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Verfuehre niemals einen Highlander

Verfuehre niemals einen Highlander

Titel: Verfuehre niemals einen Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Lethbridge
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durften.
    Eine halbe Stunde später wünschte sie, sie wäre auf dem Weg geblieben. Nach den langen untätigen Monaten machten ihr nun die Muskeln zu schaffen. Sie musste sich fest im Sattel halten. Als Mädchen war sie noch mühelos im Herrensitz über dieses raue Terrain geritten. Nun, als erwachsene Frau, kam der Herrensitz selbstverständlich nicht in Frage. Sie rieb ihr Bein und zog eine Grimasse, als ihr einfiel, dass es ein Glück war, überhaupt noch zu reiten, dass sie sich nicht umgebracht hatte – oder gar jemand anderes. Sie zügelte ihr Pferd und wendete es.
    Ein schwarz-weißer Collie schoss aus dem Heidekraut hervor und schnappte unter lautem Gebell nach Topaz Beinen. Das Pferd bäumte sich auf. Aus dem Gleichgewicht gebracht klammerte sich Selina an seine Mähne, wurde aber gleich noch einmal durchgeschüttelt, als das Tier mit den Hufen auf den Boden stapfte und heftig bockte. „Ruhig, Junge!“, rief sie und kämpfte mit den Zügeln, während Topaz sich im Kreis drehte und schließlich ausschlug, um den Fängen des Hundes zu entkommen. Der Ruck hob Selina weit aus dem Sattel, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich aus den Steigbügeln zu befreien und aus dem Sattel zu gleiten. Fluchend landete sie auf ihrem Gesäß. „Dummes Hundetier!“, schimpfte sie und betrachtete den verstört mit den Augen rollenden Topaz. Verflixt! Ohne Hilfe würde sie niemals zurück in den Sattel kommen. Sie würde Topaz am Zügel führen müssen. Ihre erste Gelegenheit, wieder zu reiten, hatte ein katastrophales Ende genommen.
    Unter beruhigenden Worten versuchte sie, nach den Zügeln zu greifen, doch der nervöse Wallach schlug mit dem Kopf und wich aus.
    Zweimal verflixt!
    Ihr Oberschenkel pochte protestierend. Sie hatte ihn sich doch wohl nicht erneut gebrochen? Bei dem Gedanken wurde ihr fast übel. Nein, da war nicht dieses grässliche Knacken zu hören gewesen, außerdem tat ihr Hinterteil weh; ihr Stolz war verletzt, nicht ihr Bein. Langsam, beruhig dich. Sie musste nur aufstehen und Topaz einfangen. Zwar würde sie lange laufen müssen, aber sie konnte es schaffen.
    Mühsam zwang sie sich auf die Knie.
    „Lady Selina! Sind Sie es?“
    Sie fluchte innerlich. Auch das noch! Natürlich war das genau diese tiefe Stimme, an die sie sich so gut erinnerte. Sie schaute auf.
    Im Kilt, mit feurigem Blick, das schwarze Haar zerzaust vom Wind, fügte sich Ian Gilvry perfekt in die heideüberwucherte Hügellandschaft ein. Wie früher schon.
    Einem sechzehnjährigen Mädchen war er heroisch und romantisch erschienen, besonders, da er sie bei ihrem ersten Zusammentreffen nach Hause getragen – und sie beim Absetzen am Tor geküsst hatte, schüchtern, ungeschickt. Völlig betört hatte sie immer wieder Mittel und Wege ersonnen, sich mit ihm zu treffen. Wieder und wieder.
    In ihrer Unschuld hatte sie angenommen, er habe sie gern.
    „Sind Sie verletzt?“, fragte er, als er auf sie zuschritt. Besorgt musterte er sie, dann streckte er ihr seine große, sonnengebräunte Hand entgegen, um sie auf die Füße zu ziehen.
    Sie ignorierte diese Geste. Stattdessen ließ sie sich wieder ins Heidekraut zurücksinken und bedeckte ihre Füße züchtig mit dem Rocksaum des Reitkostüms. „Danke, mir geht es gut.“
    Er trat zurück, stemmte die Hände in die Hüften und legte den Kopf schief. „Sie sind vom Pferd gefallen?“
    Mit einem Blick auf Topaz, der mittlerweile, nur ein paar Fuß entfernt, munter an dem harten Gras rupfte, erklärte sie: „Sagen wir, schneller abgestiegen als geplant. Das Pferd hat sich vor Ihrem Hund erschreckt.“
    Seine fein geformten Lippen lächelten breiter. „Was, eine so exzellente Reiterin lässt sich durch ein kleines Hündchen aus dem Sattel heben?“
    „Der Hund sollte angeleint sein. Wenn das Pferd verletzt worden wäre, würde Sie das teuer zu stehen kommen.“ Was tat sie da? Sie wollte sich mit dem Mann doch auf kein Wortgefecht einlassen! Warum stand sie nicht einfach auf und ging weg?
    Seine Augen waren so blau wie der Himmel über ihnen. „Gill ist noch nicht vollständig ausgebildet. Bitte entschuldigen Sie, wenn er Ihr Tier erschreckt hat.“
    Ihr blieb der Mund offen stehen. Gilvrys entschuldigten sich nicht bei Albrights. Das war eine Frage der Ehre.
    „Entschuldigung angenommen.“ Sie starrte an ihm vorbei ins Weite. Er sollte gehen!
    „Erlauben Sie mir, Ihnen wieder in den Sattel zu helfen“, murmelte er. Sie konnte ihn kaum verstehen.
    Freundlich. Voller Mitleid.

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