Verführe niemals Deinen Mann
heimkehrte. All das war so viel mehr, als er von einer aus geschäftlichen Gründen geschlossenen Ehe erwartet hatte.
Aber es gab auch das Saure. Zum einen stand die leidige Geschichte mit ihrem Exmann zwischen ihnen. Es nagte an ihm, dass sie sich hinter seinem Rücken mit diesem Typen getroffen hatte – selbst wenn er ihre Beweggründe nachvollziehen konnte. Und dann war da dieses ungute Gefühl, wenn er sie zu lange nicht sah – und die bittere Gewissheit, dass sie in weniger als einem Jahr aus seinem Leben verschwinden würde.
Er konnte sich das gar nicht mehr vorstellen. Mit wem würde er sich dann unterhalten? Mit wem würde er darüber streiten können, wie man die Weinverkostung am besten aufzog? Seine Angestellten wagten ja nicht, ihm zu widersprechen. Julie hingegen hatte damit nie ein Problem gehabt. Sie gab nicht klein bei, vertrat ihre Ansichten, ihre Interessen. Deswegen verstand er rückblickend ja auch, dass sie sich mit Jean Claude getroffen hatte. Es gefiel ihm zwar nicht, aber es passte zu ihr.
Jean Claude, das war übrigens noch so ein Thema. Er wandte sich Julie zu und sagte: „Ich habe gerade mit Adam gesprochen. Oder sagen wir: Mein großer Bruder hat mir einen Vortrag gehalten.“
„Worüber denn?“
„Über Jean Claude, merkwürdigerweise.“
Sie zuckte zusammen. „Und …? Was hat er gesagt?“
Travis stützte sich mit beiden Händen auf der Arbeitsplatte ab. Die scharfe Kante der Platte drückte sich in sein Fleisch. Er sah Julie fest in die Augen und erklärte: „Adam hat einen Plan – aber frag nicht nach Details, er macht ein großes Geheimnis daraus. Wenn alles klappt, sind wir Jean Claude für immer los.“
Sie nickte. „Wann soll es losgehen?“
„Sehr bald schon.“
„Gut.“
„Ja.“ Komischerweise sah sie weder glücklich noch erleichtert aus. Und ob er es wollte oder nicht, die alten Zweifel kamen wieder an die Oberfläche: Freute sie sich, dass das leidige Jean Claude-Kapitel endlich sein Ende finden sollte – oder hatte sie Angst, dass ihre geheime Komplizenschaft mit dem Franzosen aufflog? Aber nein, rief er sich zur Ordnung, das kann einfach nicht sein. Er wollte nicht, dass es so war.
Stirnrunzelnd wandte Travis sich zum Gehen. „Ich war der Meinung, du solltest es wissen. Damit du auf dem Laufenden bist.“
„Ja, danke, nett von dir“, antwortete sie, aber sie wirkte geistesabwesend. Aus ihrer Stimme klang keinerlei Freude, eher Sorge, und sie war erschreckend blass um die Nase.
„Ist alles in Ordnung, Julie?“ Travis blieb in der Tür stehen und musterte Julie besorgt. Ja, sie war blass, und ihre sonst so leuchtenden Augen wirkten matt.
„Ja, mir geht’s gut. Ich habe nur so ein komisches Gefühl im Magen.“ Sie versuchte zu lächeln. „Wahrscheinlich habe ich beim Kochen und Backen zu viel abgeschmeckt.“
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, aber Adam blickte skeptisch drein. Wie er schon einmal angemerkt hatte: Sie war eine schlechte Lügnerin.
10. KAPITEL
„Erinnerst du dich an unsere Hochzeitsnacht?“
„Natürlich.“ Sehr lebhaft sogar. Travis starrte Julie an und wartete darauf, was sie sagen würde. Plötzlich wirkte sie ungeheuer nervös, biss sich auf die Lippen, sah ihn an, wandte den Blick ab, sah ihn wieder an. In der Zeit, in der sie zusammen waren, hatte er sie noch nie unruhig erlebt. Besorgt, ja. Verängstigt, stocksauer, störrisch, all das, ja. Aber nie so aufgewühlt und erschüttert.
Bis jetzt.
Und dann ging es ihm plötzlich auf: Er ahnte, warum sie plötzlich so durch den Wind war.
Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder.
„Sag es einfach, Julie.“ Travis bereitete sich innerlich darauf vor, die drei Worte zu hören. Die drei magischen Worte, die alles erklären würden, ihre Unruhe, ihre Anspannung.
„Ich bin schwanger.“
Er hatte damit gerechnet – trotzdem traf ihn die Nachricht wie ein Schlag in die Magengrube. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatte sich alles geändert.
Schwanger.
Er sah auf ihren Bauch. Der war völlig flach. Noch. Sie trug sein Kind in sich. Schon jetzt wuchs das kleine Leben, wuchs und würde weiterwachsen.
Sein Baby.
In Travis’ Kopf arbeitete es. Er wusste nicht, was er denken sollte. Was er fühlen sollte. Ja, wie sollte denn ein Mann reagieren, wenn er plötzlich erfuhr, dass er Vater wurde?
Panisch wahrscheinlich.
Und mit diesem Gefühl hatte Travis keine große Erfahrung. Er wusste nämlich eigentlich immer, was zu tun war. War nie im Zweifel, ob
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