Verfuehr mich
einer kleinen alten Dame, die Alfs Mutter sehr ähnlich sah – komplett mit winzigem Blumenhütchen und allem Drum und Dran. Dieser alten Dame legte sie zwei Leinen in die Hand: An der einen zog ein Kleinspitz, an der anderen einen Stripper mit ausgeprägten Männerbrüsten. Nicht schlecht , dachte sie, als sie das Ganze ausgedruckt hatte.
Jaz fand es auch ziemlich witzig und unterbrach seine Arbeit immerhin einen Moment, um laut zu lachen. Er gab ihr einen dicken Kuss, legte die Collage beiseite und schickte sie dann wieder weg, damit er seine Arbeit endlich beenden konnte.
Bliss hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie schaltete den Computer aus, stellte die Rückenlehne ihres Sessels nach hinten und gönnte sich ein kleines Nickerchen. Doch irgendwann fuhr sie erschrocken hoch und lauschte nach irgendwelchen Lebenszeichen aus dem Konferenzraum.
Nichts. Sie stand auf, um nachzusehen.
Jaz saß immer noch da, gab aber keinen Laut von sich. Er hatte seine Schuhe ausgezogen und die Füße in den schwarzen Socken auf den langen Konferenztisch gelegt. Seiner luxuriösen Seidenkrawatte hatte er sich ebenfalls entledigt, sie einfach beiseitegeworfen. Selbst ohne Schuhe und Krawatte gab er immer noch sehr glaubwürdig das Bild eines knallharten, potenten, aber gepflegten Vorstandsvorsitzenden ab. Als sie über den Kontrast zwischen Jaz, der Führungskraft, und Jaz, dem Strandmenschen, nachdachte, musste sie unwillkürlich lächeln.
Auf dem Tisch standen eine Flasche Malt-Whisky, sicherlich älter als Bliss, und ein Glas. Jaz trank Whisky aus einem anderen Glas.
»Hey, Dornröschen. Ich habe schon auf dich gewartet.«
Dieses Grinsen. Diese Grübchen. Dieser Blick, der einfach alles sagte. Bliss wäre ihm am liebsten sofort auf den Schoß gesprungen.
»Aber ich mag keinen Whisky.«
»Wie wär’s mit was anderem? Kann ich dich zu irgendwas verführen?« Jaz schwang seine Füße vom Tisch, stand auf und trank in einem Zug seinen Whisky aus.
»Du sexy Tycoon. Wenn ich nicht so müde wäre …«
»Setz dich. Ich bin sicher, wir werden in der Bar irgendwas finden, das du magst.«
Jetzt zog auch Bliss ihre Schuhe aus und setzte sich auf den Tisch. So konnte sie ihre Füße wenigstens baumeln lassen und musste nicht mehr zusammengekauert auf einem Bürostuhl sitzen. Bliss stützte sich auf einen Arm und sah zu, wie Jaz vornübergebeugt die Flaschenreihen der Bar im Konferenzraum durchforstete. Was für ein Hintern.
»Okay, lass mich raten«, begann er, ohne ihres Interesses für seinen Po gewahr zu werden, »du willst ein Damengetränk. Etwas Süßes mit einem gewissen Kick. Wie wär’s mit einem Dublin Dream ?« Er zog eine dickbauchige grüne Flasche mit einer betrunken aussehenden Kuh auf dem Etikett hervor. »Ich habe gehört, dass der hier ziemlich lecker ist. Das hat zumindest Dora -«
Er hielt inne, als er den Ausdruck auf Bliss’ Gesicht sah. »Oh. Entschuldige. Deine Erzrivalin. Hätte ich fast vergessen.«
Bliss massierte sich mit einer Hand den Nacken. »Könnten wir das Thema Dora bitte außen vor lassen?« Sie fand die Vorstellung schrecklich, wie Jaz und seine Assistentin zusammen Überstunden machten und ihre Anspannung dadurch abbauten, die gut gefüllte Firmenbar zu plündern. Sie hatte sich geschworen, keine Fragen zu stellen und nicht darüber nachzudenken. Aber das hieß natürlich nicht, dass Bliss sich nicht ab und zu einer völlig irrationalen Eifersucht hingeben konnte. Das half ihr, das Gewicht zu halten. Ihre Erzrivalin hatte nämlich keine erwähnenswerten Hüften.
»Kein Problem. Willst du einen hiervon?«, fragte Jaz und schwenkte die Flasche.
»Okay. Dublin Dream geht wahrscheinlich auch als Dessert durch.«
Jaz warf ein bisschen Eis in ein Glas und goss ihr einen ordentlichen Schluck ein.
Als er ihr den Drink gebracht hatte und sie erst mal zum Testen die Zungenspitze in die klebrige, süße Flüssigkeit steckte, musste er lächeln.
»Braves Mädchen.«
Bliss trank das Glas in einem Zug leer und ließ die Eiswürfel im Bodensatz herumwirbeln. Es dauerte nicht lange und sie wurde von einem glücklichen, alkoholseligen Gefühl erfasst.
Jaz schien das zu bemerken. »Willst du noch einen?«
»Nein, danke. Aber das tat sehr gut«. Sie stellte das Glas beiseite und leckte sich über die Lippen.
Jaz stellte einen Stuhl direkt vor den ihren und legte ihre Füße in seinen Schoß. Dann hob er einen an und rieb ihre in Strumpfhosen steckenden Zehen, zog vorsichtig daran und massierte mit
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