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Verfuehre niemals einen Highlander

Verfuehre niemals einen Highlander

Titel: Verfuehre niemals einen Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Lethbridge
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Wie alle. Verärgert knirschte sie mit den Zähnen.
    Vor einem Jahr noch wäre es ein Leichtes gewesen, aufzuspringen und sich von ihm in den Sattel helfen zu lassen. Heute war es unmöglich, einfach aufzusteigen und das Pferd mit ihren schmerzenden Muskeln im Zaum zu halten. Wäre sie doch nicht so weit hinaus geritten!
    Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln und sah zu ihrer Genugtuung, dass seine Augen sich trübten. „Ich glaube, ich bleibe ein bisschen hier und genieße die Aussicht. Machen Sie sich nur keine Mühe.“
    Er runzelte die dunklen Brauen und murrte etwas in Gälisch vor sich hin; zweifellos einen Fluch. Sie selbst hätte gerade auch gern geflucht.
    „Dann wünsche ich einen guten Tag, Lady Selina. Komm, Gilly.“ Er machte eine knappe, steife Verbeugung und schritt davon, den Hügel hinauf.
    Der Hund legte sich neben ihr ins Heidekraut.
    „Geh“, befahl sie und stupste das Tier ein wenig. Es sah sie mit braunen, munteren Augen an.
    Ohne sich umzuschauen, stieß Ian einen Pfiff aus. Der Hund blieb, wo er war.
    Schwer seufzend kam Ian zurück; noch im Gehen zog er eine Leine aus der Tasche. „Ich muss mich erneut für die schlechten Manieren meines Hundes entschuldigen.“ Damit legte er dem Tier die Leine an und zog scharf daran.
    Winselnd zog der Hund in Selinas Richtung. Dann schob er seine Nase in ihre Hand.
    „Geh!“, befahl sie wieder, verzweifelt bemüht, die beiden loszuwerden, damit sie endlich, ohne ihren Stolz noch mehr verletzt zu sehen, nach Hause humpeln konnte.
    Jäh musterte er sie mit scharfem Blick. „Können Sie aufstehen?“
    Er wusste es. Natürlich. Er hatte sie auf Carricks Ball gesehen. „Mir ist noch nicht danach. Warum nehmen Sie nicht einfach Ihren Hund und gehen?“ Bestimmt würde sie ihm nicht die Genugtuung geben, sie ihrem Pferd hinterher humpeln zu sehen.
    Ian schaute auf die zierliche, dunkeläugige Schönheit, die da vor ihm im Heidekraut saß. Er glaubte nicht eines ihrer Worte. Ihre angespannten Lippen zeugten von Schmerz – und von Demütigung.
    „Ich gehe, wenn ich Sie sicher zu Hause weiß.“ Wieder streckte er ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen.
    Sie seufzte und legte ihre kleine Hand in die seine. Als sie aufstand, zog sie scharf den Atem ein. Es tat ihm im Innersten weh. Verdammtes, störrisches Weib! Sanft ließ er sie wieder zu Boden sinken und kauerte sich neben sie. „Ist es das Bein?“
    Röte schoss ihr in die Wangen. „Zum Teil, wenn Sie es unbedingt wissen müssen. Hauptsächlich liegt es daran, dass ich nach langer Zeit zum ersten Mal wieder im Sattel saß. Ich war zu lange unterwegs. Bestimmt geht es mir bald besser, aber danke für Ihre Sorge, Mr Gilvry.“
    Früher war er für sie schlicht und einfach Ian gewesen, und sie war ein wildes Ding, das die Hügel um Dunross durchstreifte und permanent mit seinen jüngeren Brüdern stritt, da die Gilvrys und die Albrights Todfeinde waren.
    In jenem Sommer hielt er sich meistens bei seinem Onkel Carrick auf. Kurz bevor er zurück in die Schule nach Edinburgh musste, traf er sie zufällig eines späten Abends, ohne zu wissen, wer sie war. Sie hatte sich in einem Kaninchenloch den Fuß verstaucht, und er half ihr und trug sie auf seinen Armen nach Hause.
    Nicht nur ihr hübsches Gesicht und ihre aufblühende Weiblichkeit fesselten ihn, sondern auch ihre Lebenslust und ihr ungekünsteltes Geplauder. Sie behandelte ihn wie einen Mann, nicht wie einen Jüngling, und in ihren warmen braunen Augen las er Heldenverehrung – eine willkommene Abwechslung nach den faden Schulbüchern und Lehrstunden über Gutsverwaltung.
    Danach trafen sie sich öfter, bis sie unten am Meer, bei der Balnean Cove , von seinen Brüdern entdeckt wurden. Das war nicht gut ausgegangen.
    „Scheint wohl so, als müsste ich Sie erneut nach Hause tragen“, sagte er, wobei er sich fragte, ob sie sich ebenfalls erinnerte. Kurz darauf hätte er sich am liebsten getreten, denn ein dunkler Schatten legte sich über ihre sherryfarbenen Augen. Natürlich erinnerte sie sich. Doch zweifellos erinnerte sie sich auch an seine groben Worte.
    Obwohl längst Jahre dahingegangen waren, hatte er sich später eindringlich bemüht, seine Grausamkeit wieder gutzumachen, als sie ihn, den Narr, der er war, um Hilfe bat. Zu weichherzig; das hatte sein Großvater schon immer gesagt. Für diese Weichherzigkeit hatte Drew bezahlen müssen. Nun, inzwischen hatte er sich verändert. Es waren jetzt zu viele Menschen von ihm

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