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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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soll doch nicht heucheln, oder? Als ich später auf der Arbeit Ella davon erzähle, ergreift sie zu meiner Überraschung Mutters Partei.
    »Ich hab ja kapiert, dass du Owen auf den Tod nicht ausstehen kannst, Lexi«, sagt sie. »Ich kann ihn auch nicht |141| besonders leiden. Aber die Hochzeit ist die Sache deiner Mutter und nicht dazu da, dass du dich an ihm rächst.«
    Uff! Ella nimmt kein Blatt vor den Mund. Eigentlich mag ich das ja an ihr, aber diesmal ärgere ich mich. Weil ich nämlich den Verdacht habe, sie hat recht.
     
    Es ist Nacht und ich liege wieder mal wach. Es ist drei Uhr früh. Diese Uhrzeit kann ich überhaupt nicht ab. Es ist superspät, aber noch ewig hin bis morgens. Man kommt sich dann immer vor wie der einzige Mensch auf der Welt. Ich grüble und grüble, über meine Mutter und mich, über das, was ich jetzt wieder angerichtet habe. Was ist bloß mit mir los? Sonst ist es mir doch auch egal, was sie von mir hält. Und jetzt mache ich mich total verrückt deswegen. Ich höre ein Geräusch. Stöhnt meine Mutter im Schlaf? Nein, das klingt anders. Auf einmal bin ich hellwach. Schon bin ich aus dem Bett gesprungen und ans Fenster gelaufen.
    Die Hunde heulen wieder. Mir fällt ein, was Owen erzählt hat, dass es in der Gegend Zwinger mit Jagdhunden gibt. Die Einheimischen sind das Geheul wahrscheinlich gewöhnt, aber ich finde es gruselig. Ich bleibe eine ganze Weile am Fenster stehen, lausche und schaue in die Nacht hinaus. Dann reiße ich mich zusammen und gehe wieder ins Bett, kann aber immer noch nicht schlafen. Der Lärm hält mich wach. Verdammte Köter! Ich hasse das, wenn ich nicht schlafen kann, auch wenn ich nicht so ein Theater um meinen Schönheitsschlaf mache wie meine Mutter.
    |142| Um sechs wache ich davon auf, dass der Milchmann mit den Flaschen scheppert. Da gebe ich es endgültig auf. Das wird ein Scheißtag heute. Ich warte bis acht, dann rufe ich Ella an.
    Sie geht sofort ran. Ich dachte schon, ich wecke sie vielleicht.
    »Ich will zum alten Sanatorium«, sage ich leise. Nicht, dass Owen mithört! »Aber ich hab Schiss, allein loszuziehen. Kommst du mit?«
    »Heute nicht, Süße.« Ella gähnt. Sie will mit ein paar Freundinnen shoppen gehen. Ich soll doch mitkommen. Ich hätte total Lust dazu, lehne aber trotzdem ab. Ich muss unbedingt den Jungen suchen, nachsehen, ob ihm nichts passiert ist und ob er vielleicht Tyson entführt hat. Meiner Mutter ihren Hund wiederzubringen wäre das schönste Hochzeitsgeschenk, das ich ihr machen kann. Und ich will mich endlich mal von einer anderen Seite zeigen.
    »Ich kapier nicht, wieso du dort unbedingt noch mal hinwillst«, sagt Ella. »Das ist doch Schwachsinn. Aber wenn du bis Donnerstag wartest, komme ich mit. Allein ist es zu gefährlich. Stell dir bloß vor, die streunenden Hunde sind noch da!«
    »Ich nehme einen Stock mit«, erwidere ich. »Außerdem ist der Wald riesig. Es gehen andauernd Leute dort spazieren und bisher hatte niemand Probleme.« Meine Stimme ist zuversichtlicher als ich.
    »Und wie kommst du drauf, dass du dort den Einbrecher |143| aufstöberst?«, fragt Ella zu Recht. »Woher willst du überhaupt wissen, dass er sich im Wald rumtreibt?«
    »Weiß ich ja gar nicht. Ich will trotzdem nachsehen.«
    Ich muss Ella versprechen, dass ich sie anrufe, wenn ich wieder zurück bin. Damit sie sich keine Sorgen zu machen braucht, meint sie.
    Ich stecke noch die Würstchen, die eigentlich für Owens Frühstück gedacht sind, in meinen Rucksack. In der Küchenschublade entdecke ich ein Taschenmesser und ich stibitze meiner Mutter das Handy aus der Handtasche. Sie behauptet immer, ihr Handy hätte überall Empfang. Es kann nichts schaden, es für den Notfall dabeizuhaben. Bevor sie und Owen aufgestanden sind, bin ich zur Tür raus. Obwohl ich eigentlich todmüde bin und kaum die Augen offen halten kann, bin ich total aufgekratzt. Ich hole das alte Fahrrad meiner Mutter aus dem Schuppen. Damit kann ich den streunenden Hunden davonfahren, wenn sie wieder auftauchen.
    Das Fahrrad ist lila, die Griffe am Lenker sind mit Klebeband umwickelt, das an manchen Stellen schon abgeht. Die Reifen müssten mal wieder richtig aufgepumpt werden, aber ich habe vergessen, wie man das macht, außerdem schadet es gar nichts, wenn ich ein bisschen mehr strampeln muss. Ich bin ewig nicht mehr Fahrrad gefahren. Ich komme mir zwar ein bisschen albern dabei vor, aber es macht mir glatt wieder Spaß. Hauptsache, ich muss keine Radlerhose anziehen, darin

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