Verführe niemals Deinen Mann
je zuvor und gleichzeitig bedrückt. Beschwingt und besorgt.
Wie konnte sie Travis sagen, dass sie sein Kind bekommen würde? Sie hatten schließlich nur eine Ehe auf Zeit geschlossen. So war es von Anfang an abgemacht.
Außerdem – nur weil sie schwanger war, konnte sie nicht bei Travis bleiben, selbst wenn er es wollte. Das war doch sinnlos, wenn er sie nicht liebte. In einer Ehe ohne Liebe würden sie sich gegenseitig auf lange Sicht unglücklich machen. Und das Kind gleich dazu.
„Stimmt etwas nicht?“
Travis’ Stimme riss Julie aus ihren Gedanken. Sie fuhr herum. Er stand neben dem Herd und sah sie an. Wie lange er wohl schon dagestanden hatte? Sofort stiegen Schuldgefühle in ihr hoch, aber sie unterdrückte sie. Sie würde ihm schon noch von der Schwangerschaft erzählen, nur eben nicht sofort. Also kein Grund, sich schuldig zu fühlen. „Hast du mich erschreckt!“, bemerkte sie leichthin.
Er grinste und schnappte sich eines der Zitronentörtchen, die sie erst vor ein paar Minuten aus dem Backofen geholt hatte. Seit sie wusste, dass Travis die am liebsten mochte, machte sie sie häufig. „Vorsicht, die sind noch heiß.“
„Manche mögen’s heiß. Ich zum Beispiel.“
Sie war erregt. Ganz plötzlich, einfach so. Er brauchte nur da zu sein, einfach nur dazustehen, und schon stieg heißes Begehren in ihr hoch. Wie sollte sie nur jemals ohne ihn leben? Wie sollte sie ihr Kind großziehen ohne Travis’ Liebe in ihrem Leben?
Er pustete etwas, dann biss er vom Törtchen ab. „Hm, sehr lecker. Wie immer.“
„Danke.“
„An was hast du gerade eben gedacht?“, fragte er.
Falsche Frage. Jetzt konnte sie es ihm noch nicht sagen. Sie durfte selbst nicht mal an die Neuigkeit denken, denn dann würde er es ihr ganz sicher an der Nasenspitze ansehen. Also an etwas anderes denken. Wie sehr sie ihn liebte. Wie sehr sie sich wünschte, bei ihm zu bleiben. Wie sehr sie sich wünschte, dass er sie auch liebte. Diese Gedanken würden völlig an ihm vorbeirauschen, wie immer. „Ach, an nichts. Ich habe an gar nichts gedacht.“
„Du bist eine schlechte Lügnerin.“
„Das ist doch auch gut so, oder?“ Sie zwang sich zu lächeln und nahm flink und geschickt die restlichen Zitronentörtchen vom Backblech und legte sie auf Gitter zum Abkühlen.
„Ja“, sinnierte Travis. „Das ist wohl gut so.“
Wenn er sie jetzt so ansah, wusste Travis plötzlich keinen einzigen Grund mehr, warum er an ihrer Aufrichtigkeit zweifeln sollte. Sie hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, trug ein dunkelgrünes T-Shirt mit dem Aufdruck des King-Weinguts und verwaschene Jeans. Sie war barfuß, ihre Zehennägel waren hellrosa lackiert.
Und ihre Augen sahen ihn mit einer Offenheit und Ehrlichkeit an, an der er nicht zweifeln konnte.
Er hatte versucht, eine seelische Distanz zu ihr zu wahren, aber das fiel ihm von Tag zu Tag schwerer. Er fühlte sich zu ihr hingezogen. Nachts verlor er sich in ihr, in ihrem Duft, in ihrem Verlangen, das aufloderte, sobald er sie berührte.
Tagsüber schweiften seine Gedanken immer wieder ab, egal ob er nun gerade an Kalkulationen arbeitete oder in Besprechungen saß. Er konnte die Weinberge nicht inspizieren, ohne an sie zu denken, sich zu fragen, was sie wohl gerade tat. Und an den Abenden, wenn sie bei den Weinproben half, empfand er Stolz, sie an seiner Seite zu haben. Sie war überaus freundlich und aufmerksam und gab jedem Besucher das Gefühl, ein besonders geschätzter Gast zu sein. Seit sich die Qualität ihrer Häppchen und Leckerbissen herumgesprochen hatte, waren die Besucherzahlen auf mehr als das Doppelte angestiegen. Das King-Weingut stand besser da als je zuvor – und das war sogar Thomas Henry aufgefallen.
Travis hatte sich um den Weinvertriebsvertrag gar nicht mehr besonders bemühen müssen. Von sich aus hatte ihm Henry ein mehr als faires Angebot gemacht – und abfällige Kommentare über Julie hatte er sich wohlweislich verkniffen.
Travis biss noch einmal vom Zitronentörtchen ab und genoss die exquisite Mischung von süß und sauer, die auf seiner Zunge prickelte.
Süß und sauer. In gewisser Weise beschrieb das auch den Zustand ihrer Ehe auf Zeit. Das Süße: wenn sie zusammen waren und sich nur auf sich konzentrierten. Die Nächte in Julies Armen, das Lachen am Morgen. Die Berührungen ihrer Hände und ihr Seufzen, wenn ihre beiden Körper miteinander verschmolzen. Die wohlig-angenehme Gewissheit, dass sie da war, wenn er von den Weinbergen
Weitere Kostenlose Bücher