Verfuehre niemals einen Highlander
geschlagen und machte weiter, als wäre alles in Ordnung? Wie dumm von ihr zu glauben, dass sie helfen könnte!
Oben von den Klippen, wohin die ersten beiden Ponys geführt wurden, schallte ein Schrei. Dann blitzte es und knallte. Offensichtlich ein Schuss. Mehrere Schüsse, die immer näher zu kommen schienen. Offenbar galten sie den Männern, die Ian dort hinauf geschickt hatte. Bald würde jemand tot sein. Was ging nur in Ian vor?
Inzwischen führten Männer mit verhüllten Köpfen eine ganze Reihe Ponys im Laufschritt an ihr vorbei, während sie sich auf die Fingerknöchel biss, um nicht laut aufzuschreien. Dann waren sie im Dunkel verschwunden wie Geister im Nebel.
Wo war Ian? Erneut hörte sie Schüsse, dann Geräusche wie von einem Handgemenge. Ranald fluchte leise vor sich hin, offensichtlich vor Ungeduld, endlich fortzukommen. Ob Ian an ihr vorbeigeschlüpft war, um sich in das Getümmel zu werfen, während die Schmuggler ihre Beute in Sicherheit brachten?
Eine weitere Gestalt kam auf dem Weg zum Strand hervor; fluchend und schimpfend zerrte er ein widerstrebendes Tier hinter sich her, das empört schnaubte. Plötzlich schoss es wie in Panik vorwärts. Ein weißer Fellblitz rauschte an den hinteren Hufen des Esels vorbei. „Gilly!“, flüsterte Selina scharf.
Der Eselsführer brachte sein Vieh zum Stehen und starrte verdutzt. „Lady Selina?“
„Ah, Logan Gilvry. Der nächste Schwachkopf! Wo ist Ian?“
„Er wird gleich hier sein. Er hilft nur noch, das Boot ins Wasser zu bringen. Damit wir hier wegkommen.“
„Dann geh.“
„Aye. Gilly, treib das Vieh an.“
Der Hund zwickte dem Esel in eine Fessel, der sofort vorwärts sprang und Logan mit sich zog, bis beide dicht gefolgt von Gilly in der Nacht verschwanden.
Mittlerweile war es auf den Klippen still geworden. Die Schmuggler – die vermutlich eine falsche Fährte gelegt hatten – mussten sich wohl aus dem Staub gemacht haben. Zweifellos würden die Zöllner bald merken, dass man sie ausgetrickst hatte, und dann …
Sie musste weg! Sie durfte hier nicht erwischt werden.
Auch Ranald trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
„Gehen Sie schon!“, drängte sie. „Die Soldaten können jeden Moment hier sein. Ich reite los und warne Ihren Laird, während Sie Ihren Männern folgen. Helfen Sie mir nur auf das Pferd, dann können Sie gehen.“
Ranald kratzte sich den Kopf. „Sie gehen zum Laird?“
Sie nickte.
„Also gut, Mylady, aber ich vertraue drauf, dass Sie Ihr Wort halten.“ Er hob sie auf den breiten Rücken des Hengstes und führte ihn auf den Pfad hinaus. „Passen Sie gut auf. Es ist sehr steil.“ Er winkte kurz zum Abschied und hastete den anderen Männern hinterher.
Selina drängte das Pferd den schroffen, geröllübersäten Hang hinab und betete zu Gott, dass das Tier nicht stolperte.
Unten lag ein einsamer, schmaler Strand, nur den Einheimischen bekannt. So hatte Ian es ihr zumindest an jenen fernen Tagen gesagt. Heute wurde ihr klar, dass er sich damals geschämt hatte, mit ihr gesehen zu werden.
Vom Einschnitt des Bachlaufs kam Ian ihr über den Strand entgegen, während hinter ihm ein Boot mit gleichmäßigen Ruderschlägen hinaus auf Meer glitt. Als sie neben ihm hielt, funkelte er sie wütend an.
„Was zum Teufel tust du hier? Ich werde Ranald das Fell …“
„Still. Die Zöllner sind dicht hinter mir!“
Er runzelte die Stirn. „Sie sind dir gefolgt? Verflucht! Was spielst du für ein Spiel?“
„Sie sind mir nicht gefolgt! Sie wissen genau, wo sie suchen müssen, und sie werden jeden Augenblick hier sein. Solange sie noch unterwegs sind, können wir den Weg auf der anderen Seite hinaufreiten.“
Grimmig presste er die Lippen zusammen. „Aye. Halt dich bloß gut fest!“
Sie krallte sich in die Mähne des Pferdes, und Ian rannte ein paar Schritte nebenher und sprang dann mit einem Satz hinter ihr auf. Beeindruckend.
Hinter ihnen dröhnten schwere Stiefel, und laute Flüche begleiteten die auf dem gefährlichen Pfad stolpernden und schlitternden Zöllner.
„Wird Zeit, dass wir verschwinden“, zischte Ian, beugte sich vor und los ging es.
Zwischen seinen harten Schenkeln zu sitzen war nachgerade ungehörig. Ebenso sein um ihre Hüften geschlungener Arm. Doch eingeschlossen in dieser kraftvollen Umarmung fühlte Selina sich vollkommen sicher, obwohl sie doch vor Angst beben sollte.
Hinter ihnen erklang ein Schrei. Die Zöllner mussten die auf dem Sand aufschlagenden Hufe gehört haben. Was
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