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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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dass ihn Kos dabei beobachtet hat. Darum wollte er ihn unbedingt zum Schweigen bringen.
    »Wenn Sie meine Mutter damals zum Arzt gebracht hätten, wäre sie heute noch am Leben«, fährt Jak Emily an, aber seine Oma hält ihm den Mund zu. Sie tätschelt Emily die Schulter und umarmt sie.
    »Danke«, sagt sie stockend mit hartem Akzent, »danke für kümmern um meine Kinder.«

|313| BERÜHMT
    Ich will nicht berühmt sein. Ich war noch nie eins von diesen durchgedrehten Mädchen, die auf dem Schulflur irgendwelche Popsongs grölen, weil sie hoffen, entdeckt zu werden und am nächsten Abend im Wembley-Stadion aufzutreten. Aber nach der Sache mit Kos stand auch ich ein bisschen im Rampenlicht. Ich wurde von x Zeitungsreportern fotografiert und mir wurden Riesensummen für »meine Story« geboten, jawohl, RIESENSUMMEN.   Ich überlege noch. Geld ist immer gut. Ein paar Tage lang war mein Bild auf allen möglichen Titelseiten. Es gab auch Bilder von Kos, auf denen er mürrisch und verwirrt aussieht. Alle Welt ist neugierig auf ihn und ich fühle mich wie eine Löwenmutter, die ihr Junges beschützen will. Ein Glück, dass er Emily, Jak und Sadja hat. Jak hat mich eingeladen, sie in ihrer Heimat zu besuchen. In ein paar Monaten oder so. Er meinte, das würde Kos guttun, weil es ihm eine Art Beständigkeit vermittelt. Emily hat gesagt, wenn sie dort nicht zurechtkommen, kann Kos jederzeit wieder herkommen und bei ihr wohnen. Aber dafür müsste natürlich erst die Einwanderungsbehörde zustimmen.
    Als ich letzte Woche noch mal hingegangen bin, hatte |314| Kos eine graue Hose und einen Wollpullover an. Er war sauber gewaschen und hatte die Haare kurz geschnitten. Er war gar nicht mehr mein Kos. So wie vorher war er mir lieber, dabei wollte ich ihn doch die ganze Zeit unbedingt unter die Dusche stellen. Schon komisch. Auch im Gesicht verändert er sich allmählich, es ist schon voller. Er sieht jünger aus. Jak sagt, er ist gerade erst neunzehn geworden, nur drei Jahre älter als ich. Er sieht genauso supergut aus wie vorher, aber er ist nicht mehr mein Kos. Er lebt jetzt in einem ganz normalen Haushalt, bloß er selber ist immer noch durchgeknallt. Nachts schläft er kaum, sondern geistert durchs Haus und durch den Garten, und Emily muss den Kühlschrank abschließen, damit er nicht alles auffuttert. Er weigert sich, sich zu rasieren. Er ist süchtig nach Comics. Er hat in Emilys Nachbarschaft schon zwei Hunde entführt und musste sie wieder zurückbringen. Es dürfte nicht leicht werden, für sie alle nicht.
    Ich werde meinen Kos also verlieren. Ich weiß nicht recht, ob ich deswegen sehr traurig bin. War er überhaupt mein Freund? Red keinen Quatsch, Lexi, tadele ich mich. Du konntest dich mit dem Typen nicht mal verständigen. Als ich mich verabschiede, steht Kos am Fenster. Ich winke und er wirft mir eine Kusshand zu. Dann klettert er aufs Sofa und hüpft darauf herum wie ein Kind.
     
    Letzte Woche ist etwas Erfreuliches passiert. Zulu, Mr Wellsprings Collie, ist von den Toten auferstanden. Das ganze Dorf hat über nichts anderes gesprochen. |315| Mr Wellspring hat erzählt, er ist nach Hause gekommen und da lag der Hund auf derselben Stelle, wo vorher immer sein Korb stand. Mr Wellspring hat gesagt, er hat einen solchen Schrei ausgestoßen, dass der Nachbar angerannt kam, weil er dachte, Mr Wellspring würde überfallen.
    Zulu war über ein Jahr lang verschwunden.
    Zwei Tage danach ist noch ein Hund zurückgekommen, die Spanieldame Tess. Tess war drei Monate weg. Und am nächsten Tag war der Terrier Knöpfchen wieder da. Anscheinend hat sich das Rudel ohne seinen Anführer Kos nach und nach aufgelöst. Das gab den übrigen Hundebesitzern natürlich zu denken. Erst fragten sie mich noch einmal aus (ich konnte bestätigen, dass mir im Wald mindestens sieben verwilderte Hunde begegnet waren, und habe sie auf den Steinbruch hingewiesen), dann gab es eine große Suchaktion.
    Ich bin nicht mitgegangen. Ich habe immer noch Schiss vor den Menschenfallen.
    Wenn man im Hotel arbeitet, entgeht einem nichts. So bekam ich brühwarm mit, dass die Leute bis zum Abend vier Hunde wieder eingesammelt hatten. Angeblich mussten sie bei zweien ein Betäubungsgewehr einsetzen, bei der großen Schäferhündin Maybelle und bei Ziggy, dem Windhundmischling, den ich immer »Monster« genannt habe. Die beiden Hunde ließen sich nicht bändigen und sind jetzt vorübergehend in einem Tierheim untergebracht, wo sie wieder an Menschen gewöhnt

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