Verführ mich undercover!
ihn nicht vielmehr aufregen, dass sie Anthony ausgefragt hatte?
Plötzlich wurde ihr klar, dass sie die falschen Schlüsse gezogen hatte: Jared war zornig, weil sie Kontakt zu seinen Cowboys gesucht hatte.
„Dürfen die Cowboys den Stallburschen nicht helfen?“
„Nein, aber ich denke darüber nach, ein Verbrüderungsverbot auszusprechen.“
Die Anspielung beleidigte Melissa. „Glauben Sie wirklich, ich hätte Zeit gehabt, mich vor dem Dinner mit Rafe zu verbrüdern ?“
Jareds Augen blitzten. „Ich glaube, Flirten ist alles, was Sie können.“
„Sie irren sich.“ Erstens hatte sie einen Hochschulabschluss. Zweitens besaß sie Immobilien, die verwaltet werden mussten. Und sie hatte einen guten Job, der bald ein fantastischer sein würde, wenn sie nur dieses Interview bekam.
„Ich höre?“ Seine Stimme klang herausfordernd.
„Ich bin intelligent, wortgewandt und kann gut organisieren.“
„Sie können nicht einmal ein Busticket nach Seattle organisieren.“
„Es geht nicht darum, schnell ein Ticket zu kaufen.“
„Sondern?“
„Die Reise zu genießen.“
„Indem Sie mit den Wimpern klimpern und die Hüften schwingen?“
Melissa streckte ihm ihre blasenübersäten Handflächen hin. „Indem ich acht Stunden am Tag Ihre Ställe ausmiste.“
Er zog ihre Hände unter den Lichtstrahl einer Lampe. Seine Lippen wurden schmal. „Haben Sie etwas aufgetragen?“
„Arbeitshandschuhe.“ Und sie wünschte, sie hätte es früher getan.
„Ich meine es ernst.“
Rasch entzog sie ihm ihre Hände. „Es geht mir gut.“
Jared musterte sie von Kopf bis Fuß, wobei er sich ausgiebig Zeit ließ. „Ich glaube, für harte Arbeit sind Sie nicht geschaffen.“
Spontan verbarg Melissa ihre geschundenen Hände hinter dem Rücken. „Ich sagte doch, es geht mir gut.“
„Können Sie einen Computer bedienen? Tippen? Textverarbeitung?“
Oh, nein! Sie würde ihren Job auf der Ranch nicht aufgeben. „Ich habe noch nie im Büro gearbeitet“, log sie. „Außerdem brauche ich nur das Geld für den Bus. In einer Woche sind Sie mich los.“ Zumindest dieser Teil der Geschichte stimmte.
„Vielleicht halten Sie keine ganze Woche durch.“
„Immerhin habe ich es einen Tag lang geschafft.“
„Mag sein.“ Er schwieg einen Moment. „Hm, wissen Sie, diese Typen, mit denen Sie da flirten, die erwarten von Ihnen, dass Sie sie irgendwann ranlassen.“
„Das stimmt nicht“, protestierte sie entrüstet.
Jared hob nur skeptisch die Brauen.
Der Mann ist ein Schwarzmaler, aber er hat keine Ahnung, worum es wirklich geht, beruhigte sich Melissa.
Anstatt weiter mit ihm zu streiten, wiegte sie kokett die Hüften, strich ihr Haar hinter die Ohren und gurrte mit sinnlichem Timbre: „Und wie weit kann ich bei Ihnen gehen?“
Melissa erntete einen ungläubigen Blick. „Sie flirten mit mir ?“
„Und, funktioniert es?“
Betont gleichgültig verlagerte er sein Gewicht von einem Bein aufs andere. „Kommt drauf an, was Sie wollen.“
Was sie wollte, war das Interview ihres Lebens. Und um es zu bekommen, war sie zu beinahe allem bereit. „Bitte zwingen Sie mich nicht mehr, Ihren Hengst zu reiten“, bat sie mit ängstlichem Unterton in der Stimme. „Ich fürchte mich vor ihm. Woher haben Sie ihn?“
„Er ist ein direkter Abkömmling von Renegade.“
Staunend riss Melissa die Augen auf.
„Der Zuchthengst meines Ururgroßvaters“, erklärte Jared. „Meine Großeltern haben das Tal hier 1883 besiedelt.“
„Sie haben das ursprüngliche Haus gebaut.“ Melissa hatte das beeindruckende Gebäude bei ihrer Ankunft gesehen.
„Ja, das Haus.“ Er deutete mit dem Kopf flussabwärts. „Die alte Hütte steht schon seit Jahrzehnten leer.“
„Dann befindet sich die Ranch also schon in der fünften Generation im Besitz Ihrer Familie?“
„Ja, so ist es“, sagte Jared. „Auch Tangos Vorfahren waren schon immer im Besitz unserer Familie.“
„Führen Sie darüber Buch?“
„Natürlich“, antwortete er in einem Ton, der ihr bedeutete, dass sie das hätte wissen müssen.
Melissa drehte sich um, und sie gingen die zerfurchte Zufahrt hinunter zum Fluss und zu ihrem kleinen weißen Cottage. „Wie viele Pferde haben Sie im Augenblick?“
Jared gab bereitwillig Auskunft. „Mehrere Hundert. Und ein paar Tausend Stück Vieh.“
„Wirft die Ranch denn noch Gewinn ab?“
Er zögerte. „Warum fragen Sie das?“
Unbeirrt betrachtete sie die Sichel des Mondes, die über dem Gebirgszug jenseits des Flusses
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