Verführe niemals Deinen Mann
schändliches Tun schon einstellen und einen ehrenwerten Beruf ergreifen. Klar. Aber sie wollte Travis die Laune nicht noch mehr verderben, deshalb sprach sie den Gedanken nicht aus. „Und was machen wir dann?“
„Dann …“ Er sah auf seine goldene Armbanduhr. „In einer halben Stunde treffe ich mich mit meinem Cousin Rico. Er kennt die Richter hier und kann mir einen Tipp geben, welchen ich am besten anspreche, damit deine erste Ehe so schnell wie möglich ein Ding der Vergangenheit ist.“
„Okay“, sagte Julie, stand auf und wollte in ihr Zimmer gehen. „Gib mir eine Viertelstunde, dann bin ich frisch geduscht, gestiefelt und gespornt.“
„Nicht nötig“, sagte er und schenkte sich Kaffee nach. „Bleib du ruhig hier, ich kümmere mich um alles.“
„Was, ich soll hier blöd rumsitzen?“, erkundigte sie sich ungläubig.
„Genau das.“ Er ging zum Wohnzimmertisch, griff nach der Fernbedienung, die dort lag, und drückte auf eine Taste. Der Großbildfernseher zeigte ein Fernsehprogramm. „Leih dir einen Film aus, gönn dir eine Massage, leg dich an den Pool. Ach ja, es gibt hier auch etliche Hotelshops. Kauf dir was Schönes. Du brauchst nicht auf die Preisschilder zu sehen.“
Julie konnte es kaum glauben. Dachte er wirklich, sie würde hier auf seine Kosten das nichtsnutzige Luxusweibchen spielen, während er sich um ihre Angelegenheiten, ihre Vergangenheit und Zukunft kümmerte? Das kam überhaupt nicht infrage!
„Aha“, äußerte sie. „Shopping und Massage. Haben die anderen Frauen, die du hergebracht hast, ihre Zeit so verbracht?“
Etwas in ihrem Tonfall musste ihn stutzig gemacht haben, denn er sah sie überrascht an. „Allerdings“, sagte er. „Und sie hatten alle ihren Spaß dabei. Warum du nicht auch?“
Sie hatten alle ihren Spaß dabei? Alle?
Natürlich, alle. Wahrscheinlich hatte Travis schon Dutzende von Frauen in dieses Hotel mitgenommen. In diese Suite. Und in genau diesem Bett in genau dieser Suite hatte er mit ihnen allen … Oh, darüber wollte sie in diesem Moment lieber gar nicht genauer nachdenken.
Kein Wunder, dass die Kleine an der Rezeption ihre Reize so offen und ohne jede Bedenken ausgespielt hatte. Für sie war Julie nur die Neueste in der Reihe von Travis’ zahlreichen weiblichen „Begleitungen“ gewesen.
Aber falsch gedacht, Schätzchen! Mit mir ist das etwas anderes, dachte Julie. Vielleicht war sie für Travis nicht die Frau seiner Träume, aber zumindest für den Moment war sie seine Ehefrau. Na ja, mehr oder weniger. Aber sie würde sich auf keinen Fall wie ein hirnloses blondes Sexhäschen behandeln lassen, das nur scharf darauf war, seine Kreditkarte zu benutzen.
„Ich bin nicht zum Shoppen hergekommen. Oder um mir eine Massage verpassen zu lassen. Oder um sonst irgendwas zu treiben, woran deine üblichen ‚Begleitungen‘ Spaß haben. Ich bin hier, um einen Fehler aus meiner Vergangenheit zu korrigieren.“
„Das wird ja auch erledigt“, sagte er und wandte sich dem Fernseher zu, wo sich gerade eine gigantische Raumschlacht mit farbenprächtigen Explosionen abspielte.
„Von dir.“
„Allerdings. Von mir.“
Julie starrte ihn an. „Aber das ist doch nicht allein deine Angelegenheit, Travis. Es geht doch um meine Probleme.“
„Ach, Julie, du machst aus einer Mücke einen Elefanten. Du bist erschöpft und genervt, und die Sache mit dem Foto in der Zeitung hat dich noch zusätzlich aufgewühlt.“
Er redete mit ihr wie mit einem kleinen Kind, zumindest empfand sie es so. Das machte sie wütend! „Aha. Du meinst also, ich soll hierbleiben, wo ich dir nicht im Weg rumstehe, und mir bloß nicht mein hübsches kleine Köpfchen zerbrechen?“
„Julie! Das habe ich doch überhaupt nicht gesagt.“
„Aber gedacht.“
„Um Himmels willen, Julie …“
„Aber das vergiss mal ganz schnell“, erklärte sie und ging in Richtung Schlafzimmer. „Du hast vielleicht gedacht, du kriegst für das abgesprochene Jahr ein Weibchen, das zu allem Ja und Amen sagt, aber das war ein Irrtum. Ich habe meinen eigenen Willen.“
„Du wirst die Angelegenheit nur komplizierter machen“, rief er ihr nach.
In der Tür blieb sie stehen und wandte sich noch einmal um. „Denk dran, ich habe Jean Claude auch vertraut, dass er die Scheidungssache ohne mich erledigt. Und wie gut das geklappt hat, weißt du ja.“
„Ich bin nicht Jean Claude.“
„Nein, bist du nicht“, sagte sie und zog das Betttuch etwas höher, um ihre Brüste zu bedecken. Sie
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