Verführ mich undercover!
raste ihr Herz wie wild, und sie zitterte am ganzen Körper.
„ Sie wirken jedenfalls sehr lebendig“, erwiderte er vorwurfsvoll. „Was haben Sie überhaupt hier zu suchen?“
„Ich war einfach nur neugierig.“
Schweigend wartete er, dass sie weitersprach.
„Gestern Abend haben Sie Ihre Ururgroßeltern erwähnt und, na ja, ich mag alte Häuser.“
„Und deshalb laufen Sie drei Kilometer?“
„Ja.“
„In Ihrer Mittagspause?“
„Ich wollte mich im Hellen umsehen.“
Verärgert schüttelte er den Kopf.
„Sie verhalten sich wirklich sehr merkwürdig, wissen Sie das? Anstatt zu essen, marschieren Sie los, um sich eine verfallene Hütte anzuschauen. Wie wollen Sie den Nachmittag überstehen?“
„Ich komme schon klar“, behauptete sie, obwohl ihr schon der Magen schmerzte, so hungrig war sie. Doch sie hatte keine Zeit zu verlieren.
„Spätestens gegen zwei werden Sie in Ohnmacht fallen“, prophezeite Jared.
Anstatt sich mit ihm zu streiten, nutzte Melissa die Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen. „Was ist mit diesem Zimmer? Es scheint neuer als die anderen zu sein.“
Jared betrachtete das zerwühlte Bett, und der Moment dehnte sich. Seine blauen Augen wirkten hart, ein Muskel in seiner Wange zuckte. „Haben wohl irgendwelche Mitarbeiter hier übernachtet.“
„Glauben Sie?“ Blieb noch die Frage, warum nicht das ganze Haus renoviert worden war.
Jared schien ihre Gedanken zu erraten. „Schätze, sie haben im Küchenhaus gegessen.“
Plötzlich streckte er ihr seine große, kräftige Hand entgegen. „Kommen Sie. Ich bringe Sie zurück.“
„Sind Sie mit dem Wagen gekommen?“ Warum habe ich den Motor nicht gehört?
„Nein, mit Tango.“
Instinktiv wich sie zurück.
„Haben Sie etwa Angst, zu zweit auf ihm zu reiten?“
„Natürlich nicht“, log sie.
„Dann los. Höchste Zeit, dass Sie etwas in den Magen bekommen.“
„Mir geht es gut …“
„Nein, tut es nicht. Es war dumm von Ihnen, das Mittagessen ausfallen zu lassen. Ehrlich, ich frage mich, wie Sie klarkommen.“ Energisch griff er nach ihrer Hand und zog Melissa aus dem Schlafzimmer und den Flur entlang.
„Hatte Ihr Ururgroßvater eigentlich Geschwister?“, wagte sie zu fragen.
„Eine Schwester.“
„Das erklärt die Schlafkojen.“
„Stimmt.“
Melissa blinzelte im hellen Sonnenlicht. Sie konzentrierte sich auf die Stelle, an der Tango an der Veranda angebunden war.
Geschmeidig schwang Jared sich in den Sattel und hielt ihr die Hand hin.
Um sich zu beruhigen, atmete sie tief durch und stützte sich auf seinen Unterarm. Dann schwang sie das rechte Bein hoch. Mit einem wenig damenhaften Aufprall landete sie hinter dem Sattel schief auf Tangos breitem Rücken. Leise wiehernd machte das Pferd einen Schritt zur Seite.
Jared stieß einen unterdrückten Fluch aus. Dann griff er hinter sich, umfasste Melissas Taille und half ihr, sich richtig hinzusetzen. Instinktiv legte sie ihm die Arme um die Mitte und hielt sich fest.
„Tut mir leid“, murmelte sie an seinem Rücken.
„Zu allem Überfluss sind Sie auch noch ungeschickt“, meinte er anklagend.
„Ich habe nie richtig reiten gelernt“, gab sie zu.
„Ein paar einfache Dinge müssen Sie lernen, wenn Sie im Leben zurechtkommen wollen.“ Seine Stimme klang barsch. „Was, ist mir völlig egal, aber Sie müssen verdammt noch mal irgendetwas beherrschen.“
Er trieb Tango zu einem schnellen Schritt an. Das spürbare Muskelspiel des temperamentvollen Tiers beängstigte Melissa. Eng schmiegte sie sich an Jareds Rücken, und ihr wurde bewusst, wie intim diese Stellung war. Ihre Brüste pressten sich an seinen harten Körper, durch ihr Baumwollhemd konnte sie die Hitze, die er ausstrahlte, deutlich spüren. Bei jedem Atemzug nahm Melissa seinen Geruch wahr – sehr männlich und sehr aufregend.
Beinahe sofort war sie erregt. Sie spürte ziehendes Verlangen in ihrem Bauch, und ihre Schenkel prickelten. Ihre Brustspitzen richteten sich auf, und die Vorstellung, dass er es vielleicht merkte, empfand sie als demütigend.
„Wo in Indiana leben Sie?“, fragte er mit belegter Stimme.
„In Gary.“
„Haben Sie dort einen Job?“
„Noch nicht.“ Wenn sie jetzt behauptete, Arbeit zu haben, würde er sie fragen, warum sie Geld brauchte, um durch das Land zu reisen.
„Eine Wohnung?“
„Ich bin bei Freunden untergekommen.“ Ohne Arbeit kein festes Einkommen, also konnte sie auch keine Miete zahlen. Es sei denn, sie hätte Kapitalerträge oder eine
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