Verführ mich undercover!
sonst übernachtete. Aber schließlich war die ganze Woche anders verlaufen, als sie es gewohnt war.
Ihre Absätze klapperten auf dem Marmorboden. Melissa ging am Springbrunnen vorbei und näherte sich den Glastüren des Haupteingangs. Die Sitzgruppen dort wirkten einladend. Ihre neuen Schuhe waren bequem, hatten aber hohe Absätze, und ihre Waden verkrampften sich allmählich.
Ein gelbgold bezogener Sessel lud zum Verweilen ein. Von dort aus hätte sie eine gute Aussicht auf die Rezeption. Und während sie auf Jared wartete, konnte sie in aller Ruhe die Leute beobachten.
Plötzlich erblickte sie jemanden auf dem Bürgersteig. Wie erstarrt blieb sie stehen. Sie sah nur sein Profil, doch es war zweifellos Brandon Langard. Er rauchte draußen im Dämmerlicht eine Zigarette.
Voller Panik wirbelte Melissa herum, bevor ihr Kollege sie entdecken konnte. Die Empfangshalle verschwamm vor ihren Augen.
„Melissa?“ In diesem Moment tauchte ihre Arbeitskollegin Susan Alaric vor ihr auf. „ Melissa? Du meine Güte, du bist wieder da! Wie ist es gelaufen?“
Oh, nein, auch das noch … Melissa öffnete den Mund, um zu antworten, doch sie brachte nur einen unverständlichen Laut heraus.
Susan grinste von einem Ohr zum anderen. „Seth sagt, dass du dich auf der Ranch eingeschleust hast. Hast du das Interview? Oder hat Ryder herausgefunden, wer du bist?“ Triumphierend warf sie den Kopf zurück. „Oh, Mann, Brandon wird durchdrehen!“
Melissa griff nach Susans Arm. „Susan …“, krächzte sie. Nur Sekunden später entdeckte sie über Susans Schulter Jared, und ihr drehte sich beinahe der Magen um vor Schreck.
„Das wird der Exklusivbericht des Jahres für das Bizz“, sagte Susan gerade.
„Das Bizz?“ Jareds Stimme klang bedrohlich, seine Augen waren dunkel vor Zorn.
Susan, die Melissas ängstlichen Blick bemerkte, drehte sich um und sah direkt in Jareds wütendes Gesicht. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Es hatte ihr die Sprache verschlagen.
Jetzt erschien auch noch Royce auf der Bildfläche. Irritiert blickte er von Susans Kamera zum Gesicht seines Bruders. „Verdammt noch mal, was …“
„Jared …“, begann Melissa, während ihre Gedanken sich überschlugen.
Sie würde ihm erklären, dass sie einen positiven Artikel schrieb. Sie würde nur die schmeichelhaftesten Dinge erwähnen. Jared war erfolgreich, tüchtig und freundlich. Und seine Familie war wundervoll. Es gab keine Leichen in ihrem Keller.
Okay, da war diese Sache mit seinem Großvater, aber das spielte keine Rolle, sie würde davon nichts erwähnen. Auch nichts von dem, was zwischen Jared und ihr geschehen war, würde jemals an die Öffentlichkeit gelangen. Das hier war kein Enthüllungsbericht für die Klatschpresse. Es war seriöse journalistische Arbeit.
Doch bevor sie ihre Gedanken ordnen konnte, packte er sie hart am Arm und zog sie von Susan und Royce weg.
„Du hast mich angelogen .“ Seine Worte waren wie Peitschenhiebe.
Sie antwortete nicht.
„Bist du Reporterin?“
Mit geschlossenen Augen nickte sie.
„Und du schreibst über mich ?“
„Ja, aber …“
„Du wirst jetzt durch diese Tür hinausgehen.“ Mit einem Ruck zog er sie an sich und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. Seine Stimme klang beherrscht, doch er durchbohrte sie förmlich mit seinem Blick. „Du wirst jetzt durch diese Tür hinausgehen, und zwar schnell und ohne Theater. Ich will dich nie wiedersehen.“
„Aber …“
„Hast du mich verstanden?“
„Ich werde nicht …“
„Hast du mich verstanden?“
Melissa schloss den Mund und nickte stumm, sie konnte kaum schlucken. Er wird den Artikel lesen, versuchte sie sich zu beruhigen. Am Ende würde er verstehen, dass sie ihn nicht betrogen hatte.
„Gut.“ Voller Verachtung blickte er sie an und ließ ihren Arm los.
Sie versuchte es noch einmal. „Jared, bitte, lass es mich erklären.“
„Das hast du bereits. Ich weiß, wer du bist, das genügt. Mehr will ich nicht hören.“
„Ich werde nicht …“
„Hör gut zu“, unterbrach er sie und beugte sich vor. Seine Stimme klang hart. „Wenn du versuchst, meiner Familie zu schaden, werde ich dich zerstören.“
Im nächsten Moment drehte er sich abrupt um. Seine Haltung ließ keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte.
Bevor sie ein Wort herausbringen konnte, befand er sich bereits jenseits des Springbrunnens auf dem Weg zu den Fahrstühlen.
„Melissa?“, fragte Susan leise und legte ihr eine Hand auf die
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