir in der alten Klinik das Leben gerettet hat. Ich würde mich gern vergewissern, dass ihm nichts passiert ist. Owen kann ganz schön brutal sein.« Von den Blutspritzern und der Rose sage ich nichts.
    |137| Emily holt tief Luft, schwingt die Beine vom Sofa und stellt die Füße auf den Teppich. Dann hebt sie den Kopf und sieht mich an.
    »Zieh jetzt bitte nicht los und such den Mann!«, sagt sie verblüffend energisch. »Hörst du, Lexi-Schätzchen? Am besten vergisst du das Ganze einfach.«
    »Wieso?«
    Emily streicht sich den Rock glatt. »Du bist ein junges Mädchen, Lexi, da geht man nicht auf Verbrecherjagd. Man kann nie wissen, wo man da hineingerät.«
    Da hat sie recht. Trotzdem weiß ich jetzt schon, dass ich ihren Rat nicht befolgen werde.
     
    Am Abend schlägt meine Mutter vor, dass wir schon mal anfangen, die Hochzeitsgeschenke auszupacken, denn seit die Einladungen verschickt wurden, treffen täglich Päckchen ein. Owen hat keine Lust, darum wickeln nur Mutter und ich zusammengerollte pfirsichfarbene Handtücher aus silbernem Geschenkpapier, reißen rosa Kreppband von Plastikbilderrahmen und verziehen die Gesichter, als wir das vierte Pfeffer-und-Salz-Set

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