Verfuehr mich
vereinten Kräften die Rampe hinunter.
»Gott, sind die hinreißend«, murmelte Doug. »Und die sind nicht schwul. Nicht mal bi. Und nicht mal neugierig. Zu schade.«
»Woher kennt ihr sie denn?«, fragte Bliss.
»Freunde von Freunden. Ich war als junger Mann Austauschstudent in Upsala. Falls es dich überraschen sollte, dass ich schwedisch spreche.«
Bliss war tatsächlich stutzig geworden, wo Dougs Sprachkenntnisse herstammten, hatte jetzt aber keine Zeit zum Plaudern. Sie musste mit Jaz eine andere Rampe heruntersteigen, um die Rollen zu stützen, damit die Schweden das Fischerboot absetzen konnten. Die vier blonden Männer holten auch noch die Kajüte und den Bug, stellten beides auf dem Deck des Bootes ab und klopften sich dann anerkennend gegenseitig auf die Schultern. Der Größte von ihnen sagte irgendwas auf Schwedisch, was die anderen zum Lachen brachte.
»Jetzt wird getrunken«, übersetzte Doug.
Ted und Jaz überprüften noch, ob das Boot auf den Rollen auch sicher lag. »Das sollte halten«, befand Ted. »Kommst du jetzt allein zurecht?«
»Klar«, antwortete Jaz, »es steht ja sozusagen auf Rädern. Das wird schon schwimmen, wenn wir es zu Wasser lassen.«
Die beiden Nachbarn schienen da nicht so sicher zu sein – das ließen zumindest ihre Blicke vermuten.
»Wenn du meinst«, sagte Doug schließlich. »Ruf an oder komm vorbei, wenn du wieder Hilfe brauchst.« Mit diesen Worten folgten sie ihren Hausgästen, die bereits vorgegangen waren.
Bliss nahm das dicke Seil an der Vorderseite der Konstruktion in die Hand. »Volle Kraft voraus!«
»Gib her«, seufzte Jaz, »ich kann unmöglich zulassen, dass der alte Freund meines Vaters einen Herzanfall bekommt, weil er ein Boot hin und her ziehen muss.«
»Du bist ein guter Kerl, Jaz.«
»Halt mich das nächste Mal bitte davon ab, wenn ich mich freiwillig zu irgendwas melde, ja?!« Er zog mit aller Kraft an dem Seil, sodass die Rollen sich ein oder zwei Zentimeter nach vorn bewegten. Bliss fand es ganz großartig, wie es hier auf Pine Island zuging. In der einen Minute tanzte man noch völlig sorglos auf dem Dach eines Hauses herum – und in der nächsten zog man wie besessen am Seil eines schweren Langbootes.
»Soll ich zu Vi reingehen und Joe anrufen?«
Jaz schüttelte den Kopf. »Der hat sich wahrscheinlich ein Sandwich mit Hackbraten gemacht, ein paar Bier getrunken und ist dann in einem Liegestuhl eingeschlafen.«
»Na gut. Aber dann lass wenigstens mich beim Ziehen helfen.«
Er schüttelte erneut den Kopf. »Stell du dich lieber seitlich hin und sorg dafür, dass das Boot auf den Rollen bleibt.«
Bliss legte eine Hand auf eine Klampe, und sie warteten, bis Rocco wieder auftauchte. Plötzlich hörte sie ihre Chefin in Holzsandalen die Rampe herunterkommen. In der einen Hand trug sie eine Flasche Champagner, in der anderen vier Gläser. »Halt! Ihr könnt dieses Boot doch nicht ohne Champagner zu Wasser lassen.«
»So eine schwere Flasche kann man unmöglich gegen dieses Boot schlagen«, sagte Jaz. »Damit schlägst du es garantiert leck.«
»Du hast recht. Wir könnten natürlich auch einfach nur den Korken knallen lassen und ein bisschen Champagner über den Bug kippen«, meinte Vi. »Das ist doch der richtige Ausdruck für den vorderen Teil von’nem Boot, nicht?«
»Aus deinem Mund hört es sich sowieso immer richtig an«, erklärte Rocco.
»Dacht ich’s mir doch.« Sie wirkte ganz ausgelassen, dass das Boot endlich von ihrer Terrasse verschwunden war. »Den Rest können wir dann trinken.«
Mithilfe von Rocco zog Jaz das Boot bis an den Rand des Wassers und setzte es dort ein. Die kleine Gruppe von Zuschauern, die sich mittlerweile um das Boot versammelt hatte, applaudierte wie wild, als das unförmige Schiff tatsächlich schwamm. Jaz ging an Bord, um die Kajüte an die richtige Stelle zu rücken. »Die musst du aber noch befestigen«, rief er Rocco zu.
»Meine Werkzeugkiste ist an Bord«, entgegnete Rocco. Jaz sprang in das flache Wasser und hielt das Boot an einem Seil fest, während er die Rollen unter dem flachen Kiel herauszog.
Vi stieg aus ihren Holzsandalen, ließ sie am Ufer stehen, krempelte ihre Hosenbeine hoch und watete zusammen mit Rocco ins Wasser. Als alle vier im knietiefen Meer standen, goss sie den Champagner in die Gläser. Die Gruppe brachte einen Toast auf den erfolgreichen Stapellauf aus, und Vi tröpfelte ein wenig Champagner auf den drachenförmigen Bug. Dann sammelte sie alles wieder ein und legte es
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