Verführe niemals Deinen Mann
ohnehin bei ihren nächtlichen Aktivitäten verknäult hatte, und schlang es um sich. Vermutlich sah sie aus wie ein Nachtgespenst, aber es war ihr in diesem Moment egal. Sie betrat das Wohnzimmer der Suite.
Travis stand stocksteif im Sonnenlicht, das durch die geöffnete Balkontür hereinfiel. Neben ihm stand gänzlich unbeachtet der Wagen des Zimmerservice, beladen mit Kaffee, frischem Obst und verschiedenen Brot- und Brötchensorten. Voller Wut und Empörung starrte Travis auf die Titelseite der Zeitung, die er in den Händen hielt.
„Travis?“
Als er sie anschaute, konnte sie beobachten, wie die Wut in seinen Augen einem anderen, viel schwerer zu deutenden Gefühl wich. „Wir haben ein Problem.“
„Das habe ich mir schon gedacht, als ich deinen Aufschrei gehört habe“, sagte sie und ging auf ihn zu – vorsichtig, um nicht über das lange Betttuch zu stolpern. „Was ist denn los?“
„Eine Katastrophe.“ Er reichte ihr die Zeitung.
„Ach du liebe Zeit!“
„King und seine neue Königin“ verkündete die Schlagzeile in großen Lettern. Julie zuckte leicht zusammen. Das würde wohl ihr neuer Spitzname in der Presse sein. King – also König – und sie die Königin: Kein Redakteur würde sich das Wortspiel entgehen lassen. Andererseits war es so naheliegend, dass es schon wieder billig wirkte. Aber als sie etwas weiter nach unten blickte und sich das Foto darunter ansah, war ihr neuer Adelstitel plötzlich ihre geringste Sorge.
Das Foto war so scharf, als hätte der Fotograf neben ihnen im Zimmer gestanden. Oder vielmehr auf dem Balkon.
Es zeigte Travis und sie in dem Moment, als die Leidenschaft sie beide übermannte. Lustvoll hatte sie den Kopf zurückgeworden, während seine Hände ihre Brüste berührten und sein Mund ihren Hals liebkoste.
Es sah aus wie ein Porno für Vampire. Gnädigerweise hatte die Redaktion ihre nackten Brüste mit einem schwarzen Balken abgedeckt.
Die Leute hatten eben Stil.
Oje, wenn das ihre Mutter zu sehen bekam! Sie fühlte sich unendlich beschämt. „Ich … ich kann das einfach nicht glauben.“
„Da geht’s dir wie mir“, murmelte er und fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar. Dann drehte er sich um, schenkte sich und ihr Kaffee ein und reichte ihr eine Tasse.
„Diese verdammten Paparazzi.“ Grimmig schüttelte er den Kopf, nahm einen Schluck Kaffee und sagte: „Es ist meine Schuld, Julie. Ich hätte mir der Gefahr bewusst sein müssen. Aber in dem Moment war ich wirklich nicht darauf gefasst, dass …“
„Waren wir beide nicht“, murmelte sie und betrachtete noch einmal das Foto, das zeigte, wie Travis ihren Hals mit Küssen bedeckte. Sie mochte kaum ihren Kaffee trinken. Der Koffeinschub würde vielleicht ihre Sinne schärfen und das Foto noch schlimmer erscheinen lassen.
„Stimmt schon, aber ich bin an das Leben im Rampenlicht gewöhnt. Ich weiß ja nicht erst seit gestern, dass es leistungsstarke Teleobjektive gibt. Verdammt!“
Julie erkannte, dass er wütend und gleichzeitig enttäuscht war – keine gute Mischung. „Wirklich, Travis, es war nicht deine Schuld. Außerdem ist jetzt egal, wie es passiert ist. Es ist eben passiert. Kannst du …“, sie knüllte die Zeitung zusammen, warf sie auf den Tisch und widmete sich ihrem Kaffee, „kannst du sie nicht verklagen oder so?“
„Das bringt nichts“, erwiderte er bedrückt. „Mit einer Klage zieht man wieder neue Aufmerksamkeit auf sich, das gibt erst recht Stoff für die Blätter. Wenn wir Glück haben, bleibt die Nachricht hier in der Lokalzeitung und wird nicht von den großen überregionalen Blättern aufgegriffen.“
„Ich finde es so schon peinlich genug“, bemerkte sie.
Er sah sie an und schien erst jetzt zu bemerken, was sie anhatte – oder vielmehr nicht anhatte. Sorgfältig schloss er die Balkontür und zog die Vorhänge vor. „Den Paparazzi servieren wir nichts mehr auf dem Silbertablett.“
„Stimmt.“ Mit der einen Hand zog sie das Bettlaken fester um sich, in der anderen hielt sie die Kaffeetasse. „Und was machen wir jetzt mit dem ganzen Schlamassel?“
„Meine Anwälte sollen die Lokalzeitung kontaktieren und …“
„Ich dachte, eine Klage bringt nichts.“
„Sie sollen ja auch nicht klagen. Nur ein bisschen die Juristenkeule schwingen und den Leuten dringend davon abraten, so etwas noch mal zu bringen.“
Oh ja, davon war sie schon immer überzeugt gewesen: Wenn man einem Paparazzo nur mal ordentlich ins Gewissen redete, würde er sein
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