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Verfuehre niemals einen Highlander

Verfuehre niemals einen Highlander

Titel: Verfuehre niemals einen Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Lethbridge
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sie so verdammt schön war. Nun war sie eine Frau und noch schöner als damals mit sechzehn. Und ebenso lästig wie damals.
    „Ich habe sie schon drinnen getroffen.“ Er verzog den Mund. „Forderte sie auf Carricks Geheiß zum Tanzen auf. Aber sie wies mich ab.“ Er war sich nicht sicher, ob er froh sein oder sich beleidigt fühlen sollte.
    Während des Schwerttanzes hatte er ihren eindringlichen Blick gespürt. Hatte sich bei den letzten Takten in ihrer Schönheit verloren und aus ihren glänzenden Augen und sehnsüchtig geöffneten Lippen Kraft geschöpft. Er hatte sich in die Vergangenheit versetzt gefühlt, hatte für das Mädchen getanzt, das in jenem weit zurückliegenden Sommer frei und ungebunden durch die Heide gestreift war. Ihr schönes Gesicht, ihr lebhafter Sinn hatten ihn eine Zeitlang verzaubert, ehe er endlich zu Verstand kam und sich erinnerte, wessen Tochter sie war.
    Was er sich auch jetzt besser ins Gedächtnis rufen sollte. Selina Albright hatte seiner Familie nichts als Schwierigkeiten beschert. Und wie ein Narr hatte er kräftig dazu beigetragen.
    „Dass sie nicht mit dir getanzt hat, ist nicht verwunderlich, Ian.“
    Er versteifte sich. „Aye. Die Albrights fühlten sich immer schon ein wenig über den Gilvry-Clan erhaben.“
    „Vielleicht sieht sie das so. Aber trotzdem bezweifle ich, dass sie mit dem hinkenden Bein überhaupt tanzen kann.“
    Verblüfft und bestürzt fuhr Ian herum und schaute der Schönheit in dem weißen Kleid hinterher, wie sie am Arm ihres Vaters den Hof überquerte. Das Licht der Fackeln offenbarte grausam das leichte Nachziehen eines Beines.
    Sie hatte ihm den Tanz aus einem völlig anderen als dem von ihm vermuteten Grund verweigert. Irgendwie fühlte er sich seltsam erleichtert.
    Er drehte sich um und schob Logan in die Richtung, in die seine Männer gegangen waren. Dann rief er Niall zu sich und befahl in gedämpftem Ton: „Halt ein Auge auf unseren kleinen Logan. Er beginnt allmählich den Frauen nachzuschauen, und in Carricks Küche gibt es eine Menge davon.“
    Niall seufzte. „Du bist genau so schlimm wie unsere Mutter; ständig sorgst du dich um den Bengel. Du machst es nur schlimmer.“
    „Einen Sohn hat unsere Mutter schon verloren.“ Weil meine Neigung zu einem hübschen Gesicht die Oberhand über meine Vernunft gewann, fügte er in Gedanken hinzu. „Ich werde nicht zulassen, dass sie noch einen verliert.“
    „Dann solltest du dir das mit der Schmuggelfahrt vielleicht noch mal überlegen.“
    „Na, wer macht sich hier nun zu viele Sorgen?“ Ian riss Niall das Pamphlet aus der Hand. „Das kannst du später noch lesen.“
    „Gib es her!“ Niall sprach gefährlich leise.
    Grinsend warf Ian es ihm zu. „Dann steck es ein und konzentrier dich ein einziges Mal auf deine Umgebung.“
    Niall verzog das Gesicht. Schließlich sagte er ernst: „Bruder, sorg dafür, dass dieser Törn nach Frankreich der letzte ist, sonst baumeln wir bald alle am Strick.“
    Mit einer gespielten Zuversicht, die ihm die Kehle zuschnürte, klopfte Ian seinem Bruder auf die Schulter. „Es wird alles gut gehen.“
    Gegen seinen Willen schweifte sein Blick noch einmal zurück zur Terrasse, suchte das Mädchen, dessen Augen ganz unerwartet und merkwürdig zu ihm sprachen. Sie war fort. Umso besser. Auf ihn wartete Arbeit.
    Topaz musste nicht erst gedrängt werden, um zum Galopp zu wechseln. Hochgestimmt von der Geschwindigkeit und dem kühlen Wind, der ihr in die Wangen biss, führte Selina den Wallach ab vom Weg und ins offene Gelände. Endlich konnte sie aufatmen. Auf dem Rücken ihres Pferdes konnte sie ihre Behinderung vergessen.
    Der Duft der blühenden Heide stieg ihr in die Nase. Süß wie der Honig, den man hier erntete, und ein wenig erdig. Sie berauschte sich am Anblick der Hügel, die in einem purpurnen Nebel lagen. Wildes, unversöhnliches Land, doch so grandios, dass einem das Herz wehtat.
    Sie hatte vergessen, wie rasch sie damals als Kind sich in diese Landschaft verliebt hatte, praktisch auf den ersten Blick. Hatte es absichtlich vergessen. Denn wenn sie sich erinnerte, musste sie erneut den Schmerz durchleben, dass sie alleingelassen und getäuscht worden war. Und den sie nie wieder erleiden wollte.
    Sie lächelte über sich selbst. Derartige weinerliche Gedanken passten nicht zu einem so herrlichen Tag. Lebe heute, plane die Zukunft, und lass die Vergangenheit ruhen. Weiß Gott, früher hatte sie genug Fehler gemacht, die gerne vergessen werden

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