Verführe niemals Deinen Mann
das Kind eines anderen unterschieben. So ein Doppelspiel zu treiben lag einfach nicht in ihrem Wesen. Dafür war sie zu ehrlich, zu aufrichtig.
Wie hatte er nur jemals glauben können, dass sie mit diesem Jean Claude unter einer Decke steckte? Er hätte ihr von Anfang an vertrauen müssen. Er kannte sie doch nun wirklich lange genug, um zu wissen, dass sie genauso aufrecht und kompromisslos ehrlich war wie er selbst. Wie hatte er sich nur durch die Intrigen dieses Franzosen so beeinflussen lassen können, dass er an ihr zweifelte?
Es war fast ein Wunder, dass sie überhaupt noch mit ihm sprach. Julie war einfach nicht die Art von Frau, die so tief sinken würde. Und er war ein Idiot, dass er das nicht sofort erkannt hatte.
„Danke, dass du mir vertraust“, sagte sie aufatmend.
„Du solltest mir nicht danken“, entgegnete er. „Du solltest stinksauer auf mich sein, dass ich dir nicht von Anfang an geglaubt habe.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ach, manchmal war ich auch ganz schön sauer auf dich“, versicherte sie ihm. „Du hast mich in den vergangenen Wochen oft zur Weißglut gebracht. Und mit dir zu reden ist oft, als würde man gegen eine Wand reden – mit dem Unterschied, dass die Wand besser zuhört.“
Er zuckte kurz zusammen – denn diese Bemerkung brachte es auf den Punkt. Allzu oft war er nicht bereit gewesen, auf Julie zu hören. Immer wollte er seinen Willen durchsetzen, und am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn sie zu allem Ja und Amen gesagt hätte.
„Aber jetzt geht es um etwas anderes“, sagte sie leise. „Um etwas Wichtigeres. Und dass du mir jetzt uneingeschränkt vertraust, macht alles andere wieder gut. Außerdem waren die letzten Monate sowieso alles andere als normal.“
„Das kann man wohl sagen.“ Die Zeit mit Julie kam ihm vor wie eine Achterbahnfahrt. Kaum dachte er, das Schlimmste wäre überstanden, kam die nächste Katastrophe. Er hatte Julie misstraut und sie gleichzeitig begehrt. Sie verdächtigt und wiederum begehrt.
Aber jetzt war das Misstrauen verschwunden. Jetzt blieb nur noch die Leidenschaft und … ja, und etwas Warmes, Tiefes, das … nein, darüber wollte er jetzt nicht nachdenken.
„Travis?“, fragte sie besorgt. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
Er lachte auf. Nichts war in Ordnung mit ihm. Aber das wollte er ihr nicht sagen.
„Ich weiß nicht recht.“ Langsam trat er auf sie zu. „Aber es geht ja jetzt auch nicht um mich. Ist mit dir alles in Ordnung?“ Wieder spürte er diesen übermächtigen Impuls, sie vor allem auf der Welt zu beschützen.
„Ja, mir geht es gut. Mir ist nur ein bisschen mulmig.“ Geistesabwesend streichelte sie ihren Bauch. „Vor allem bin ich froh, dass du die Nachricht so gut aufgenommen hast.“
Es gab ihm einen kleinen Stich, dass sie damit gerechnet hatte, er würde die Vaterschaft anzweifeln. Andererseits wunderte er sich über sich selbst, wie gefasst er sich der Erkenntnis stellte, dass er Vater wurde. Hm, auch darüber lieber nicht weiter nachdenken.
„Du musst zum Arzt gehen.“
„Hatte ich auch vor.“
„Gut.“ Er nickte und organisierte gleich weiter. „Ich möchte dann aber dabei sein.“
„Ja, klar.“
Er holte tief Luft, nahm den Geruch von Zitronen und Vanille wahr. „Du sollst dir über gar nichts Gedanken machen müssen“, sagte er. „Kümmere dich nur um dich. Das ist alles, was jetzt zählt.“
Selig lächelte sie ihn an, und etwas unendlich Süßes durchströmte ihn warm. Eine Botschaft seines Herzens?
Er verdrängte die Vermutung. Stattdessen sprach er einfach weiter: „Wir müssen ein Kinderzimmer einrichten, aber du sollst dich um nichts kümmern. Wir engagieren einen Designer, der eins der Gästezimmer umgestaltet. Oder wir lassen ein Zimmer neben unserem Schlafzimmer umbauen, das ist noch besser. Damit wir das Baby immer in unserer Nähe haben. Dann können wir ruhiger schlafen.“ Mit der Planung fühlte er sich wieder in seinem Element.
Bilder der Harmonie tauchten vor seinem inneren Auge auf. Er und Julie standen vor dem Kinderbett, schauten auf das schlafende Kind. Junge oder Mädchen? „Wir könnten die Wandmalerin anheuern, die für Gina und Adam das Kinderzimmer gestaltet hat“, schlug er vor. „Sie hat alles mit Märchenmotiven geschmückt, das sieht ziemlich gut aus.“
„Travis …“
„Und die Häppchen und das Gebäck für die Weinverkostungen sollst du auch nicht mehr machen“, fuhr er fort. Er ergriff ihren Arm und führte sie zu den Stühlen am
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