Verführe niemals Deinen Mann
Dank. Schon jetzt kommt es mir vor, als ob hinter jeder Weinrebe ein Fotograf hockt. Noch mehr von der Sorte brauche ich wirklich nicht.“
„Die Situation wird immer übler“, kommentierte Adam.
„Ach, wirklich? War mir noch gar nicht aufgefallen.“ Travis’ sarkastischer Tonfall schien Adam zu verärgern. „Ich hatte euch doch darum gebeten, die Vergangenheit des Kerls zu durchleuchten. Seid ihr da auf etwas gestoßen?“
„Nein“, antwortete Adam. „Mit Erpressung scheint er noch nie etwas zu tun gehabt zu haben.“
„Schade“, kommentierte Jackson. „Er scheint doch ein Talent dafür zu besitzen.“
„Irgendwas muss es doch geben. In der Presse spielt er sich als betrogener und verlassener Liebhaber auf.“
„Was sagt Julie eigentlich zu dem Ganzen?“, erkundigte sich Adam interessiert.
„Was meinst du wohl, was sie sagt?“, gab Travis zurück. „Sie ist genervt, genau wie ich.“
„Wirklich?“, fragte Jackson ruhig.
Travis starrte seinen jüngeren Bruder an und versuchte, seine Verärgerung zu unterdrücken. „Was willst du damit sagen?“
„Versteh mich nicht falsch, ich mag Julie. Sehr sogar. Mich macht nur stutzig, dass es Ärger über Ärger gibt, seit ihr beiden beschlossen habt zu heiraten.“
„Ein interessanter Gedanke“, bemerkte Adam.
„Denkst du das etwa auch?“, fragte Travis seinen älteren Bruder.
„Kannst du denn selbst behaupten, dass du hundertprozentig von Julies weißer Weste überzeugt bist?“
Konnte er das? Nein. Würde er das vor seinen Brüdern zugeben und sich dann stundenlang ihre weisen Ratschläge anhören? Ebenfalls nein. Es war sein Leben. Und was seine Ehe anging – darum kümmerte er sich selbst, dafür brauchte er keine Beraterkommission.
„Ja“, log er. „Das kann ich nicht nur, das tue ich auch.“
Adam sah ihn eine Zeit lang schweigend an, dann nickte er. „Gut. Das genügt mir. Du und Julie, ihr müsst euch um Himmels willen möglichst bedeckt halten. Dieser ganze Presserummel belastet auch meine Frau Gina – und das kann sie im Moment gar nicht brauchen, wo doch jeden Tag ihr Baby kommen kann.“
„Glaub ja nicht, dass mir die Sache Spaß macht.“
Adam ignorierte diese bissige Bemerkung. „Jackson und ich forschen weiter über diesen Jean Claude nach. Ich bin mir sicher, dass es mindestens einen dunklen Fleck in seinem Leben gibt – wir haben ihn eben nur noch nicht gefunden.“
„Genau“, sagte Jackson. „Vielleicht können wir ja zur Abwechslung mal einen Reporter finden, der auf unserer Seite steht und der in unserem Sinne recherchiert. Indem wir ihm einen Tipp geben, dass dieser Jean Claude nicht ganz astrein ist.“
„Einen Versuch ist es wert“, meinte Travis.
Ja, so war das Gespräch gestern abgelaufen. Travis war so in der Erinnerung daran versunken gewesen, dass er sich jetzt erst wieder bewusst machen musste, dass er in seinem Arbeitszimmer saß.
Sollten sie Jean Claude weiter hinterherschnüffeln? Er hatte nur in einem Punkt Bedenken: Wenn sie etwas fanden, was gegen den Franzosen sprach, würde das auch Julie belasten? Er hoffte nicht. Zum einen würde es ihn maßlos ärgern, wenn er sie so falsch eingeschätzt hätte. Und zum anderen hieße das, dass er ein Jahr lang mit einer Verräterin Tisch und Bett – nun ja, zumindest den Tisch – teilen müsste. Denn wenn er sich jetzt scheiden ließe, würde das einen neuen Medienskandal zur Folge haben. Das kam überhaupt nicht infrage.
Travis schüttelte den Kopf und fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. Immer noch diese verdammte Dudelmusik im Hörer. Am liebsten hätte er das Telefon gegen die Wand geschleudert, aber er riss sich zusammen. Wenn er schon die Sache mit Julie im Moment nicht eindeutig klären konnte – das Geschäft mit Thomas Henry wollte er auf jeden Fall unter Dach und Fach bringen. Basta.
„King?“ Eine tiefe barsche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Was gibt’s denn?“
„Henry“, sagte Travis und nahm im Sitzen Haltung an. Er bemühte sich um einen freundlichen geschäftsmäßigen Tonfall. „Ich habe schon versucht, Sie zu erreichen.“
„Hatte zu tun“, erwiderte der andere knapp.
„Natürlich. Ich auch.“ Es war ihm klar, dass Thomas Henry aus den Zeitungen alles über den Skandal um ihn und Julie wusste. Das musste er also als Erstes aus der Welt schaffen. „Die ganze Woche hatte ich mit Anwälten zu tun. So hatte ich mir die ersten Wochen meiner Ehe eigentlich nicht vorgestellt.“
„Ja“,
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