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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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und das Castingbüro sich dachte, dass man mit Sommersprossen nichts verkehrt machen konnte. Eigentlich hat die Mutter den Jungen dazu angehalten. Ich habe gehört, wie sie ihm die ganze Zeit Anweisungen zugeflüstert hat. ›Lächeln, Schätzchen. Halt das Produkt hoch. Die wollen das Produkt sehen. Vergiss nicht, dass du das Produkt ganz toll findest.‹ Kein Wunder, dass er angewidert aussieht.«
    Sie ließ den Clip erneut laufen, sprang zu den Outtakes und stellte den Ton lauter. »Mom, muss ich da wirklich noch mal abbeißen?! Ich hasse diese blöden Törtchen!«, erklang die jammernde Stimme des Kindes.
    Bliss nickte und stellte den Rechner aus. »Kein Problem, Kleiner. Den Job kriegt ein anderer.«
    »Das können wir dem Hot-Treats -Vorstand nicht zeigen«, erklärte Jaz. Er betrachtete die unterschiedlichen Anzeigen-Layouts auf dem Tisch, legte die Hand auf eines, das Bliss ganz an den Rand des Tisches geschoben hatte und schob es ihr mit Schwung über die glänzende Oberfläche des Konferenztisches hinüber. »Das hier gefällt mir«, sagte er lachend.
    In der Anzeige fütterten sich zwei junge Frauen in winzigen Bikinis gegenseitig mit MyPies und leckten sich dabei mit ziemlich rosigen Zungen die saftige Füllung von den Lippen.
    »Das ging dem Artdirector genauso«, erklärte Bliss. »Bill fing richtig an zu sabbern, als er das Bild sah.« Sie zeigte auf die riesigen, seltsam symmetrischen Brüste, die aus den winzigen Oberteilen der Mädchen quollen. »Für eine Bierwerbung wären die Implantat-Zwillinge sicher perfekt, aber nicht für Hot-Treats -Snacks. Nicht, wenn du auch Mütter als Kundinnen gewinnen willst.«
    »Nicht mal lesbische Mütter?« Jaz warf ihr einen betrübten Blick zu.
    »Ich habe nichts gegen Lesben, aber in dieser demografischen Aufgliederung spielen sie keine Rolle«, erklärte sie und wedelte mit dem entsprechenden Papier unter seiner Nase herum. »Was natürlich nicht heißt, dass am Ende des Regenbogens kein Topf mit Gold wartet. Die Kaufkraft der Schwulen ist nicht zu unterschätzen.«
    »Okay. Du bist die Expertin. Aber könnte ich diesen Entwurf nicht zur, äh, Ansicht behalten?«
    »Nur solange er nicht irgendwie als Teil der Präsentation auftaucht. Ich kann mir genau vorstellen, wie sich dieser glatzköpfige Buchhalter aus dem Büro in Leonardville an den beiden aufgeilt. Der Alte mit den tiefen Falten um die Augen, weißt du? Könnte seiner Gesundheit wirklich abträglich sein.«
    »Du meinst Vern. Da hast du wahrscheinlich recht. Er hat vor Kurzem einen Dreifach-Bypass bekommen. Also muss ich sie wohl behalten.« Jaz rollte die Anzeige mit den Zwillingen zusammen und machte sich wieder an seine Arbeit.
    Ein paar Stunden später, nachdem sie etwas vom Chinesen bestellt hatten, taten sie sich an einer herrlich fettigen Portion Moo Shu gütlich, die sie sehr schnell verputzten. Dann tauschten die beiden die Plätze. Jetzt arbeitete sie an dem Schreibtisch mit den verschiedenen Monitoren, und er zog ins holzgetäfelte Büro, um ihre Marketing-Recherchen durchzusehen. Alf Sargent hatte sämtliche Unterlagen mit hingekritzelten Notizen versehen, die Jaz fast zur Verzweiflung brachten. Er seufzte laut.
    »Wenn Alf wüsste, was er tut, wäre er wirklich gefährlich. Nichts kann einem zukünftigen Vorstandsvorsitzenden das Leben schwerer machen als ein scheidender Vorstandsvorsitzender. Mann, der Kerl ist echt’ne Nervensäge.«
    Bliss stimmte völlig mit ihm überein. Hinzu kam, dass Alf ein ausgesprochener Wüstling war. Er hatte ihr ein paarmal zu oft väterlich auf die Schulter geklopft, und bei ihrem letzten Besuch in der Leonardville-Fabrik war es ihm tatsächlich gelungen auf dem Flur ihren Po zu streifen – obwohl mehr als genug Platz gewesen wäre, ohne Berührung aneinander vorbeizugehen.
    Als Bliss die letzten Entwürfe durchsah, kam ihr auf einmal die Idee, etwas ganz und gar Lächerliches zu tun, um Jaz zum Lachen zu bringen. Sie öffnete ein Grafikprogramm und erstellte eine Collage aus diversen Digitalfotos von den Meetings in Leonardville.
    Ein Foto vom breit grinsenden Alf Sargent wurde noch viel lustiger, wenn man vor seinen Reißverschluss zwei große Nussbällchen und eine lange Banane montierte. Danach noch ein paar Pixelspielereien: Sie bearbeitete den verschnörkelten Schriftzug auf den tanzenden MyBite -Törtchen, bis daraus Bite Me – Beiß mich – wurde und fügte Alf mit den Törtchen zusammen. Zusätzlich fand sie in einer Bilddatenbank das Foto

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