Verführ mich undercover!
Goldfaden aus Metall, der den Stoff im Licht des Ballsaals schimmern ließ. Der Rock war so üppig, dass Melissa sich wie eine Prinzessin fühlte, als sie sich in Jareds Armen auf der Tanzfläche zu den Klängen einer Streichergruppe drehte.
Die mit Strass besetzten Sandaletten an ihren Füßen spürte sie kaum. Ihr Haar war zu einer eleganten Frisur hochgesteckt, und Jared hatte darauf bestanden, ihr die geflochtene goldene Halskette und die passenden Ohrringe dazu zu kaufen.
In seinem Smoking sah er einfach umwerfend aus. Trotzdem schimmerte der raue Naturbursche auch in diesem formellen Aufzug noch durch. Oder empfand Melissa das nur so, weil sie ihn sonst nur staubbedeckt und in Jeans kannte?
Der Champagner floss in Strömen, die Kristalllüster glitzerten. Selbstvergessen wirbelten Melissa und Jared an Marmorsäulen, prachtvollen Blumenarrangements und einem Kaleidoskop von Designerkleidern vorbei. Irgendwann ließ der Bürgermeister eine Pause einlegen und sprach ein Grußwort für Jared. Jeder im Saal kannte und respektierte ihn.
Obwohl Melissa sich geschworen hatte, dass dieser Abend tabu bleiben sollte, entschied sie sich, einige Eindrücke in ihrem Artikel zu verarbeiten. Jared war ein intelligenter Mann und hatte umfassenden Einblick in die Angelegenheiten der Stadt und die wirtschaftlichen Trends in Chicago. Diese Seite von ihm durfte in ihrem Bericht auf keinen Fall fehlen.
Zwar hielt sie anfangs aufmerksam nach Vertretern der Presse Ausschau, die sie möglicherweise erkennen würden, doch es stellte sich heraus, dass die Party privat war. Und in dem Kreis, in dem Jared sich bewegte, gab es keine Berührungspunkte mit ihren Bekannten und Kollegen.
Melissa kannte natürlich einige Gesichter aus der Zeitung und dem Fernsehen, doch sie wusste, dass sie selbst von niemandem erkannt werden würde.
Fast fühlte sie sich ein wenig wie Aschenputtel, als sie schließlich den Ballsaal verließen und auf den Gehweg hinaustraten. Melissa hatte sich bei Jared untergehakt, Royce ging neben ihnen.
„Barry hat die Karten am Eingang hinterlegt“, sagte Royce gerade und drückte auf einen Knopf des Smartphones, bevor er es zurück in seine Brusttasche gleiten ließ.
„Heute Abend will ich nicht arbeiten“, sagte Jared. Er führte Melissas Hand an seine Lippen und küsste zärtlich ihre Fingerknöchel.
Spöttisch runzelte Royce die Stirn. „Siehst du, was du angerichtet hast, Melissa? Sonst bin ich immer der verantwortungslose Bruder.“
„Heute ausnahmsweise mal nicht“, sagte Jared.
„Das fürchte ich auch“, witzelte Royce.
„Geht es um etwas Wichtiges?“ Melissa brannte darauf, endlich mit Jared allein in der Suite zu sein. Allerdings hatten die Gespräche, die er auf dem Ball hatte führen müssen, ihr gezeigt, wie kostbar seine Zeit war. Seine geschäftlichen Verbindungen waren noch weitreichender, als sie angenommen hatte.
„Ja“, beantwortete Royce ihre Frage.
„Nein“, widersprach Jared.
„Willst du lieber früh aufstehen?“ Royce sah Melissa an.
„Nein.“ Sie würde so tun müssen, als müsste sie morgen nach Seattle fliegen, doch gerade hatte sie eine herrliche Vision, in der ein geruhsames Frühstück im Bett mit Jared eine Rolle spielte und der Whirlpool, der sich in der Suite befand. Und ein ausgiebiger Abschied, bevor sie sich dann am Nachmittag trennen mussten …
„Dann unterschreib einfach“, sagte Royce. „Ich gehe alles noch einmal mit Barry durch, bevor ich gegenzeichne.“
„Wer ist Barry?“, wollte Melissa wissen.
„Ryders Finanzdirektor“, sagte Jared.
Sie spürte, dass er zögerte.
„Es macht mir nichts aus, zu warten“, versicherte sie, als sie einen Fahrstuhl betraten.
Fragend zog Royce die Augenbrauen hoch, und Jared nickte. Er drückte auf den Knopf für das Foyer. Die Tür schloss sich, und die Kabine rauschte sanft zwölf Stockwerke tiefer.
„Keine Sorge, es dauert nicht lange.“ Jared legte ihr sanft die Hand auf den Rücken, und sie betraten die prächtige Empfangshalle.
Melissa deutete auf die andere Seite des riesigen Raums. „Ich sehe mir die Gemälde dort an und warte auf dich.“
Ein knappes Nicken, dann verschwand Jared mit Royce in Richtung Rezeption.
Durch das Foyer zu schlendern war alles andere als langweilig. Marmorne Fußböden, elegante französische Möbel, prachtvolle Skulpturen und üppiger Blumenschmuck schufen zusammen mit der sanften Beleuchtung eine heitere Atmosphäre. Es war nicht die Art Hotel, in der Melissa
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