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Verführe niemals Deinen Mann

Verführe niemals Deinen Mann

Titel: Verführe niemals Deinen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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eine seiner Entscheidungen richtig oder falsch war. Er war sich immer sicher. Und jetzt gab es da ein winzig kleines Wesen, wahrscheinlich noch nicht größer als ein Fingernagel, und er fiel in ein großes, großes Loch der Unsicherheit.
    Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Eigentlich war er ein Mann, der gerne am Ruder stand, seine eigenen Entscheidungen traf. Und jetzt fühlte er sich plötzlich dem äußerst launenhaften Schicksal ausgeliefert.
    Travis King … als Vater?
    Verrückt irgendwie.
    Er holte tief Luft. Er hoffte, die Sauerstoffzufuhr würde sein Gehirn durchpusten, sodass er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Aber nichts dergleichen passierte.
    „Wie … wie lange weißt du es schon?“ Spielte es überhaupt eine Rolle, seit wann sie es wusste? Ja. Tat es. Er musste wissen, ob sie es ihm eine Zeit lang verschwiegen hatte – Geheimniskrämerei konnte er nun mal gar nicht leiden. Oder ob sie es ihm vielleicht gar nicht gesagt hätte, wenn er sie nicht vorhin gefragt hätte, ob etwas nicht in Ordnung sei.
    „Ich weiß es seit einer Stunde“, sagte sie und verschränkte die Arme über ihrem Bauch, als ob sie instinktiv ihr Baby schützen wollte. „Ich wollte es dir heute Abend sagen.“
    Seit einer Stunde. Sie hatte es selbst gerade erst erfahren und war, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, genauso überwältigt davon wie er. Ihre großen Augen blickten verwirrt drein. Er konnte es ihr nachfühlen.
    Er spürte eine Beklemmung in der Brust, ein Gefühl, als könnte er nie wieder Luft holen. Wie gebannt starrte er Julie an, als sähe er sie zum ersten Mal. Die untergehende Sonne tauchte ihr rotes Haar in einen goldenen Schimmer. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen wirkten riesig.
    In diesem Moment erschien sie ihm so schön wie nie zuvor. Alles drehte sich in seinem Kopf. Seine Frau. Sein Kind. Alles, was man ihm von Kind an eingetrichtert hatte – sein Wertesystem, seine Ehrbegriffe –, schrie förmlich danach, dass er sie beschützte. Sie umsorgte. Sie vor der großen bösen Welt in Schutz nahm. Am liebsten wäre er auf sie zugestürmt, hätte sie auf seine Arme gehoben und zum nächsten Stuhl getragen: Setz dich, schon dich, steh nicht so lange auf den Beinen.
    Stattdessen stand er nur wortlos da, versuchte zu verstehen, zu begreifen. Vater zu sein, das hatte er nicht eingeplant. Im Gegenteil, er hatte stets Vorsorge gegen diesen Fall getroffen. Grundsätzlich hatte er bei den Frauen, mit denen er zusammen war, Vorsicht walten lassen. Er wollte kein Leben zeugen mit einer Frau, die für ihn nur eine Episode in seinem Leben war.
    Jetzt war er verheiratet – wenn auch nur zeitweilig –, und seine Frau war schwanger.
    „Ich weiß, was du denkst“, sagte sie leise.
    Er lachte kurz auf. „Oh, das bezweifle ich.“ Er konnte die durcheinanderwirbelnde Fülle seiner Gedanken ja selbst nicht ordnen. Da konnte sie es ja wohl erst recht nicht.
    „Du fragst dich, ob das Baby überhaupt von dir ist.“
    Sie brachte es doch immer wieder fertig, ihn zu überraschen.
    Daran hatte er noch überhaupt nicht gedacht.
    Sie hielt immer noch die Arme vor ihrem Bauch verschränkt. Und wie um einen Kampf zu gewinnen, den er noch nicht einmal begonnen hatte, sagte sie mit fester Stimme: „Es ist dein Baby. Es ist nicht von Jean Claude.“
    Er schüttelte den Kopf. „Wovon zum Teufel redest du eigentlich?“
    „Ich weiß, dass du manchmal an mir gezweifelt hast.“ Sie holte tief Luft. „Bei den ganzen Scherereien, die mein Ex uns gemacht hat, kann ich das sogar bis zu einem gewissen Grad verstehen. Aber jetzt geht es um etwas anderes. Jetzt geht es um unser Baby. Und ich will nicht, dass du auch nur einen Augenblick lang denkst, dass …“
    „Halt“, sagte er leise. Er wollte das nicht hören, brauchte es nicht zu hören. Es tat ihm leid, dass sie das Gefühl hatte, so etwas überhaupt beteuern zu müssen. Dass er den Eindruck erweckt hatte, dass er in einer so bedeutsamen Sache an ihr zweifeln würde. „Ich weiß, dass es mein Baby ist, Julie. Unser Baby.“
    Komisch. Nach all dem, was in den vergangenen Wochen passiert war, war er nicht einmal auf den Gedanken gekommen, das Baby könnte von ihrem Ex sein. Aus jetziger Sicht kam es ihm wie ein Witz vor, dass er sich so über das Foto aufgeregt hatte, das den Franzosen zeigte, wie er sie küsste. Ja, damals hatte Travis ihre Treue in Zweifel gezogen.
    Aber bei dieser Sache hegte er nicht den geringsten Zweifel.
    Julie würde ihm niemals

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