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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Stiefvater vorstellen.
    Ich habe Bedenken, ob du mit ihm glücklich wirst.
    Er macht mir gegenüber anzügliche Bemerkungen.
    Aber meine Mutter kommt mir zuvor. »Ich weiß schon, was du mir sagen willst. Du kannst ihn nicht leiden und ich soll ihn nicht heiraten, stimmt’s?«
    »Stimmt«, sage ich. Sie hat mich aus dem Konzept gebracht.
    »Er findet es auch schwierig mit dir«, fährt sie fort. »Aber er gibt sich wenigstens Mühe. Im Gegensatz zu dir.«
    »Aber er ist ein perverses Schwein!«, entfährt es mir und ich vergesse endgültig meinen Text. »Er sagt andauernd zweideutige Sachen zu mir.«
    Mutter lässt mich nicht aus den Augen. »Zum Beispiel?« |121| Aber mir fällt nichts ein. Beim besten Willen nicht. Mein Kopf ist wie leer gefegt.
    »Gestern Abend in der Bar hat er mich am Arm festgehalten«, sage ich schließlich lahm. »Er hat mich ›niedlich‹ genannt. Er hat mir Angst gemacht.«
    »Pfff!«, macht sie. »Du hast doch vor nichts Angst, Lexi.«
    »Und er redet gemein über die arme Frau, die er morgen abschieben soll.«
    »Das ist nun mal sein Beruf«, entgegnet meine Mutter. »Owen sieht das streng professionell. Er kann es sich nicht leisten, Mitleid mit den Leuten zu haben.«
    »Aber er ist so widerlich   …«
    »Jetzt reicht’s aber!«, schnauzt sie mich an. »Und da wunderst du dich, dass ich dich nicht gebeten habe, meine Brautjungfer zu sein? Und bei uns am Tisch zu sitzen? Mit mir das Kleid auszusuchen? Du machst es mir unglaublich schwer, dich irgendwie einzubeziehen! Es ist mir so was von peinlich, wie unverschämt du zu Owen bist. Du freust dich überhaupt nicht für uns. Ich weiß nicht, warum ich dich überhaupt einlade.«
    Ausnahmsweise bin ich sprachlos. Die Sache ist nämlich die: Sie hat recht. Ich freue mich nicht für sie. Ich will nicht, dass die beiden heiraten, weil ich Owen zum Kotzen finde und weil er meine Mutter und mich noch mehr auseinanderbringt.
    »Du bist dir doch sowieso nicht sicher, dass du ihn wirklich heiraten willst«, sage ich. Keine Ahnung, wie ich |122| auf einmal darauf komme. »Du bist so mit der Planung beschäftigt, dass du überhaupt nicht zum Nachdenken kommst.«
    Mutter greift nach ihrem Handy und drückt auf den Tasten herum. »Du bist erst sechzehn, Lexi Juby. Was verstehst du denn schon von Liebe.«
    Plötzlich dringt mir der Duft von Owens Rasierwasser in die Nase. Frag mich nicht, wo der Geruch plötzlich herkommt, aber mir wird speiübel. Ich muss hier raus. Ich schubse meine Mutter weg, renne nach draußen und knalle die Haustür zu. Dann stehe ich auf der Treppe und atme die kühle Abendluft tief ein. Über mir brummt es. Als ich den Kopf hebe, sehe ich die rötlichen Lichter eines Flugzeugs am dunklen Himmel blinken. Vielleicht sitzt ja Nyasha drin. Ich sehe dem Flugzeug nach, bis es verschwunden ist. Dann ist es ganz still, nur der Strommast hinterm Haus summt und knackt.
     
    Es ist Nacht, ich liege im Bett und wälze mich hin und her. Ich kann nicht schlafen. Wie ich mich auch hinlege, immer sind meine Arme im Weg und der Nacken tut mir weh. Ich höre die Standuhr in der Diele ticken. Gerade hat es zwei Uhr geschlagen. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Wann holt mich Dad hier raus? Im September geht das College los, und wenn das so weitergeht, bin ich nicht rechtzeitig wieder da. Wo steckt er? Wenn ich nicht bald einschlafe, sehe ich morgen früh total scheiße aus. Spontan steige ich aus dem Bett, gehe zum Fenster und |123| ziehe die Vorhänge auf. Heller Mondschein fällt ins Zimmer. Ich stehe am Fenster, schaue in den Vorgarten hinaus, betrachte die Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite und die rötlichen Straßenlaternen. Ich wäre überall sonst lieber als hier. Es ist Freitagabend. Warum bin ich nicht auf einer Party oder in der Disco und tanze mit meinen Freundinnen? Warum bin ich nicht dort, wo was los ist, statt in dieser öden Bude in diesem öden Kaff festzusitzen? Ich mache das Fenster auf, strecke den Kopf hinaus und atme ein paarmal tief ein und aus. Ich schaue so lange ohne zu blinzeln aus dem Fenster, dass mir meine Augen einen Streich spielen und ich in den rissigen Hauswänden und den Schattenpfützen verschwommene Gesichter sehe.
     
    Dann höre ich es und bekomme eine Gänsehaut.
    Das Geheul.
     
    Ich wache auf, weil von unten aus der Diele Lärm kommt. Ein dumpfer Aufprall, als ob etwas Schweres auf den Teppich fällt. Ich bin sofort hellwach. Ich greife nach meinem Handy. Es ist drei Uhr sieben. Der

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