Verfuehr mich
drückte es spielerisch.
Jaz zog scharf den Atem ein. »Lieber nicht. Wir sind fast da.«
Geografisch gesehen stimmte das, aber auf der Madison Avenue kamen sie in einen Verkehrsstau, der sie dazu zwang, noch weitere fünfzehn Minuten im Auto zu verbringen. Beim Restaurant angekommen, ließ der Fahrer sie aussteigen, und parkte ganz in der Nähe, um sie nach dem Essen wieder nach Haus zu fahren.
Bliss stand auf dem Bürgersteig. Ihr dünnes Kleidchen strich um ihre Beine und wurde von einer leichten Brise aufgebläht, die allerdings keinerlei Abkühlung brachte. Sie legte die Hände an die Seiten, um den Stoff nicht allzu sehr hochwehen zu lassen und dem Oberkellner nicht gleich ihre ganze Körperpracht zu präsentieren, wenn sie das Restaurant betraten.
Jaz hielt ihr die Tür auf, ließ sie als Erste eintreten und nickte auf dem Weg ins Innere dem Personal zu, das ihn gut zu kennen schien. Das Restaurant war fast leer – wie er gesagt hatte.
Ein hinreißender Ort, dessen Wände Geld zu atmen schienen. Über der eleganten Holzvertäfelung hingen französische Spiegel aus dem späten 19. Jahrhundert, die dem Raum, dessen Beleuchtung eher dunkel und rötlich war, etwas Funkelndes verliehen. Die Damasttischdecken wirkten in diesem Licht fast unnatürlich weiß.
Der Oberkellner plauderte unaufdringlich mit Jaz, während er sie zu ihrem Tisch führte. Dort angekommen, zog er einen, mit blassem Seidenbrokat bezogenen Stuhl im Rokokostil hervor und verbeugte sich vor Bliss. Sie kam sich geradezu königlich vor, als sie sich hinsetzte. Wie schön, endlich einmal Königin zu sein …
Jaz saß ihr gegenüber und nahm eine in Leder gebundene und an der Seite mit einer extravaganten Troddel versehene Weinkarte entgegen, die der Sommelier ihm ebenfalls mit Verbeugung reichte.
»In dem Laden wird sich aber oft verbeugt«, flüsterte Bliss, als der Weinkellner sich entfernte.
Jaz zuckte lediglich mit den Schultern und vertiefte sich in die Karte. »Die wollen dir nur in den Ausschnitt gucken. Kann man ihnen aber auch nicht verdenken.« Er las ihr die Namen einiger Weine vor. »Irgendwelche Vorlieben?«
»Such du ihn aus. Ich kenne die Unterschiede sowieso nicht.«
Als Jaz nach kurzem Überlegen einen Wein ausgesucht hatte, erschien auch schon der Sommelier wieder an ihrem Tisch. Jaz bestellte einen alten Burgunder. Der Ober nickte, nahm die Karte mit einer weiteren Verbeugung entgegen und verschwand, ohne dass auch nur einer seiner Schritte auf dem dicken Teppich zu hören war. Bliss hatte in ihrem ganzen Leben noch nie ein solches Restaurant besucht, aber das lag nur daran, dass sie über kein dickes Spesenkonto verfügte. Insgeheim war sie sehr angetan, wie jeder sich hier vor Höflichkeit überschlug, als würde ihnen nichts mehr Spaß machen.
Jaz faltete die Hände auf dem Tisch und betrachtete Bliss mit unverstellter Lüsternheit. »Und? Welche Fantasie hättest du gern zusammen mit deinem amuse-bouche ?«
»Mit meinem, was?«
»Das ist gehobenes Französisch für Vorspeise. Man könnte auch Gaumenkitzler sagen.«
»Hmmm.« Bliss rutschte auf ihrem Stuhl umher. »Ich weiß nicht recht. Such du aus«, erklärte sie erneut.
Er schaute zu einem jungen Kellner, der mit einigen Speisekarten in der Hand vor einer Wand stand und auf den richtigen Moment wartete, um sie Jaz und Bliss zu bringen. »Wie wär’s mit ihm?«
»Jetzt bin ich aber verwirrt. Reden wir denn hier nicht über ein Gericht?«
»Wir haben doch noch gar keine Speisekarte.«
Bliss blickte in die Richtung, in die Jaz soeben geschaut hatte. Der Kellner war ungefähr zwanzig, hatte dunkles Haar, gefühlvolle Augen und ein unschuldiges, aber sehr sinnliches Gesicht mit wunderbaren, weichen Lippen. Groß, aber nicht so groß wie Jaz. Schlank. Oh, Mann , dachte sie sich, ist der hübsch !
»Wäre er passend?«
»Was meinst du damit?«
»Zeit für Fantasie. Spiel ruhig mit. Keine Sorge, es wird zu nichts kommen. Aber deine Augen sind richtig groß geworden, als du ihn angesehen hast.«
Bliss wurde rot.
»Ist nicht schlimm. Du wirst von einem attraktiven, jungen Mann respektvoll bewundert, ich kann dir sagen, was er am liebsten mit einer schönen Frau tun würde, die er nicht anfassen darf, und wir kriegen beide etwas zu essen.«
Bliss war überrascht. Wie jede andere Frau auf diesem Planeten träumte sie durchaus von jungen Männern, die auf erfahrenere Frauen standen. Doch bisher hatte sie noch nie etwas mit einem jungen Mann angefangen – und
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