Verführe niemals Deinen Mann
Details und sagte, dass man ihn jederzeit im Castello de King erreichen könne. Dann bedankte er sich, stand auf und ergriff Julies Arm.
Sie nahmen den Aufzug nach unten und traten auf die belebte Straße hinaus. Über ihnen wölbte sich wolkenlos der Himmel, und das Sonnenlicht ließ den Asphalt glänzen.
Auf dem Bürgersteig und der Straße wimmelte es von Touristen und Einheimischen. Der Autoverkehr kam praktisch zum Erliegen. Die Leute gingen in Geschäfte, kamen aus Geschäften, überquerten die Straße, hielten an Verkaufswagen an und kauften Hüte, Tücher und mexikanische Leckereien. Die Geräusche und Gerüche in dem Urlaubsort waren geradezu überwältigend.
Aber Julie schien das alles kaltzulassen.
„Du musst mir alles erzählen, was er gesagt hat“, drängte sie.
Mann, konnte diese Frau nicht mal an was anderes denken?
„Richter Hernandez spielt mit“, antwortete er kurz angebunden und packte sie beim Ellbogen, um sie durch die Menschenmenge zu dirigieren. „Mit Geld kann man eben alles regeln, hier genauso wie zu Hause.“
„Das heißt … du hast ihn bestochen?“, fragte sie entsetzt.
„Nein.“ Er sah sie finster an und schüttelte den Kopf. „Ich würde doch nie jemanden bestechen. Aber man kann eben mit Geld dafür sorgen, dass alles ein bisschen schneller geht. Du verstehst.“
„Na schön, genauer will ich’s lieber gar nicht wissen. Hat er gesagt, wie lange es dauert?“
„Nein.“ Travis wich einem Straßenhändler aus, der den Passanten seine Waren – überdimensionale Sombreros – anpries. „Aber Rico meinte, in zwei Wochen müsste es erledigt sein.“
„Was, in zwei Wochen erst?“
„Hast du ein Problem damit?“
„Nein“, antwortete sie und bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten. „Aber ich hatte nicht gedacht, dass es so lange dauern würde. Müsstest du nicht langsam den Weinvertriebsvertrag mit Thomas Henry ausarbeiten?“
„Doch.“ Und er verschob die Verhandlungen auch nur sehr ungern. Aber es war einfach sicherer, wenn vorher diese Heirats-Scheidungs-Neuheirats-Geschichte endgültig abgeschlossen war. „Ist aber kein Beinbruch. Henry geht sicherlich sowieso davon aus, dass wir erst mal Flitterwochen machen.“
„Flitterwochen.“ Fast wäre sie über ein Loch im Bürgersteig gestolpert, und Travis packte sie fester. „Und was machen wir in Wirklichkeit?“
Er blieb so abrupt stehen, dass ein hinter ihnen gehendes Pärchen mit ihm zusammenstieß. Vorsichtig blickte er sich um, denn er wusste, dass es hier von Taschendieben nur so wimmelte. Erst dann wandte er sich Julie zu. In diesem Moment klang wieder die Stimme seines Cousins in seinen Ohren: Deine Braut sieht wirklich klasse aus.
Allerdings, das tat sie. Komisch, bis vor Kurzem war sie einfach nur Julie für ihn gewesen. Die gute alte Julie, die er schon ewig kannte und mit der er als Kind auf Bäume geklettert war. Aber seit letzter Nacht war sie in seinen Augen kein Kind mehr. Er musste lächeln.
„Was wir machen? Wir machen richtige Flitterwochen.“
„Ist das dein Ernst?“
„Warum denn nicht?“, fragte er achselzuckend und zog sie aus der Menschenmenge in den Schatten eines T-Shirt-Ladens. „Wir halten uns schließlich in einer sehr romantischen Urlaubsgegend auf. Und dass wir gut zusammenpassen, wissen wir ja seit letzter Nacht.“
„Aber … was ist mit unserer Abmachung?“
„Die ist Geschichte.“ Er lächelte wieder und strich ihr sanft übers Kinn. Was für ein Idiot war er eigentlich gewesen? Dieser Frau ein Jahr ohne Sex vorzuschlagen, dieser Frau, die ihn so heiß machte! „Wir haben die Grenze gestern Nacht sowieso überschritten. Da macht es doch keinen Sinn, jetzt wieder auf Start zurückzugehen.“
„Nein, wohl nicht …“
„Na, das klingt ja sehr begeistert.“
„Nein, das meine ich nicht.“ Sie blickte sich um und sah ihn dann wieder an. „Travis, wir müssen über etwas reden. Es ist mir selbst erst heute Morgen in den Sinn gekommen, aber dann mussten wir ja schnell zum Richter, und ich hatte nicht die Gelegenheit, es anzusprechen. Aber wenn wir jetzt schon über das reden, dann müssen wir auch das andere klären.“
„Ja, was denn nun?“
Sie atmete tief durch. „Können wir nicht irgendwohin gehen, wo es nicht so überfüllt ist?“
„Na klar. Komm.“ Sie klang nicht gerade glücklich. Was auch immer es war, er wollte es jetzt wissen – und dann klären. Nur keine Probleme mehr. Er nahm ihre Hand und fühlte, wie ihre Finger sich sofort
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