Verfuehr mich
beruhigender, als er sie in Richtung Balkontür führte. Vorher beförderte er das Steak noch auf den Teller, um es in der Küche in den Mülleimer zu werfen. »Sayonara, Steakysan.«
Bliss saß auf dem Sofa und drehte die kalte Bierflasche in den Händen hin und her. »Ich hab’s vermasselt. Und du bist viel zu nett.«
»Dass ich viel zu nett bin, hat mir noch niemand gesagt. Nicht mal Dora.«
Aha! , meldete sich eine Stimme in Bliss’ verwirrtem Kopf. Jetzt muss er doch tatsächlich deine Erzrivalin mit den eiskalten blauen Augen und dem herrlich glatten blonden Haar erwähnen. Ich wette, Dora kann ein perfektes Steak zubereiten. Wetten, sie kocht andauernd für Jaz.
Jaz setzte sich neben sie und presste seinen Schenkel gegen den ihren. Der warme Kontakt und das sinnliche Gefühl der starken Muskeln unter seiner leicht behaarten Haut vertrieb ihre unglücklichen Gedanken sofort. Bliss tätschelte sein großes, knochiges Knie.
Er stieß seine Flasche an ihre. »Trink aus. Und hör auf, dir Gedanken über Dora zu machen. Jedes Mal, wenn ich ihren Namen erwähne, hast du so einen merkwürdigen Ausdruck auf deinem Gesicht. Weißt du das?«
Bliss legte die Stirn in Falten, setzte die Flasche an ihre Lippen und trank so schnell sie konnte – auch wenn sie wusste, dass ihr das garantiert einen Schluckauf bescheren würde.
Sie trank aus und gab einen leisen, unangenehm nach Bier schmeckenden Rülpser hinter der vorgehaltenen Hand von sich. »Und was jetzt?«
»Gieß ein bisschen Wasser über den Grill und überlass ihn den Tauben. Wir fahren jetzt zu mir. Du brauchst ein bisschen Liebe.«
»Das könnte helfen.«
Stunden später lagen sie nackt im Mondlicht, das durch die geschlossenen Fenster schien. Der Lärm von der Straße war kaum hörbar. Obwohl Jaz in einem der teuersten Gebäude New Yorks wohnte, war sein Apartment gar nicht so besonders groß. Aber immer noch deutlich größer als Bliss’ Wohnung. Er hatte erwähnt, dass Hot Treats einige Büros im selben Gebäude hatte, und sie folgerte daraus, dass die Kosten für seine Wohnung sicher von der Firma getragen wurden.
Die Einrichtung war genauso männlich wie in seinem Haus auf Pine Island. Die meisten seiner Möbel hatte er natürlich selbst entworfen und anfertigen lassen. Dafür hatte Hot Treats nicht bezahlt. Einige Sitzmöbel in seiner New Yorker Wohnung waren mit strukturierter, schwarzer Wolle bezogen, die schottische Farmer aus der Wolle von Schafen mit uralten Stammbäumen gewebt hatten. Es sah alles sehr stilvoll aus, wirkte aber irgendwie nicht so nett wie in seinem Haus auf der Insel. Als wäre er Kandidat bei einer Umdekorierungs-Show, hatte er ihr sogar Bilder der Schafe gezeigt, deren gelassener Blick sehr gut zu ihrem langen Stammbaum passte.
Nirgendwo Blumendrucke. Keine handgestickten Sinnsprüche auf Kissen. Keine Hochglanzmagazine. Nirgendwo Nippes und keine ach so süßen Fotos von Möpsen mit Sonnenbrillen an der Kühlschranktür. Kein Make-up im Badezimmer und weder Shampoo noch Spülung, die nur für Blondinen gedacht waren.
Während er telefonisch etwas beim Chinesen bestellte, hatte sie ihrer schrecklichen Neugierde nachgegeben und ein bisschen rumgeschnüffelt. Nirgendwo waren irgendwelche Spuren einer weiblichen Mitbewohnerin zu entdecken. Aber das beruhigte sie immer noch nicht vollends.
Jaz war ein zu toller Typ, als dass er nicht Tag und Nacht von Frauen gejagt werden würde. Aber ihre Affäre war einfach noch zu frisch, um zickig zu fragen, wo er so hinging und mit wem er sich traf. Schließlich stellte er ihr derartige Fragen auch nicht.
Während sie in Jaz’ Armen lag und zu seinem liebenswerten Gesicht aufschaute, zählte sie die paar Verabredungen zusammen, die sie gehabt hatten, dachte an den unglaublichen Sex, erinnerte sich an das Hochgefühl, als sie zusammen am Strand umhergetollt waren, rief sich ins Gedächtnis, wie friedvoll sie sich in seiner Gegenwart gefühlt hatte, wenn sie rein gar nichts taten, nicht einmal redeten … und sie fragte sich, ob sie noch ohne ihn zurechtkäme.
Ach, jetzt hör schon auf und lass dich einfach von ihm halten , sagte sie zu sich selbst. Weil du es bist …
Bliss legte ihren Arm um seine Taille und schlief, gegen seine Brust gelehnt, schließlich ein.
Da der 4. Juli auf einen Freitag fiel, schickte Vi alle Mitarbeiter am Mittwochnachmittag in ein langes Wochenende. Außer Bliss, die nach einer dicken Umarmung und einer Überstundenvorauszahlung zugestimmt
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