Verführe niemals Deinen Mann
nur die Klimaanlage des Hotels. Oder? Rico unterhielt sich immer noch flüsternd mit der Hotelangestellten, und seine Miene verfinsterte sich zusehends. Das machte Julie Angst.
Seit die Scheidung und die neuerliche Trauung durch waren, hatte sich das Verhältnis zwischen Travis und ihr merklich gebessert. Sie konnte nur hoffen, dass Ricos sorgenvolle Miene nichts mit ihnen beiden zu tun hatte. Nichts sollte die neue Phase der „Entspannungspolitik“ zwischen Travis und ihr stören.
Sie waren nicht wirklich ein Team, aber immerhin standen sie auf derselben Seite, so halbwegs wenigstens. Sicher, Travis war immer noch ziemlich herrisch, arrogant und ungeheuer von sich selbst überzeugt. Aber damit konnte sie umgehen. Nur die Probleme, die von außen herandrängten – die machten ihr Sorgen.
„Da stimmt was nicht“, sagte Travis mit einem Blick auf seinen Cousin.
„Ich weiß“, flüsterte Julie. Vielleicht war der kalte Lufthauch doch ein böses Vorzeichen gewesen?
Schließlich entfernte sich die Hotelangestellte, und Rico wandte sich wieder zu Travis und Julie um. Seine Miene ließ nichts Gutes erahnen. Er zog die beiden zur Seite, sah kurz Julie an, dann Travis. „Es gibt Ärger.“
„Verdammt“, stieß Travis hervor. „Was ist passiert?“
„Jemand aus dem Büro des Richters hat die Sache mit Julies Scheidung und eurer geheimen Hochzeit an die Presse weitergegeben.“
„Was? An die Presse?“ Noch vor ein paar Minuten schien alles gut werden zu wollen – und nun diese Hiobsbotschaft. Julies Magen krampfte sich zusammen. Was wohl noch alles schiefgehen würde?
Rico sah sie mitfühlend an, aber Travis war in diesem Moment zu sehr mit seiner eigenen Wut beschäftigt, als dass er sich für Julies Empfindungen interessiert hätte. Er schien jeden Moment hochgehen zu wollen, und Julie konnte es ihm nachfühlen. Sie fühlte sich ja selbst wie vor den Kopf geschlagen. Vor zwei Wochen war sie noch ein Niemand gewesen – und jetzt schien alles, was sie tat, die Weltpresse zu interessieren.
„Wie viel wissen die Schmierfinken?“, fragte Travis.
„Alles“, antwortete Rico mit gesenkter Stimme. „Heute Morgen ist es durchgesickert. Inzwischen verbreiten es bestimmt schon die Nachrichtenagenturen. Dieser blöde Justizgehilfe hat rein gar nichts für sich behalten. Wahrscheinlich ist es für euch nur ein schwacher Trost, aber Richter Hernandez hat den Mann schon gefeuert.“
„Du hast recht. Das ist wirklich nur ein schwacher Trost.“ Nervös fuhr sich Travis durchs Haar und sah aus, als hätte er sich den Schuldigen am liebsten eigenhändig vorgeknöpft. „Wirklich toll. All unsere Bemühungen … für nichts.“
„Sieht ganz so aus“, bestätigte Rico.
Julie konnte es nicht fassen. Es kam ihr vor, als wäre sie in einem Albtraum gefangen – in Endlosschleife. Nur weil ein unredlicher Justizgehilfe Geld machen wollte, hatte man sie an die Presse ausgeliefert. Zum zweiten Mal. Aber dieses Mal empfand sie als wesentlich schlimmer als das peinliche Foto. Jetzt wühlte man in ihrem Leben, posaunte Geheimnisse an die Welt hinaus. Diesmal wurden nicht nur ihre Brüste für die Öffentlichkeit entblößt.
Sondern ihr Leben.
Sie sah Travis an. Ob er wohl schon bereute, dass er ihr dieses Hochzeitsgeschäft vorgeschlagen hatte? Was für eine Frage. Natürlich musste er es bereuen. Seit sie sich das Jawort gegeben hatten, war eine Katastrophe der anderen gefolgt. Wahrscheinlich wünschte er sie insgeheim zum Mond!
„Wenn ich diesen Dreckskerl in die Finger kriege …“, stieß Travis zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Der ist garantiert schon über alle Berge“, bemerkte Rico. „Und zählt irgendwo sein Geld.“
Julie war es egal, wo dieser Wurm von einem Justizangestellten sich aufhielt. Sie wollte nur wissen, was sie jetzt als Nächstes tun sollten. Ob Travis und sie jetzt überhaupt noch zusammenhielten. Würde er zu ihr stehen, die Abmachung aufrechterhalten? Oder würde er alles auflösen, bevor noch mehr passierte?
Sie hoffte nicht. Denn wenn er sich jetzt von ihr trennte und ihre Ehe auflöste – dann war sie schutzlos der Journalistenmeute ausgeliefert.
„Travis?“ Endlich hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. „Wie geht es jetzt weiter?“
Mit zusammengekniffenen Augen und ohne sie anzusehen stieß er hervor: „Wir fliegen nach Hause.“
„Wir?“
Verständnislos sah er sie an. „Natürlich wir. Oder willst du lieber alleine fliegen?“
„Nein“, sagte sie
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