Verfuehre niemals einen Highlander
kalt. Ich habe keine Lust, ewig zu warten, bis du es zum Feuer geschafft hast.“ Er setzte sie auf der Decke ab und reichte ihr eine zweite. „Leg die um und zieh die nassen Sachen aus.“ Damit wandte er sich ab. Jetzt bemerkte auch er, dass seine Kleidung triefte und ihm unangenehm am Körper klebte. Er nahm Beau beim Zügel und führte ihn zu einer eisernen Krippe, die ein unternehmungslustiger Vorfahr an der Felswand befestigt hatte. In einem Sack gab es Hafer und Heu, genau für eine solche Gelegenheit gedacht – wenn jemand sich vor der Obrigkeit verbergen musste oder ein Fischer sich vor dem Sturm hierher gerettet hatte.
Soweit er wusste, war die Grotte geraume Zeit nicht benutzt worden, doch einem der Fischer im Dorf oblag die Aufgabe, die Vorräte zu überwachen.
Nachdem er das Heu in die Krippe geleert hatte, nahm er den Sack, um das Pferd trockenzureiben, dann ging er ein Stück den Tunnel zur Landseite hinauf, wo ein Fass mit Regenwasser stand. Der Inhalt schmeckte ein wenig torfig, war aber sauber und frisch. Er füllte zwei Lederflaschen und dann einen Topf für sein Pferd.
Bloß beschäftigt bleiben! Denn all seine Gedanken drehten sich nur darum, wie Selina aus ihren Kleidern schlüpfte und ihren wunderbaren Körper entblößte. Zornig knirschte er mit den Zähnen. Er war nicht mehr der Jüngling aus jenem fernen Sommer, der sich einbildete, in ein Mädchen verliebt zu sein, mit dem er nichts zu schaffen haben sollte. Trotzdem erhitzten die Vorstellungen sein Blut. Und so schlecht fühlte sich das nicht an.
Als er schließlich wieder zurück zum Feuer kam, lagen Selinas Sachen dort ausgebreitet, und sie hatte ihre köstlichen Rundungen eng in die Wolldecke gehüllt. Wie schön sie war! Blass, ihre Lippen ein wenig bläulich verfärbt von der Kälte. Feuchtes Haar ringelte sich um ihr Gesicht und haftete an ihrer Haut. Eine zum Leben erwachte Sagengestalt.
Grinsend sagte er: „Du siehst wie eine Meerjungfrau aus.“
„Ich komme mir eher wie am Strand aufgelaufenes Treibgut vor.“ Ihr tapferes Lächeln, als sie sich durch das feuchte Haar fuhr, rührte sein Herz.
„Ist dir jetzt wärmer?“
Sie nickte. „Was ist mit dir? Solltest du nicht auch …“ Sie verstummte und schaute verlegen fort.
Es war nicht gerade sittsam für ein adeliges Mädchen, sich Gedanken über entkleidete Männer zu machen. Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal, dass es unter seinem Kilt überhaupt etwas zu entdecken gab. Wenn sie auf die eitlen Pfauen aus Edinburgh hörte, war es schließlich die Kleidung, die einen Mann machte.
Doch er würde nicht tropfend hier herumstehen, nur um ihr Zartgefühl zu schonen. „Aye. Es gibt einen Kilt hier, aber nichts Geeignetes für eine Dame. Du wirst warten müssen, bis deine Kleider trocken sind, ehe wir aufbrechen können.“ Er nahm den Packen Kleider, der für die Fischer vorgesehen war, die vom Sturm hierher verschlagen wurden. Oder für die Schmuggler, die dem langen Arm des Gesetzes nochmal entwischt waren.
Er trat aus dem Feuerschein, hängte sich eine Decke um und streifte Frackrock und Hemd ab. Dann rieb er sich mit einer zweiten Decke trocken. Als er sich umwandte, lugte Selina unter langen Wimpern zu ihm empor. Vermutlich merkte sie nicht, dass der Schein des Feuers, der flackernde Schatten über ihre Züge warf, nicht ihre interessierte Miene verbarg.
Er spürte, wie ihm Hitze ins Gesicht stieg. Erröten wie ein Knabe? Doch sicher nicht.
„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, einfach so zum Strand hinunter zu kommen?“, fragte er, schroffer als beabsichtigt. „Das war zwar tapfer, aber töricht.“ Das klang etwas gnädiger, wenn auch immer noch unwirsch.
„Du bist ein Narr, Ian Gilvry“, sagte sie verächtlich. „Sich nur wegen des Brandys in solche Gefahr zu begeben!“
Getroffen funkelte er sie an. „Der Brandy bringt Geld für andere Dinge!“
Verständnislos sah sie ihn an.
Er zuckte die Schultern. Was wusste eine privilegierte Frau wie sie von den Nöten, denen seine Leute ausgesetzt waren. Ihren Vater interessierte einzig die Jagd und die Summe der erschossenen Moorhühner. „Sobald deine Kleider trocken sind, schaffe ich dich nach Hause.“
Langsam wandte sie den Kopf zu seinem Pferd. „Ich habe noch kein Pferd gesehen, das so schwimmen kann.“
„Ich habe mal ein Pferd an das Wasser verloren. Da habe ich mir geschworen, dass es nicht noch einmal passiert.“
„Ich verstehe.“ Zögerlich fügte sie hinzu: „Deine Mutter
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